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Hundesteuer – ein ärgerliches Überbleibsel aus dem Mittelalter

Geld

Hunde werden besteuert, Katzenbesitzer bleiben jedoch trotz erheblich größerer Anzahl außen vor. Zwischen München und Hamburg kassiert jede Gemeinde Summen nach eigenem Ermessen aber ohne jeglichen Sinn. Das Bundesfinanzministerium schweigt sich dazu aus und beruft sich auf die Geschichte der Hundesteuer aus dem Mittelalter. Steuergerechtigkeit sieht jedoch anders aus.

Dass politisches Handeln in Deutschland manchmal wirklich mehr als mittelalterlich ist wissen denke ich viele. Dies stellen die Damen und Herren Volksvertreter immer wieder unter Beweis. Eines allerdings stammt tatsächlich aus dem 15. Jahrhundert, die Hundesteuer oder wie sie damals bezeichnet wurde „Hundekorn“. In Deutschland tauchte die Hundesteuer erstmals im Jahre 1807 in Offenbach auf und diente damals als Beitrag zur Tilgung der Kriegsschulden.

Heute ist die Hundesteuer nichts anderes als eine Luxussteuer, deren Verwendung größtenteils zum  Ausgleich der kommunalen Haushalte dient. Sie dient nicht wie landläufig oft vermutet wird für die Straßenreinigung. Haushaltslöcher – teils geschaffen durch Missplanung und einschlägiger „Millionengräber“  – hat jede Gemeinde in ausreichender Menge, sodass sind die zusätzlichen Einnahmen garantiert „herzlich willkommen“ sind. Und wenn es um Geldeinnahmen geht sagt kein Kämmerer nein. Außer im hessischen Eschborn… dort wurde im Jahr 1999 die Hundesteuer abgeschafft.

Das Bundesfinanzministerium rechtfertigt die Hundesteuer noch zusätzlich damit, dass die Anzahl der Hunde begrenzt werden soll. Darin liegt doch schon der nächste Irrsinn begraben, denn gewerbliche Hundezüchter sind von der Abgabe genauso befreit wie etwa Blinden- und Rettungshunde. Von der Hundesteuer alleine lässt sich niemand abschrecken, damit also eine „Begrenzung“ herbeiführen zu wollen scheint eher eine Schutzbehauptung zu sein um die eigentliche Geldgier nicht zum Tragen kommen zu lassen. Im Zweifelsfall wird der Hund einfach nicht angemeldet und somit die Steuer eingespart – sicherlich keine Seltenheit.

Hunde werden besteuert – und was ist mit Katzen, Pferden usw.?

Nicht aus biologischer Sicht sondern rein der Sache wegen stelle ich mir die Frage, wo ist der Unterschied zwischen Hunde und Katzen? Weswegen müssen Katzenbesitzer keine Abgaben zahlen und Hundehalter werden vom Fiskus pauschal dazu verdonnert?  In Deutschland leben derzeit schätzungsweise 7,5 Mio. Katzen, Hunde dagegen sind es nur 5,3 Mio. ! Ohne hier eine neue Steuer heraufbeschwören zu wollen, doch hier wäre noch ordentlich Geld zu holen für die diversen Steuerkassen.

Um nochmal auf den Begriff Luxussteuer zurückzukommen. Einen Hund als Luxusgut zu sehen ist schon sehr daneben. Luxusgüter sind für mich teure Autos, Yachten, Pelzmäntel oder dergleichen. Hierunter auch Hunde einzuordnen ist einfach falsch und eher als schlechter Witz zu verstehen. Alleine vom Anschaffungspreis her betrachtet wäre dann beispielsweise ein Pferd erheblich mehr Luxus als ein Hund. Pferde werden allerdings genauso wenig besteuert wie Koi-Karpfen die auch als luxoriöses Hobby zu verstehen sind.

Hundesteuer ist pure Abzocke durch den Staat

Dies begründe ich damit, dass die Steuer nicht einheitlich ist und von jeder Stadt/Gemeinde selbst festgelegt werden kann. So kostet ein und der selbe Hund beispielsweise im niederbayerischen Passau 30 € im Jahr, in Hamburg 90 € , in Stuttgart 108 € und in Köln sogar stolze 156 € . Solche Schwankungen bei der Hundesteuer von 500 Prozent  können mit keinem plausiblen Grund erklärt und untermauert werden.

