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Tierärztlicher Notdienst in Hamburg Mangelware

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In der Tiermedizin ist es letztlich nicht anders als in der Humanmedizin – eine Behandlung ist Vertrauenssache. Den „richtigen“ Tierarzt zu finden der zudem noch seine Praxis in akzeptabler Entfernung hat ist generell nicht einfach. Ein weiteres Problem sind die Öffnungszeiten der Tierarztpraxen. Nach den üblichen Sprechzeiten und ganz speziell am Wochenende und/oder nachts sind Tierärzte meist nicht erreichbar und verweisen in Sachen Notdienst oft an örtliche Tierärztekammer.

Unser Hautierarzt bietet wie viele andere Tierärzte leider keinen Notdienst an. Geht man jedoch nach der Anzahl der Einträge im Branchenbuch, gibt es in Hamburg rund 140 niedergelassene Tierärzte und man sollte von einer ausreichenden Abdeckung außerhalb der üblichen Sprechstunden ausgehen können. Doch weit gefehlt – für das gesamte Gebiet Hamburgs gibt es lediglich einen Tierarzt der einen Notdienst jeweils von 8 bis 8 Uhr erreichbar ist. Einen Mehrbedarf an Tierärzten im Notdienst würde es durchaus geben, doch dazu später mehr.

Erfahrungen mit tierärztlichem Notdienst

Wie so oft treten gesundheitliche Probleme auch bei Tieren am Wochenende auf. Unser Pudel hatte zum wiederholten Male einen Analdrüsenabszess welche sich sehr zügig entwickelt hatte. Bis Montag abzuwarten um unseren Haustierarzt aufsuchen zu können war keine Option und wir wandten uns nach längerer Recherche an die Tierärztekammer. Die dortige Bandansage führte uns schließlich zu einem Tierarzt im Westen Hamburgs welcher als einziger Tierarzt Notdienst anbot.

Beim Betreten der im Übrigen sehr schlecht ausgeschilderten Praxis hatte man nicht den Eindruck besonders willkommen zu sein. Die sehr kühl wirkenden Räume waren auch die Sauberkeit (Blut- und Kotspuren auf dem Boden) betreffend nicht besonders gut zu bewerten, abgestandenes und mit Tierhaaren versehenes Wasser stand in einer Blechschüssel in der Ecke des Wartezimmers. Der „Gehilfe“ des Tierarztes machte einen teils genervten und teils gelangweilten Eindruck als ob ihm seine Arbeit alles andere als Spass bereiten würde. Freundlichkeit oder gar Herzlichkeit komplett Fehlanzeige.

Tierärzte sollten Einfühlungsvermögen besitzen

tierarzt-tiermedizinEin Abszess am After ist schmerzhaft, hierüber muss nicht diskutiert werden. Dass Tiere bei Schmerzen, die u.a. durch die Untersuchung noch verstärkt werden aggressiv reagieren können ist normal. Aus Furcht gebissen zu werden war die erste Tat des Tierarztes die Anbringung eines Maulkorbes. Warum diese Furcht vorhanden ist zeigte sich sehr bald. Auf der Basis „nun hab Dich mal nicht so“ ging der Arzt sehr robust zu Werke und der Hund schrie vor Schmerzen. Dies beeindruckte den Tierarzt keineswegs.

Mit einer Schermaschine entfernte der TA das Fell rund um die betroffene Stelle. Dies tat er so schnell und ruckartig, dass er das Abszess mit dem Scherkopf erwischte und aufschnitt. Ob versehentlich oder absichtlich um eine Skalpell zu sparen kann ich aufgrund der gesamten Verhaltensweise des TA nicht beurteilen. Er verlor kein Wort darüber und tat so als wäre das normal, quetschte ohne jegliche Vorsicht das Abszess aus während unser Hund jaulte wie wir ihn niemals zuvor jaulen hörten.

Wer schon mal eine offene Wunde mit rauhen Papiertüchern (Qualität des grauen Toilettenpapiers) abgewischt hat kann sich den dadurch zusätzlich entstehenden Schmerz vielleicht noch besser vorstellen.

Rücksicht absolut Fehlanzeige!

Die Spülung des Abszess´ und Einbringung eines Antibiotikums mit einer stumpfen Kanüle sind klar notwendig, aber auch hier könnte man – wenn man denn wollte – etwas Vorsicht walten lassen.

„Der wäre besser Tierarzt geworden“

Ohne den Tierärzten pauschal gegen das Schienbein zu treten, aber dieser aus der Humanmedizin stammende Spruch hat bei mir eine völlig neue Bedeutung erhalten. Oder mit anderen Worten ausgedrückt, aus diesem schematischen Vergleich wurde brutale Realität die unser Hund erfahren und über sich ergehen lassen musste.

Merkwürdig war auch, dass wir keine Rechnung über die Behandlungskosten bekommen haben. Es handelte sich hierbei immerhin um über 100 €. Die Rechnung will man uns in ein paar Tagen per Post nachsenden. Wir werden sehen….

Dieser Tierarzt wird uns definitiv nie wieder sehen. Sowas kann man keinem Tier zumuten. Ob das nun sein Behandlungsstandard war oder nur das Unbehagen der regen Bewegung zu nächtlicher Stunde sei dahingestellt. Auch wenn es sich aus seiner Sicht „nur um ein Tier“ handelte… dies war ganz klar ein absolutes No-Go.

Fazit

Ob man die Hilfe eines derartigen Tierarztes wirklich als solche sehen sollte muss jeder selbst für sich entscheiden. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass ein Tierarztes auch ein Freund der Tiere ist und seine Tätigkeit nicht nur als Job sieht, der obendrein auch noch fürstlich entlohnt wurde. Der Tierärztekammer würde ich raten die Praxen auch mal zu überprüfen – insbesondere auch im Hinblick auf die Hygiene!

Den Notdienst sucht man schließlich nur dann auf, wenn es unbedingt sein muss. Dass in Hamburg Bedarf besteht hatte sich bestätigt. Während des etwas über 2-stündigen Aufenthaltes in der Praxis kamen 6 Tierbesitzer in diese Praxis. Welche Erfahrungen die anderen Tierbesitzer machten entzieht sich meiner Kenntnis. Diverse Bewertungsportale spiegeln aber durchaus das Erlebte wider.

In Sachen tierärztlicher Notdienst muss Hamburg wohl noch viel lernen – verdammt viel.

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2 Gedanken zu „Tierärztlicher Notdienst in Hamburg Mangelware“

  1. Autsch, das tut ja alleine beim Lesen schon weh. Und ja, es gibt leider immer wieder welche, die Ihren Job verfehlt haben! :-/ Trotzdem oder gerade deswegen wünsche ich Euch allen, samt Vierbeiner, einen guten Start in die Woche.

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