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Rote Karte für GoGreen der Post

GoGreen Post

Die Deutsche Post sieht sich selbst als „bedeutender Motor der internationalen Vernetzung“. Dass dies bei der Briefpost als auch bei der Paketpost (DHL) zutrifft soll nicht bestritten werden. Statistiken zufolge werden bei der Deutschen Post AG täglich 70 Millionen Briefe befördert, eine Größenordnung die ganz sicher eine sehr gute Logistik erfordert.

Mit dem E-Post-Brief startete die Deutsche Post im Juli 2010 die Möglichkeit Briefe übers Netz zu verschicken.

Getestet habe ich diesen Dienst in der Vergangenheit bereits zweimal. Anfangs waren – wie das bei neunen Diensten eben so ist – etliche Probleme beim E-Post-Brief festzustellen. Aber auch nach zwei Jahren Laufzeit gab es immer noch Gründe den E-Post-Brief als nicht wirklich ausgereift zu sehen.

Trotz dieser Problemchen habe ich den Dienst immer wieder und gerne genutzt, weil es einfach praktisch ist vom Schreibtisch aus „herkömmliche Briefe“ zu versenden ohne ein Postamt oder den Briefkasten aufsuchen zu müssen. Das Einstellen der Verschlüsselung beim E-Post-Brief im Herbst diesen Jahres sehe ich zwar mehr als einen Rückschritt, abgehalten hat es mich jedoch nicht den Dienst zu verwenden.

Wo GoGreen steht muss auch GoGreen stattfinden

Kürzlich ist mir wieder einmal mehr die teils sehr lange Laufzeit von Einschreibebriefe aufgestoßen. Verschickt am 28.11.2012 und beim ortsgleichen Empfänger am 30.11.2012 zugestellt. Bei einem Blick in die Sendungsverfolgung der Deutschen Post fiel mir etwas auf, was mit dem  GoGreen-Gedanken des Unternehmens  für meine Begriffe nicht so ganz vereinbar ist.

Das Einschreiben (Einwurf) wurde wie erwähnt am Mittwoch, 28.11.2012 über das E-Post-Portal eingeliefert. Am Samstag, 01.12.2012 war das Einschreiben laut Sendungsverfolgung noch nicht zugestellt obwohl es innerhalb Hamburgs geblieben ist – dachte ich. Die Sendungsverfolgung lieferte folgendes Ergebnis:

Sendungsverfolgung
Screenshot Sendungsverfolgung v. 01.12.2012

Der Kunde weiß zwar nicht, wenn er das E-Post-Portal nutzt wo der Brief letztlich bearbeitet wird, Verwirrung stiftet aber eine solche Aussage schon. Immerhin liegt Waiblingen knapp 700 Kilometer von hier entfernt. Das alleine ist es aber nicht. GoGreen steht für das Verringern von  CO2-Emissionen.

GoGreen PostHier drängt sich natürlich die Frage auf, wie der E-Post-Brief aus dem 700 km entfernten Waiblingen wieder nach Hamburg kommt und dabei  CO2-Emissionen einsparen soll? Der Transport des Briefes – ob nun per LKW oder Flugzeug – wäre nicht notwendig gewesen da Absender und Empfänger beide in Hamburg liegen.

Von Hamburg über Waiblingen (Stuttgart) wieder zurück nach Hamburg…  CO2-Emissionen verringern sieht für mein Verständnis etwas anders aus.

Am 02.12.2012 erreichte mich dann eine Benachrichtigung per E-Mail, dass mein Einschreiben am 30.11.2012, also schon vor 2 Tagen zugestellt wurde.

Von mir gibt es deswegen die „rote Karte“ sowohl für den GoGreen-Gedanken bei der Deutschen Post AG als auch deren Sendungsverfolgung die es ein weiteres Mal nach meinem Test vor etwas mehr als 1 Jahr nicht geschafft hat mit Aktualität zu überzeugen.

E-Post nicht für innerstädtische Empfänger

Eine Nachfrage beim Support von E-Post sollte aufklären wie viele Druckzentren es für den E-Post-Brief bundesweit gibt.  Die erhaltene Antwort verwunderte mich ein wenig, denn über die Anzahl der Druckzentren könne man mir nicht mitteilen weil es sich dabei um unternehmensinterne Informationen handle.

Die Zahl der Briefzentren ist auch bekannt – 82. Und um einen größeren „Hochsicherheitstrakt“ wird es sich bei einem Druckzentrum meines Erachtens auch nicht handeln. Warum man also um die Anzahl der Druckzentren so ein Geheimnis macht erschließt sich mir absolut nicht.  So bleibt mir nicht anderes übrig als mir meinen eigenen Reim darauf zu machen.

Gibt es vielleicht nur dieses einzige Druckzentrum in Waiblingen bei Stuttgart? Vorstellbar wäre es wegen dieser Rückantwort des Supports schon, Sinn machen würde es angesichts des GoGreen-Labels keinen.

