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Modernes Raubrittertum bei den Krankenkassen

medizin

Noch vor einem Jahr prahlten die Krankenkasse damit keine Zusatzbeiträge zu verlangen, weil sie 2008 einen Überschuss im Milliardenbeireich erzielt haben. Auch im ersten Halbjahr 2009 sprach man ebenfalls von Überschüssen bei den gesetzlichen Krankenkassen, diesmal 1,2 Milliarden Euro. „Für wirtschaftlich schwierige Zeiten gewappnet“ bezeichnete im Herbst 2009 das Gesundheitsministerium die Finanzreserven der Kassen.

Was müssen bei den Krankenkassen doch für mathematikschwache Leute sitzen. Oder warum werden jetzt plötzlich Zusatzbeiträge zwischen 8 und 37,50 Euro pro Monat fällig? Will man wieder Glaspaläste für die Kassenzentralen bauen? Oder braucht man einen neuen Lichthof im Eingangsbereich, ausgelegt mit Perserteppichen? Wollen etwa die Vorstände ihre Gehälter zu Lasten der Mitglieder aufbessern?

Es ist wirklich zum Kotzen was sich die Krankenkassen hierzulande alles herausnehmen. Streichungen im Leistungskatalog und Verabreichung von Billigmedikamenten liegen an der Tagesordnung. Und zu allem entscheiden dann auch noch die Krankenkassen „am grünen Tisch“, wer welche Medikamente bekommen darf und wer nicht – Kosten-Nutzen außen vor gelassen.

Zu einem Billigmedikament, das zusätzliche Probleme verursacht werden dann noch weitere Pillen verschrieben um diese wieder zu beheben. Beide Rezepte zusammen kosten der Krankenkasse mehr, als ein „vernünftiges“ Medikament. Und das nennt sich dann Sparmaßnahme. Auch hier schlägt die Mathematikschwäche der Führungsetagen bei den Krankenkassen wieder voll zu.

Mit Therapiefreiheit hat das alles nichts mehr zu tun. Es müsste nur eine Krankenkasse geben die bei diesem miesen Spiel dauerhaft nicht mitmacht. Und wenn dann alle Versicherten dort hin wechseln, würden sich die Herren Vorstände der Abzockerkassen am nächsten Ersten fragen „wo bleibt mein Gehalt“!

14 Gedanken zu „Modernes Raubrittertum bei den Krankenkassen“

  1. Mathematik schwach sind nicht nur die Krankenkassen auch die Politiker sind das, noch um einiges offensichtlicher als manche Krankenkasse. Davon mal abgesehen, was kannst und und willst du nun tun? Dich dagegen wehren, indem du eine Öffentliche Meinung bildest?

    Das wäre meine Meinung nach der erste Schritt in die richtige Richtung, die Öffentlichkeit an die vergangen vollmundigen Aussagen erinnern. Denn ist die Öffentlichkeit erst empört, lebt es sich nicht mehr ungestört. :mrgreen:

    1. @Lexx Noel: Das Bilden einer öffentlichen Meinung ist zunächst mal nicht falsch, obwohl ich das erstrangig nicht vorhabe. Ich schreibe einfach Dinge die mich bewegen, aufregen oder was auch immer. Und ich bin sicher, dass ich mit meiner Meinung nicht ganz alleine bin. Doch da liegt der Knackpunkt in Deutschland – „ja nicht laut denken“.

      @Sebastian: Das allerschlechteste wäre es bestimmt nicht. Zumindest wäre dann die Alleinherrschaft der Kassen ausgebremst, denn so kann es auch nicht weitergehen. Beitrag, Zuschlag zum Beitrag, Praxisgebühr und Eigenanteil an Medikamenten. Natürlich gilt auch zu bedenken, dass der Staat dann wiederum die Macht in Händen hätte Beiträge & Co. zu bestimmen. Garantiert keine einfach Angelegenheit, aber so wie derzeit… so auch nicht!

