Zum Inhalt springen

Spiegel der Gesellschaft

Die schrecklichen Ereignisse gestern in Winnenden sind nun jedem hinlänglich bekannt. Nachrichten und Information sind wichtig und gehören dazu, auch dann wenn es um grausame Wirklichkeiten wie diese geht. Doch die Grenzen des Machbaren sollten dabei zu keinem Zeitpunkt überschritten werden.

Schon gestern störte ich mich daran, dass sich die Meldungen aus Winnenden nur um der Schnelligkeit Willen sich regelrecht überschlugen – gerade hinsichtlich der Anzahl der Toten. So ist eben das Mediengeschäft, jeder will der erste sein.

Im Rahmen der Geldgier um jeden Preis dürfen Medien aber zu keinem Zeitpunkt in die Geschmacklosigkeit abrutschen, schon gar nicht wenn es um die Gefühle der Betroffenen geht. Das Satiremagazin Titanic ist hinlänglich für ein loses Mundwerk bekannt, nahezu niemand bleibt von den Schmähartikel verschont.

Satire gehört dazu und kann auch durchaus amüsant zu lesen sein. Ein Blutbad wie in Winnenden in eine Satire zu verwandeln ist mehr als nur daneben! Hier hätte ich den Berliner Humorautoren etwas mehr Taktgefühl zugetraut anstatt eine Art Champions-League der Amokläufer zu erstellen und damit auch noch Geld zu verdienen.

Screencopy Titanic
Screencopy Titanic

Angesichts solcher Veröffentlichungen kann ich Roger nur zustimmen und geh mal eine Runde Kotzen!

via Datenwachschutz Blog

22 Gedanken zu „Spiegel der Gesellschaft“

    1. @Steffi:
      Einen? Sehr milde ausgedrückt. Man kann viel auf die Schippe nehmen, bei Mordopfern hört es allerdings auf!

      @Carsten:
      Willkommen bei Nicht spurlos. Mit Pressefreiheit und dgl. kann man sowas jedenfalls nicht mehr „entschuldigen“. Mit dem Schuss nach hinten – das hoffe ich doch schwer!

    1. Das Formular zur Ankündigung eines Amoklaufes ist gegen diese Grafik noch harmlos. Scheinbar hat die Bildzeitung diese Grafik noch gar nicht gesichtet. Vielleicht wurde es erst nachträglich „erfunden“. Was sitzen dort nur für Leute in der Redaktion, die soetwas genehmigen. Soll sowas komisch sein? Für mich fernab der Menschlichkeit, sorry!

  1. Hmm, unpassend, aber man kennt Titanic und es passt zu dem Humor, oder aber Kritik die dort gelebt wird, denke ich mal.

    Eigendlich ist es nur eine Statistik, doch die Überschrift unpassend.

    Umbedingt schlimmt finde ich es nicht, schlimmer finde ich den Umgang der Bild-Zeitung in deren Berichterstattung.

    Hier werden nur die Opfer in einer typisch reisserischen Statistik gezeigt, bei Bild gibt es nicht zensierte Bilder der Opfer, jedenfalls von drei Mädchen zu bewundern.

    Die attraktive Schülerin wurde erschossen.

    Das finde ich, geschmackloser, dabei noch ein unzensiertes Foto.

    https://www.bild.de/news/2009/amoklaeufer-schoss-auf-maedchen-7646664.bild.html

  2. @alle:
    Das mag sein, aber gehört diese Statistik in ein Satire-Magazin? Dahin glaube ich am aller wenigsten. Solche Verbrechen haben in einer Unterhaltungs-Illustrierten absolut nichts verloren. Die Überschrift „Das neue Schulranking“ unterstreicht dann noch die Geschmacklosigkeit.

    Was die Bild-Zeitung betrifft, nun das ist ein altbekanntes Revolverblatt, von da bin ich „dramatische“ Berichterstattung gewohnt, teils weit über’s Ziel hinaus ausgeschlachtet.

  3. Pingback: Uli´s Blogstelle » Blog Archiv » Geld verdienen mit dem Amoklauf von Winnenden

  4. In Punkto schlechter Satire machen uns die Amis auch was vor: Nach einem Schulmassaker vor ein paar Jahren entstand eine Seite, auf der Wetten abgeschlossen werden konnten, wann und an welcher Schule das nächste Blutbad stattfinden wird. Die Seite hatte einen riesigen Zulauf an „Wettsüchtigen“, meist Jugendlichen. Nennt man das schon Abstumpfungsprozess??
    Zum Thema an sich habe ich auch was nachdenkliches

  5. Ich will auch nix an der Grafik schön reden, manchmal schiesst Satire über das Ziel hinaus. Ob beabsichtigt oder auch nicht.

    Es kommt aber auch immer auf dem Standpunkt an, denn die Titanic Satire macht soweit ich das sehe vor nichts halt.

    Da ist es dann egal ob religiöse oder andere Gefühle verletzt werden.

    Ich finde aber das die Bild Berichtserstattung die persönlichen Gefühle der Familien heftiger Verletzt mit dem Abdrucken der Bilder der erschossenen Kinder.

  6. @Hans:
    In diese Redaktion scheint man sich vielem nicht bewusst zu sein.

    @Fischkopp:
    Müssen wir wirklich alles den Ami’s nachmachen, nur weil die es cool finden?

    @Sebastian:
    Wer nicht mal ein „Halt“ kennt wenn es um Mordopfer geht und nur seinen Kontostand sieht, tut mir leid aber derjenige hat vieles nicht kapiert im Leben. Satire ist ok, wie Hans schon schrieb, auch die hat Grenzen die man respektieren sollte. Mit religiös hat das glaube ich wirklich nichts zu tun.

