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Sterni-Park: Ohne Lärm, aber auch ohne Herz

Ohne eine gesetzliche Regelung scheint ein Leben in Deutschland nicht möglich zu sein. Für jedoch noch so großen Blödsinn braucht es eine gesetzliche Grundlage oder als absolutes Minimum eine Verordnung. Neben Deutschland ist mir jetzt kein weiteres Land bekannt, dass sogar den „Lärm von Kindern“ durch ein Kinderlärm-Gesetz regelt.

Mit der haarsträubenden Begründung

… um die Nachbarn vor dem Krach der Kinder zu schützen…

muss nun eine Lärmschutzwand vor der Kindertagesstätte „Sternipark“ in Hamburg-Othmarschen errichtet werden. Mindestens 3 Meter hoch muss diese Wand sein, damit sich Anwohner von den Kindern nicht gestört fühlen, empfand das Verwaltungsgericht Hamburg. Dass eine solch hohe Mauer ohne eine gesonderte Baugenehmigung und dem Einverständnis anderer Anlieger gar nicht gebaut werden darf interessierte bei Gericht zunächst niemanden. Hauptsache die Kinder werden verbarrikatiert und keiner fühlt sich gestört!

Als besonders verwerflich empfinde ich es, dass solche hirnrissigen Gesetze und Verordnungen von Leuten geschaffen werden, die auch irgendwann mal Kind waren und sicherlich nicht nur schweigend, mit Lego spielend hinter Papas Couch gesessen haben, heute aber Kinder per Gesetz „wegsperren“. Das sind absolut richterliche Glanzleistungen, die es erst einmal zu übertreffen gilt.

Einmal davon abgesehen, dass sich die Kinder im Hofraum der Kindertagesstätte nur bei gutem Wetter dort aufhalten und sich auch dann nicht von 6.00 bis 22.00 Uhr herumtreiben halte ich Kinderlärm für einen „natürlichen Lärm“ der durchaus erträglich ist und zum normalen Leben sowie einer kindlichen Entfaltung einfach dazugehört. Wer sich dadurch gestört fühlt zeigt sich meinen Empfinden nach alles andere als gesellschaftsfähig!

Eine Gleichstellung von spielenden Kindern mit Verkehrs-, Bau- und Industrielärm ist genauso wenig haltbar wie die Abschottung einer KiTa hinter Betonwänden. Wäre einer Errichtung der Kindertagesstätte Sternipark erst gar nicht zugestimmt worden so käme dies zwar der Schaffung von notwendigen Plätzen zwar nicht entgegen, wäre aber immer noch humaner als die Schaffung von Kindergefängnissen.

So jedenfalls ist und bleibt Deutschland ein Kindern gegenüber feindseelig eingestelltes Land. Eine Feindseeligkeit die nicht zuletzt unterstützt wird von unseren eigenen Gesetzen und einem Mangel an beherzten Beamten.

[Update]20.10.2008: Das Oberverwaltungsgericht Hamburg hat den weiteren Ausbau untersagt. Kindertagesstätten sind eben leichter zu stoppen als S-Bahn-Trassen oder 4-spurige Hauptverkehrsstraßen, die geht es nach den Nachbarn, offenbar keine schwerwiegende Belästigung darstellen.

4 Gedanken zu „Sterni-Park: Ohne Lärm, aber auch ohne Herz“

  1. Pingback: Kein Herz für Kinder

    1. @Hans:
      Wenn dem so ist, dann muss hier selbstverständlich entsprechend eingeschritten werden – keine Frage! Doch das Grundproblem, die Ablehnung von „Kindergartenlärm“ hat allerdingts damit zunächst nichts zu tun und bleibt für mich absolut unverständlich.

  2. Das mit Scientology stimmt nicht, das Sternipark aber nicht besser macht. Die Betreuungssituation ist dort suboptimal. Elternmitarbeit ist nicht erwünscht.
    Kitas gehören in alle Stadtteile – auffällig bei Sternipark ist allerdings, dass die sich Gebäude in guten Gegenden von Steuermittel unterstützt kaufen und wenig Geld in pädagogische Qualität investieren, wein Schlem, wer Böses dabei denkt …
    Wer´s nicht glaubt, frage mal Eltern, die dort waren oder auf dem Absprung sind.

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