  2. Das Problem sehe ich nicht unbedingt bei den Kassen, denn fuer die explosierenden Kosten z. B. bei den Medikamenten sind sie nun mal nicht verantwortlich, das hat einfach andere Gruende. Aehnlich ist es auch bei den Aerzten, bzw. Kliniken. Dazu kommt eine fuer die Versicherten verheerende Lobbyarbeit. Die Einzigen, die keine Lobby haben, sind die, die es mit steigenden Beitraegen und Leistungsausschluessen bezahlen muessen, also die Versicherten.

    1. @Oldman: Unter Berücksichtigung meines letzten Kommentars hast Du natürlich Recht. Ich will auch keinesfalls behaupten, dass sich alles zum Besseren wenden würde, gäbe es nur eine Krankenkasse – zumindest nicht zwangsläufig. Du wirst mir aber doch bestimmt zustimmen, dass die derzeitige Vorgehensweise und die der letzten Jahre nicht als akzeptabel eingestuft werden können.

      @Aquii: Stimmt, die Pharmaindustrie (Made im Speck Prinzip) trägt auch ihren teil bei, indem die Medikamente nicht unbedingt günstiger werden. Auch dort sollte ein Riegel vorgeschoben werden. Ein nicht außer Acht zu lassender Aspekt sind aber Kosten, die sehr wohl von Krankenkassen gesteuert werden bzw. in jedem Falle beeinflussbar sind. Unsinnige Doppeluntersuchungen sind ein solcher Faktor oder auch das experimentelle Verordnen von Medizin. Nicht zuletzt die von mir im Beitrag erwähnte Billigmedizin (zwei Medis kosten mehr als ein gutes).

      Auch der Umstand, dass von den Ärzten eine telefonische Terminvereinbarung bereits als „kostenpflichtige telefonische Beratung“ abgerechnet wird. Beispiele gibt es bestimmt noch mehr. Unter dem Strich wären Kostenreduktionen ohne ständige Zusatzabgaben jederzeit möglich. Aber warum sollten die KKs das tun, die bescheuerten Mitglieder zahlen ja anstandslos.

  3. @Oldman : Was würde sich ändern ? Was ist denn der Unterschied zwischen der Krankenversicherung und der Arbeitslosenversicherung zum Beispiel ?

    Wenn der Staat die Versicherungen übernehmen würde wäre es wahrscheinlich zum einen ein Bürokratieabbau und zum anderen sicherer und fairer für die Versicherungsnehmer.

    Nun, ist wie Thomas schon sagt sicher auch nicht die perfekte Lösung die es wahrscheinlich nicht geben wird, aber das würde den kapitalistischen Gedanken aus diesem Sozialsystem dann mal rausnehmen und alle Menschen gleich behandeln, ohne Vorzugsprivatversicherte und dergleichen.

    Und wenn einem die Medikamentenpreise nicht passen und man die Möglichkeit hat, man bekommt oft die gleichen Medikamente von den gleichen Firmen auf der anderen Seite dr Staatsgrenze günstiger, was sich dann lohnt wenn man mal nach Venlo oder dergleichen fährt.
    Teilweise sehr merkwürdig das dann dort die Sachen nur die Hälfte kosten.

  4. @Sebastian
    Wir sprechen hier von der Zusammenfassung der gesetzlichen Kassen in einer vom Staat geführten Kasse. Die Privaten sind in der Diskussion erst mal nicht relevant. Wenn man die sog. Reformen der Krankenversicherung betrachtet, die von den unterschiedlichen Regierungen der letzten zwanzig Jahre durchgeführt wurden, hat man eine ungefähre Vorstellung davon, wie eine staatlich geführte Krankenversicherung aussehen wird. Nur die Zusaamenführung der gesetzlichen Kassen in eine staatlich geführte wird nichts zum Besseren ändern. Der Vergleich mit der Arbeitslosenversicherung hilft hier im Übrigen nicht weiter.

  5. @oldman: Klar weiß man nicht ob es dann besser wird oder nicht. Aber ich würde alle miteinbeziehen, vor allem die Privaten Kassen.