Selbst die Haltung von zwei Hunden ist jenseits jeglicher Einheit. Für den zweiten Hund werden z.B. in Frankfurt/Main statt mit 68 € mit 78 € berechnet und in Berlin anstelle von 120 € mit satten 180 € . Wiederum andere Städte berechnen für ein zweites Tier den selben Satz wie für das erste Tier. Wie soll ein derartiger Bemessungsunterschied anders gesehen werden wenn nicht als Abzocke?

Steuersatz für Anlagehunde (Kampfhunde)

Zur Haltung von Kampfhunden kann man geteilter Meinung sein, darum soll es hier auch gar nicht gehen. Halter von Kampfhunden müssen erheblich mehr Steuern bezahlen. Ob durch die erhöhte Steuer dann mehr Sicherheit ins Spiel kommt wage ich mal zu bezweifeln. Den Wunsch nach einer Begrenzung der Anzahl von Kampfhunden kann ich hier noch am ehesten nachvollziehen. Doch auch hier spiegelt sich der Bemessungsdurcheinander wieder.

Frankfurt/Oder 270 € , München 610 € und Frankfurt/Main 900 € . Köln, die bei der Hundesteuer bundesweit am kräftigsten zuschlagen kassieren für einen Kampfhund nicht mehr als für einen anderen (Rasse-)Hund – 156 € .

Und auch hier ein Vergleich zu anderen, ebenso gefährlichen Tieren die Schaden anrichten können. Spinnen, Schlangen und dgl. mehr sind steuerfrei zu halten, oftmals sogar ohne dass überhaupt jemand davon etwas weiß. Abhanden gekommene Reptilien tragen keinen Maulkorb und Giftspinnen können bei Konfrontation mit anderen Menschen auch tödlich enden. Ist das alles so „anders“?

Die Hundesteuer ist aufgrund ihrer Herkunft aus dem Mittelalter alles andere als zeitgemäß und dient nur zum Befüllen der Stadtkassen. Es ist leider nicht davon auszugehen, dass Deutschland sich am Beispiel von Eschborn orientieren und die Besteuerung abschaffen wird. Jeder bereichere sich eben so gut er kann…..

 

7 Gedanken zu „Hundesteuer – ein ärgerliches Überbleibsel aus dem Mittelalter“

  1. Ich finde es richtig so…

    Wir haben 2 Katzen, die sind nur in der Wohnung und auf dem Balkon.
    Beim Joggen laufe ich aber dauernd durch riesige Haufen Hundesch**** und die muss schließlich jemand weg machen.

    Solange die Hundebesitzer nicht die Hinterlassenschaften ihrer Hunde weg machen und dies die Stadtreinigung machen muss bin ich für eine Hundesteuer.
    (Habe selber einen Hund gehabt und evtl. bald wieder einen)

    1. @Timo: Dass Du 2 Katzen hast die nur in der Wohnung sind und auf dem Balkon sich tummeln erklärt dennoch nicht den Unterschied, abzielend auf den „Luxus“. Für die Beseitigung der Hundehaufen ist die Steuer ja nicht gedacht. Abgesehen davon gibt es hierfür eine Vorschriften und ggf. Bußgelder. Die Berechtigung einer Steuer erklärt auch dies nicht.

      Mal angenommen Deine Sichtweise würde ich so teilen… wie erklärt sich dann die Höhe der Steuer in den unterschiedlichen Städten? Ich bleibe dabei, die Hundesteuer ist reine Abzocke – nicht mehr und nicht weniger.

      @Diet: Willkommen bei Nicht spurlos. Du schrammst am Thema etwas vorbei mit dem „angegangen werden“. Das betrifft die Anleinpflicht und nicht die Hundesteuer. Auch dies rechtfertigt die Erhebung einer „Luxussteuer“ für Hunde keineswegs. Die Abschaffung der Hundesteuer würde doch nicht den Anstieg von Übergriffen fördern. Im Umkehrschluss würde das nämlich bedeuten, dass es mit Hundesteuer keine Beißattaken gibt. Dies wiederlegst Du ja selbst. Birnen mit Äpfeln kann man nicht vergleichen :wink: .

      Und ganz abgesehen davon gibt es auch genügend freilaufende Katzen die sich insbesondere nachts u.a. in Sandkästen von Kinderspielplätzen „erleichtern“. Da stellt sich dann die Frage was „besser“ bzw. auch gefährlicher ist… Kot am Schuh oder in der Hand von Kleinkindern?

