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Ausraster

Klar war das Spiel des HSV gegen Hannover 96 nicht unbedingt berauschend – zumindest was das Endergebnis von 0:0 betrifft.   Vermeintlich leichte Gegner machen es schwer ein erfolgreiches Spiel aufzuziehen. Aber solche Spiele gibt es eben, nicht nur in Hamburg sondern auch an anderen Spielorten des Oberhauses. Verständlich wenn es dann zu Unmutsäußerungen auf den Zuschauerrängen gibt, wenn gleich ich den oft gebrauchten und abgedroschenen Spruch „ihr verdient doch genügend Geld“ nicht akzeptieren kann. Jeder hat schlechte Tage die sich mit einem Scheck nicht wegzaubern lassen.

Der Stadionbesucher im 21. Jahrhundert erwartet stets ein Topspiel möglichst mit 7 oder 8 Toren für die Heim-Elf. Tritt das nicht ein gibt es gellende Pfeifkonzerte von den Rängen und sicherlich auch den einen oder anderen derben Spruch in Richtung Kabineneingang. So wohl auch am letzten Samstag gegen Hannover. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum Guerrero derartig ausgerastet ist und als Antwort eine Trinkflasche in Richtung Tribüne warf. Unglücklicherweise war seine Zielgenauigkeit besser als in den 90 Minuten vorher und traf einen Zuschauer genau am Kopf. Gut dass diese Flaschen nicht aus Glas sind.

Nichts desto trotz ist das für einen Fussballprofi ein absolutes No-go mit Gegenständen auf die Tribüne zu werfen. Denn dort sitzen all jene, die seinen monatlichen Gehalt sichern helfen. Natürlich mit Siegeserwartungen verknüpft. Guerrero müsste als Profi im Stande sein Kritik einstecken zu können.

Neben der vereinsinternen Geldstrafe in fünfstelliger Höhe kommt jetzt neben einer Ermittlung seitens des DFB auch noch ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft hinzu – Anfangsverdacht der Körperverletzung. Der getroffene Fan hatte bislang keine Anzeige erstattet und Guerrero möchte sich persönlich bei ihm entschuldigen. Das absolut mindeste was er persönlich tun kann.

Wenn alle Verfahren abgeschlossen sind wird sich zeigen, wie sich die Unbeherrschtheit ausgezahlt hat. Abgesehen davon, dass solche Negativschlagzeilen nicht nur Guerrero selbst schaden sondern auch den HSV in ein etwas unschönes Bild in der Bundesliga schieben. Das wiederum zieht genau das nach sich, gegen was sich der Heißblüter wehren wollte – Schmährufe in alle möglichen Richtungen. Ein verbales Wortgefecht wäre vielleicht besser gewesen, TV-Bilder richten viel größeren Schaden an.

Viel Spaß Herr Guerrero… in den nächsten Auswärtsspielen. Auch Fussballfans vergessen nicht so schnell :cool: .

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6 Gedanken zu „Ausraster“

  1. Man muss zugeben, dass von den Zuschauerrängen mitunter schon derbe Sprüche kommen, die man so auf offener Straße niemandem ungestraft entgegenrufen würde. Dennoch ist die Aktion von Guerrero natürlich völlig inakzeptabel!

    Schließlich kann ich auch nicht jedem, der mir blöd kommt, eins überbraten, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.

    Ich gehe fest davon aus, dass Guerrero von DFB/DFL sehr hart bestraft werden wird, auch um eine abschreckende Wirkung auf die übrigen Fußballprofis zu haben, damit keiner auf die Idee kommt, so etwas leichtfertig zu wiederholen. Das maximale Strafmaß soll laut Statuten wohl 6 Monate betragen. Zwar wird das wohl kaum voll ausgeschöpft werden, aber es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn wir Guerrero in dieser Saison nicht mehr auf dem Platz sehen.

    1. @Sascha: Der DFB wird sicherlich ein Strafmaß finden, das künftig ähnlich gehaltene Situationen verhindern versucht. Eine Sperre für die Saison wäre durchaus vorstellbar, darüber hinaus glaube ich weniger. Interessant ist die Ermittlung der Staatsanwaltschaft und was da rauskommen wird.

      @Aquii: Die Äußerungen der Haupttribüne sind bekannt, oder zumindest das was davon erzählt und berichtet wird. Selbst gehört habe ich da noch nie etwas. Das soll nicht bedeuten, dass ich es nicht für möglich halte. Was der Tribünengast auch immer gesagt haben mag, den Flaschenwurf rechtfertigt es auf keinen Fall. Nächstes Mal zieht er einen von der Tribüne runter oder so. Ne das geht gar nicht. Was Herrn Rost betrifft, der war noch nie mein Freund, den Status wird er auch sicherlich nicht erreichen. Seine Beipflichtung ist in jedem Falle grenzwertig. Gewalt zu rechtfertigen kann kein gangbarer Weg für Profis sein.

  2. Also so einfach will ich mir das nicht machen. Aber vorab, ein Profi muss sich soweit im Griff haben, das es nicht eskaliert.

    Nun kommen wir zu den Besonderheiten des HSV. Das gerade die Haupttribüne für übertriebene, rassistische Äußerungen seit der Cuas Atouba bekannt ist sollte mal mit einfließen. Der Herr im mittleren Alter und dunklem Anzug wird schon ordenlich was vom Stapel gelassen haben.

    Interessant ist auch die Rolle von Rost in diesem Zusammenhang, der das Verhalten von Paolo gebilligt hat, was ebenfalls eine Sperre nach sich ziehen sollte….

  3. Naja wenn man den Spieler gleich für eine ganze Saison sperrt, dann fände ich das ganze jetzt doch etwas zu hart. Ich meine, was ist mit den Fans die andauernd irgendwas in Richtung Spieler werfen? Meistens werden die nicht mal erwischt, aber wenn das einen Spieler trifft ist es ja auch Körperverletzung und oft wird dann gesagt, damit müssen die Spieler umgehen können. Müssen dann die Fans nicht auch mal damit umgehen können das es einen Spieler zu viel wird und er eine Flasche auf die Tribüne wirft? Das diese einen Fan am Kopf trifft war ja so nicht geplant und sollte jetzt nicht so hart bewertet werden.
    Auf der anderen Seite gehört natürlich Gewalt, was dies ja in irgendeiner Form auch ist, nicht ins Station, aber hier ist der Spieler ja nicht mit den Gedanken ran gegangen jemanden zu verletzen, ich glaube, er hat einfach überhaupt nicht Nachgedacht, sondern wollte nur irgendwie auf einen Spruch reagieren. Ist das nicht ab und an einfach nur Menschlich?

    Lieben Gruß
    Sven

    1. @Sven: Willkommen bei Nicht-spurlos. Bei diesem Thema gehen die Meinungen natürlich auseinander – teils verständlicherweise. Was die Sperre anbelangt, es wurden schon wegen erheblich harmloseren Dingen Spieler längere Zeit gesperrt. Ein Angriff auf Zuschauer ist natürlich schon nochmal schärfer zu betrachten als ein Foul im Kampf um den Ball. Mit der Werferei von Gegenständen seitens der Fans darfst Du das nicht vergleichen. Auch diese werden – wenn sie erwischt wurden – mit Strafen belegt. Guerrero tat es vor laufender Kamera…

      Menschlich oder nicht… klar ist er auch nur ein Mensch, der sich hier eben für ein Vergehen verantworten muss. Er wird es überleben.

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