    Der Vorteil wäre, wenn alles verstaatlicht würde sicherlich das der ganze sinnlose Verwaltungsapparat ein wenig kleiner werden würde und nicht mehr jede Kasse ihre Manager von dem Geld bezahlen bräuchte.

    Jetzt bekommen die Kassen doch schon vorgegeben welche Leistungen sie zu erbringen haben, also würde sich nicht viel ändern wenn es eine Staatliche Versicherung machen würde.

  6. Was mich dabei so frustriert ist, dass unsere Regierung (egal ob nun diese oder die nächste) ja überhaupt erst eine Grundlage für diese Zusatzbeiträge geschaffen hat und sich nun hinstellt und uns empfiehlt die Krankenkasse zu wechseln.

    Was mache ich denn, wenn nun alle den Beitrag erheben und sich vielleicht noch im Preis absprechen (was im Falle der Krankenkassen noch nicht mal verboten wäre). Was haben unsere Obermotze da oben denn dann für tolle Vorschläge? „Wechselt in die Private wenn ihr es euch leisten könnt, aber vorher heben wir mal wieder die Grenze für den Austritt aus der gesetzlichen an.“

    Mich macht das Thema echt sauer. Wir pulvern alle zusammen so viel Geld in UNSER Gesundheitssystem und bekommen immer weniger zurück. Wieso z. B. zahlt mir meine Krankenkasse keinen Zuschuss zu meiner Brille mehr? Ich kann ohne Brille schlicht weg nicht arbeiten. Warum muss ich hunderte von Euro für Zahnbehandlungen auf den Kopf hauen?

    Ich arbeite nun seit 10 Jahren und habe grob überschlagen vielleicht 10% an Kosten verursacht, von dem was ich da eingezahlt habe.

    1. @Gilly: Das wurde hier ja schon mehrfach erwähnt, wenn alle KKs mitziehen und die Preise anheben nützt auch der vermeintlich beste Wechsel nichts – wir zahlen immer und bei jedem. Auszuschließen dass es so kommt ist es definitiv nicht. Es kann durchaus sein, dass manche Kassen sogar damit kalkulieren einen Zustrom zu erfahren und erst dann nachziehen – doppelt gemoppelt.

      Deine Beispiele mit Brille und Zähne treffen auf sehr viele Versicherte zu. Man könnte meinen die Versicherten würden sich eine Brille einfach nur so zulegen oder zur Freitzeitbelustigung eine Brücke bzw. Gebiss anfertigen lassen. Dein Zorn steht garantiert nicht alleine da, der zieht sich durch nahezu alle Schichten unserer Bevölkerung. Private Versicherungen sind vielleicht etwas besser, glänzen aber auch nicht überall. In Frage kommen sie lange nicht für uns.

      Mit den Krankenkassen ist es wie mit der Rentenversicherung, das was Du einzahlst bekommst Du nicht mehr zurück. Immer das Gejammere, „wir haben kein Geld“ und dann Prunkbauten hinsetzen. Und dabei nehmen Krankenkassen auch Beiträge von Verstorbenen ein, wenn der Hinterbliebene Rente/Pension von ihm bezieht. Normal ist das nicht.

  7. Hallo Zusammen,

    mich regt es auch auf, dass meine Krankenkasse jetzt die 8€ monatlich erhebt und ich überlege zu wechseln.
    Zwar kann ich mir nicht sicher seine, dass meine zukünftige Krankenkasse nicht auch demnächst einen Beitrag erhebt, aber ich habe zumindest schonmal etwas getan.

    Jetzt stellt sich mir allerdings die Frage, ob KK bei denen man länger Mitglied ist eventuell kulanter bei gewissen Dingen sind, oder haben die sowieso keinen Spielraum?!? Oder haben Leute die ständig wechseln eventuell Nachteile, wenn die KK das mitbekommen?

    Was macht ihr denn? Wechselt ihr?

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