  2. @Timo

    Sehe ich auch so. Nur bei mir bleibt es nicht bei der Hundeschei***, sondern ich werde in letzter Zeit von freilaufenden Kötern auch öfter angegangen. Besonders wenn man mit kleinen Kindern spazieren geht, ist das besonders ärgerlich. Man weiss ja nicht ob so ein wild kläffender Vierbeiner in jedem Moment zu Beissen gedenkt oder nicht. Zur Sympathie gegenüber Hunden trägt das bei mir nicht gerade bei.

    Würde man jetzt die Hundesteuer abschaffen, kann man sicher mit einem Anstieg an Übergriffen rechnen. Besonders in Österreich waren die Zeitungsberichte in den letzten Tag voll von Hundeangriffen auf Kleinkinder die teilweise sehr böse geendet haben.

    Daher ein klares „Ja zur Hundesteuer! :!:

  3. Sorry, aber die, die die Hinterlassenschaften liegen lassen und die viel zu kleinen Kinder mit Hunden laufen lassen oder sogar auf jegliche Erziehung verzichten, sind meist genau die, die eh keine Steuer zahlen!

    Ordnungsgemäß zahlen doch die, die verantwortungsbewusst mit ihrem Vierbeiner umgehen. Das sind in der Regel die Hunde, die auch ein gutes Grundgehorsam haben und auf deren Sozialisierung großen Wert gelegt wurde. Wem egal ist, wo sein Bello hinkackt und wer seinen Bello „nicht“ erziehen mag, der hat auch keine Lust, seinen Bello anzumelden.

    Ich jedenfalls finde es hammerhart, hier gibt es gar nichts (mir ist bewusst, dass es nur eine “Luxussteuer” ist), der Luxus, den ich für sage und schreibe 390 Euro im Jahr bekomme: generelle Leinenpflicht, pöbelnde Menschen und weit und breit kein angemessener Hundefreilauf zu sehen. Meiner Meinung nach gehört die Hundesteuer schon lange abgeschafft oder sollte bundesweit einheitlich nach Einkommen berechnet werden.

    Zum Joggerproblem: Ich kenne da keins, Jogger sind hier die freundlichsten Menschen, die mir begegnen, nur mal so am Rande. Wahrscheinlich können die hier einfach toll differenziert denken.

    1. @Nicole: Willkommen bei Nicht spurlos. Danke für Deine Sichtweise. Was speziell die „Hinterlassenschaften“ betrifft ist es sowieso ein heikles Thema. Ich entsorge diese auch entsprechend bevor jemand rein tritt bzw. diese in irgendeinem Vorgarten liegen bleiben. Hundekot ist ja immer wieder eine Thematisierung.

      Allerdings stellt sich auch hierzu die Frage was manchmal besser ist….. Hundehäufchen im Gebüsch liegen lassen oder diesen in einschlägige Plastiktüten verpacken und dann mangels entsprechender Mülleimer ins Gebüsch werfen. Liegt der Haufen im Gebüsch verrottet er auf natürliche Weise, in Tüten verpackt und im Sommer mit Sonneneinstrahlung sehe ich darin eher das Haltbarmachen desselben. Besser? Ich weiß ja nicht…..

  4. Also ich finde es auch unmöglich daß die Hundesteuer noch existiert!
    Es gibt wirklich keine plausible Erklärung mehr dafür. Allein die Tatsache daß diese Regelung noch aus dem Mittelalter kommt sagt doch schon alles…Da diese Steuer „zweckungebunden“ ist – d.h. es werden damit eben NICHT die Straßen von Hundekot befreit oder Dogstations (Tüten und Eimer für Hundekot) aufgestellt bzw. Hundewiesen in Großstädten geschaffen – ist sie eine reine Frechheit und Abzocke der Gemeinden. Jeder der das nicht so sieht sollte nochmal genauer hinsehen ;) und sich ordentlich informieren.
    Daß mit der Abschaffung der Hundesteuer die „Übergriffe“ von Hunden ansteigen sollen…ist einfach reiner Unsinn! Das hat gar nichts damit zu tun sondern schlicht und einfach mit der Erziehung des Hundes und damit mit den Menschen die den Hund erziehen! Es gibt keine bösen Tiere – aber es gibt jede Menge böse Menschen.
    „Das mir der Hund das Liebste sei, sagst du mir Mensch sei Sünde-
    der Hund blieb mir im Sturme treu – der Mensch nicht mal im Winde!“
    Mehr sag i ned ;)

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