  7. @Thomas : Ich meinte auch nicht damit das dies mit Religionen etwas bei der Titanic zu tun hat, sondern dies nur als Beispiel das die Titanic vor nichts Halt macht.

    So auch damals nicht bei der Kellergeschichte in Österreich.

    Vielleicht kann man es auch einfach als Kritik sehen an den ganzen Medien die sich an diesem Fall so langsam aufgeilen, wie ich finde. Das ist leider nicht nur in den einschlägigen Medien der Fall sondern auch bei den vermeindlich seriösen.

  8. Was sich die BILD-Zeitung in der Sache leistet, ist wesentlich abgründiger und sollte Jedem, der dieses Käseblatt auch noch zitiert oder auf iwelche Artikel verweist, die Schamesröte ins Gesicht treiben!

    Also, lieber Carsten – sehe dich einmal auf bildblog_de um und gehe einmal in dich!

    Was wiegt mehr – die Gesichter&Daten der Opfer zur Schau zu stellen und peinliche Falschmeldungen zu veröffentlichen oder eine simple Grafik, die sogar zwischen den Zeilen mehr aussagt, als die Gummikommentare unserer Spitzenpolitiker… ^^ :!:

    1. @khamp:
      Willkommen bei Nicht spurlos. Es ist sicherlich eine persönliche Ermessensfrage, welche Berichterstattung schlimm ist und welche nicht. Jeder fässt es ein wenig anders auf. Auf gar keinen Fall darf es aber so laufen, dass nur weil die Bild-Zeitung oftmals über’s Ziel hinaus schießt ein knappes „Darunterbleiben“ noch als genehmigt betrachtet wird. Die Bild-Zeitung ist ein Revolverblatt, das weiß man, die Titanic ist ein Satire-Magazin. Was aber Morde mit Satire zu tun haben, das wird mir wohl keiner glaubhaft vermitteln können. Eine simple Grafik…. auch Ansichtssache und jedem seine meinung!

      Und was das Gesabbere unserer Politiker betrifft, das nehme ich schon lange nicht mehr ernst!

  9. hej Thomas, vielen Dank für den Willkommensgruß und dein statement!

    Natürlich ist es eine Ermessensfrage – und auch ist diese Grafik sehr hart an der Geschmacksgrenze, wenn nicht sogar d’rüber hinaus; aber auch das bleibt für Jeden in seinem eigenen Ermessen.
    Der Ausdruck „simple Grafik“ bezieht sich auch nur auf die Tatsache, daß es eine simple Grafik ist.
    Und genau deine Aussage vertrete ich auch mit meinem post; ich kann die Reihenfolge der Aussage gerne einmal umkehren und Werte freistellen – das Ergebnis bleibt dabei aber gleich:
    Es kann nicht sein, daß Satire mit Zitaten aus einem Boulevard-Magazin kritisiert wird. Oder auch, wenn man Satire kritisiert, sollte man doch bitteschön wissen, was Satire bedeutet ;)

    Diese Satire ist weitesgehend anonym. Natürlich weiß Jeder, der 1 +1 zusammenzählen kann, was oder wer gemeint ist.
    Ein Boulevard-Magazin lebt von Sensationsmeldungen und möglichst personifizierten Daten und Bildern.
    Satire ist Hintergründig und prangert an, was getan wird – in diesem Fall die Sensations“presse“.
    Und in dieser Satire spiegelt sich aber nicht nur dieser Aspekt wieder, sondern es wird aufgegriffen, was Politiker von sich geben um Geschehenes zu erklären – mit einer simplen Grafik(und das ist doch wohl eher eine jornalistische Leistung?!).
    Wer Satire versteht, hat zuvor möglichst viele Seiten des betreffenden Themas betrachtet und findet die gewollten Anspielungen spielend wieder.
    Satire soll wehtun. Satire ist eine Spottdichtung, die mangelhafte Tugend oder gesellschaftliche Missstände anklagt. Das geht selten ohne Sarkasmus.
    Satire kommt aus der Antike und war damals schon Zweck mit flexiblen Mitteln, durch Spott, Parodie und Ironie die Wahrheit zu sagen.

    Und was würde einen Betroffenen nun mehr helfen – wenn sich die Gesellschaft auf sie stürzt und aufdringliche Reporter das Unbegreifliche noch schwerer fassbar machen oder wenn ein Satiriker in seinem stillen Kellerlein sich seine Gedanken zu einem gesellschaftlichen Ereignis macht und offensichtliche Mißstände mit seinen Mitteln anprangert und damit vielleicht sogar zum Nachdenken anregt oder zu Mindest eine Diskussion auslöst…
    was in diesem Falle auch wunderbar funktioniert hat ;) ?

    Danke für deine Zeit, die du dir genommen hast!

    ps. das „Gesabbere“ unserer Politiker sollte man mal vielleicht wieder Ernst nehmen – dann würde vielleicht auch auffallen, was die Damen und Herren da eigentlich gerade verzapfen. Es wird höchste Zeit aufzuwachen – Volk! :shock:

  10. @khamp: … mit Ausnahme der Betroffenen natürlich! Doch im Grunde hast Du Recht damit. Hier bekommt ein abgedroschenes Sprichwort eine vollkommen zutreffende Bedeutung – „die Zeit heilt alle Wunden“. Und das obwohl sie es definitiv nicht kann. :no:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst Dich informieren lassen wenn es Folgekommentare gibt. Du kannst aber auch abonnieren ohne zu kommentieren.