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Erst kommt das Geld, dann der Mensch

Geld

Der Weg in ein Pflegeheim ist nicht nur deswegen steinig weil es schwierig ist dort einen Platz zu bekommen, es bedeutet auch ein Stück weit seine Eigenständigkeit aufgeben zu müssen. In wie weit dies wirklich zutreffend sein muss hängt ganz allein von der Einrichtung ab. Der gebotene Rahmen sprich der Umgang mit den Bewohnern kann hier durchaus Geborgenheit und das Wissen vermitteln, „gut aufgehoben“ zu sein. Unter dem Strich also etwas, was man für weit über 3000 Euro pro Monat schon erwarten könnte.

Zum Pflegenotstand und dessen (Mit-)Gründe hatte ich schon vor langer Zeit einen Beitrag geschrieben. Gutes Pflegepersonal stellt natürlich eine der wichtigsten Säulen für die erwähnte Geborgenheit dar. Allerdings gehört auch Verwaltung bzw. Organisation eines Heims mit zum Wohlfühlen eines Menschen dazu. In allen genannten Komponenten sind Schwachstellen zu finden. Dies wurde mir in den letzten Wochen und Monaten deutlich vor Augen geführt. Es ist immer etwas anderes ob man davon in der Presse liest oder ob man selbst davon betroffen ist – wenn auch „nur“ als Angehöriger.

Über 3000 Euro pro Monat für einen Pflegeplatz ist eine ordentliche Menge an Geld. Dafür sollte man schon eine fachgerechte Pflege / Betreuung erwarten können. Was in diesem Preis nicht enthalten sein sollte sind „herablassende Äußerungen“ dem Pflegebedürftigen gegenüber – auch wenn dies vom Personal vielleicht scherzhaft gemeint ist. Denn über Krankheitsbilder egal welcher Art macht man grundsätzlich keine Scherze, der Betroffene hat sich das schließlich nicht selbst ausgesucht.

Umquartierungen innerhalb des Heimes werden ggf. nötig – keine Frage. Das Mindeste ist jedoch, dass die Angehörigen von dieser Umquartierung unterrichtet werden und diese nicht während einer vorübergehenden Abwesenheit „stillschweigend“ vollzogen wird. Ein Heimvertrag ist schließlich nichts anderes als ein Mietvertrag. Noch kurioser erscheint so ein Vorgang, wenn das „neue“ Zimmer den vertraglichen Vereinbarungen überhaupt nicht entspricht und als solches auch gar kein Bewohnerzimmer ist.

Es würde sich jeder Mieter wahrscheinlich herzlich bedanken, wenn er – von was auch immer – zurückkommt und plötzlich in eine andere Wohnung umgezogen wurde. So ein kleines bisschen gehört dies auch zur Würde eines Menschen ihn nicht wie ein Möbelstück herum zu schieben.

So einen Lebensabend hat weder meine Mutter noch eine pflegebedürftige Person bzw. generell ein Mensch verdient und schon gar nicht für diesen Preis!

Ich kann nur jedem Angehörigen empfehlen genau hinzusehen was mit seinen Familienmitgliedern so passiert.

Nur kassieren und dafür nur teils geminderte Leistungen zu erbringen geht nämlich gar nicht! Es geht hier nämlich um Menschen, nicht um in ein Regal einsortierte Schrauben.

11 Gedanken zu „Erst kommt das Geld, dann der Mensch“

  1. Wenn ich von soetwas höre oder -wie in diesem Fall- lese, schwillt mir doch etwas der Kamm. Leider ist dies ja kein Einzelfall, wie viele Berichte in den unterschiedlichsten Medien zeigen.
    Mag ja sein, dass wir einen Pflegenotstand haben, der sich mit der neuen Wehrreform sicherlich nicht bessern wird. Aber für über 3000 Euro kann man sich ja schon fast in ein Hotel einmieten.
    Ich hoffe, ihr habt jetzt was besseres gefunden. Und im Zweifelsfall muss man dann doch evtl. auch mal Namen nennen, um andere zu warnen.

    1. Wir haben etwas anderes gefunden. Allein schon von der Organisation her etwas ganz anderes. War ein Zufallstreffer so kurzfristig um Ersten.

      @Stephan: Das mit dem „Namen nennen“ möchte ich noch nicht ganz ausschließen. Kommt jetzt ganz darauf an wie die Heimleitung reagiert… auch nach hinten raus.