Aus diesen Erfahrungen heraus stellte ich für mich fest, dass der E-Post-Brief nicht so „grün“ ist wie er mancherorts dargestellt wird. Briefe unnötige quer durch die Republik zu schicken schont weder Ressourcen noch ist es umweltfreundlich. Für den innerstädtischen Versand werde ich nach diesen Erfahrungen den E-Post-Brief nicht mehr einsetzen.

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13 Gedanken zu „Rote Karte für GoGreen der Post“

    1. Willkommen bei Nicht spurlos Herr Schumann. Vielen Dank für diese Erweiterung zum Beitrag. Aber erlauben Sie mir eine Frage…: Wo liegt bitteschön die Kompensation von CO2 wenn ich einen Brief von Hamburg über Waiblingen nach Hamburg schicke? Hier wird ganz klar mehr CO2 produziert als das der Fall wäre wenn der Brief im Briefzentrum Hamburg bearbeitet und weitergeleitet wird.

      Abgesehen von der längeren Laufzeit sehe ich hier „den Bock eher in der Gärtnerposition“ um dies sprichwörtlich mal darzustellen.

      PS: Wegen des doppelt eingestellten Kommentars… kein Problem ;-) .

  1. @Thomas: nach meinem ersten Punkt noch einen On-Topic-Kommentar.
    Soweit ich weiss bezeichnet man CO2-kompensiert oder auch CO2-neutral, dass für das im entsprechenden Prozess entstandene CO2 an anderer Stelle eine entsprechende Kompensation stattfindet. Sei es durch das Pflanzen von Bäumen oder sonstiges.
    Stichwort CO2-Handel. Keine Ahnung ob das in diesem Fall auch zutrifft.

    1. @Andi: Es gibt eine Broschüre der Post die sich mit dem Thema GoGreen beschäftigt. Darin heißt es u.a. :

      Emissionen, die während des Transports entstehen, werden exakt gemessen, bilanziert und so weit wie möglich reduziert

      Ich bezweifel nicht, dass sich die Post für den Klimaschutz stark macht und einen „Ausgleich an anderer Stelle“ vornimmt – z.B. auch eine Wasserkraftanlage in Brasilien. Aber um auf das erste Zitat dieses Kommentars zurückzukommen… Emissionen die durch den m.E. „sinnlosen Transport“ eines Briefes von Hamburg über Stuttgart nach Hamburg entstehen könnten gänzlich vermieden werden. Hier macht es nicht der einzelne Brief sondern die Jahresmasse.

      Ich lasse mich gerne verbessern wenn ich falsch liegen sollte, doch hier scheint die Sache nicht ganz ausgeklügelt zu sein.

  2. Es fragt sich allerdings auch, wie hoch die Kosten – wirtschaftlich wie CO2-bezogen – des unsinnig weiten Transports im Vergleich zur Einrichtung weiterer Druckzentren sind (und wenn nur eine Büroecke mit PC, Drucker und Kuvertiermaschine eingerichtet werden müsste, wie ich mir den billigsten Fall wohl etwas zu naiv vorstelle). Da müsste man halt die Daten dazu haben…

    1. @cimddwc:

      Da müsste man halt die Daten dazu haben…

      Stimmt, aber daraus macht die Post ein regelrechtes Geheimnis wie mir die Supportanfrage zeigte. Es ist letztlich immer ein Rechenexempel was billiger und besser ist. Ich betrachte es dennoch als „unnötigen Aufwand“ Briefe gewissermaßen fehlzuleiten. Dienste wie die E-Post machen m.E. nur Sinn wenn sie effektiv arbeiten. Die Effektivität beinhaltet auch die Laufzeiten und die war auch in diesem Fall erneut höher – von der extrem schlecht funktionierenden Sendungsverfolgung mal ganz abgesehen.

  3. Kann deine Effizienz-Wünsche verstehen und bin mir auch nicht sooo sicher, ob ich das CO2-neutral so verstehen würde wie es wohl die Post tut, aber naja, ändern lässt sich das ja eh nicht..

  4. Also für meinen Teil kann ich sagen, dass ich von diesem E-Post-Brief überhaupt nicht überzeugt bin. Wenn ich einen Brief schreiben will, dann drucke ich ihn aus und trage ihn zur Post. Basta. Oder ich schreibe eine eMail. So ein Zwischending ist etwas, womit ich mich nicht anfreunden kann.

  5. Ich bin allgemein sehr stark abgeneigt von der Post bzw. DHL. Ich wurde einfach zu oft enttäuscht und noch heute, nach etlichen Beschwerden etc. kommen nur 50% der Pakete direkt zu meiner Haustür, den Rest bekomme ich per Brief, mit der Nachricht ich kann es abholen kommen…

    1. @Skatze: Jeder Zustellbezirk ist anders, Du scheinst einen zu haben der offenbar etwas „schwierig“ anzusehen ist. Spaß macht das keinen, kann ich verstehen. Post und DHL sind bei mir auch nicht pauschal die erste Wahl, eben aufgrund so mancher Negativerlebnisse.

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