      @Kay: Mit der Moral ist es nicht weit her. Da hängen zwar Urkunden herum die vom Gegenteil sprechen, doch Papier ist bekanntlich geduldig. Theorie und Praxis gehen hier doch deutlich auseinander.

      @Frank: Der kritischere Blick wurde bei neuen Heim angewandt, da kannst D Dir sicher sein.

      @Sven: Stimme ich Dir vollkommen zu. Doch leider hat man im Fall der Fälle leider nicht die Wahl. Eigentlich kein Problem… doch in solchen Heimen wohl schon.

  2. Unglaublich, was teilweise mit alten Menschen in den Heimen so passiert. Das ist sicherlich nicht das einzige Heim. Es ist auch schlimm, dass man teilweise nichts davon mitbekommt, wie man die oft wehrlosen Menschen behandelt. Moralische Schuldgefühle scheint die Heimleitung und so mancher Pfleger in den Altersheimen auch nicht zu haben. :evil:

  3. Unglaubliche Zustände. Daher von Dir die einzig richtige Reaktion, raus da, und ein anderes Heim suchen.
    Solche Erfahrungen helfen ja auch einen kritischeren Blick auf die neue Einrichtung zu werfen, auch wenn man auf solche getrost verzichten kann.
    Viel Glück bei der Suche nach einer anderen Einrichtung, was sicherlich nicht leicht ist, da es sich wahrscheinlich nicht um einen Einzelfall handelt. :evil:

  4. Wenn man so etwas liest, dann kann man alten Menschen eigentlich nur wünschen das sie so lange wie möglich selbstständig leben können und nicht in ein Heim müssen. Und man bekommt Angst, Angst vor dem eigenen Alt werden und Angst davor, dann auf Hilfe angewiesen zu sein.

  5. Das ist fast eine spiegelbildliche Beschreibung dessen, was ein guter Freund aus Cuxhaven mit seiner Mutter erlebt in Bezug Essen, Unterbringung et. Allerdings ist der finanzielle Einsatz mit rd. 2500 Euro etwas niedriger, ist eben Hamburg… ;-)

    1. @Fischkopp: Auch „nur“ 2500 Euro sind erheblich zu viel für solch eine Leistung. :wink:

      @Frau Momo: Willkommen bei Nicht spurlos. Dass es sich bei meinen Erlebnissen um keinen Einzelfall handelte war mir klar. Man hört bzw. liest nur selten darüber. Ganz getreu dem Motto „im Dunkeln ist gut munkeln“. Problematik ist, dass leider viele „Alten“ sich nicht wehren können oder aus Angst wollen. Und mit denen treibt man dann Schindluder. Traurige Erkenntnis, aber leider eben Fakt.

  6. Miese Erlebnisse dieser Art mußte ich miterleben in einem ebenfalls nicht gerade preiswerten Heim einer Wohnungsbaugenossenschaft. Wäre ich da nicht täglich hingefahren und hätte geguckt, wie es meiner Oma geht, wäre es ihr dort noch schlechter gegangen. Mir ist da täglich der Kragen geplatzt.
    Mein Mann ist da vom Fach und sollte es mal bei uns soweit sein, hoffentlich noch in der Lage genau hinzugucken. Er erkennt schlechte Pflege schon am Geruch….

  7. Mich würde interessieren, ob das Heim auf den Kündigungsfristen besteht? Hat es den Vertragsbruch etwa von sich aus eingeräumt? Oder muss ein Rechtsanwalt eingeschalten werden? Das würde die Kosten ja weiter in die Höhe treiben.

  8. Altenheime werden immer häufiger von gewinnorientierten Unternehmen geführt. Das ist mehr als gruselig.
    Als ich vor mittlerweile 17 Jahren im Altenheim gearbeitet habe war ich mit meiner abgebrochenen Krankenpflegeausbildung einer der Qualifiziertesten Mitarbeiter. :) Und wenn ich mich umhöre, dann wäre ich das in vielen Heimen wohl heute noch. Auch das ist schlimm.
    Ich wünsche dir und deiner Mutter alles Gute.

  9. Die Einrichtung weist alle Vorwürfe von sich – war ja leider nicht anders zu erwarten.

    Ich lass es damit aber nicht gut sein. Zum Glück gibt es entsprechende Behörden die hier noch ein Treppchen höher stehen. Mal sehen was die dazu meinen oder ob auch hier nur das Schulterzucken kommt.

    Zum Glück beweist die neue Einrichtung, dass es auch völlig anders geht. :yes:

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