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Freibrief

Gestern war wieder ein Elternsprechtag an der Realschule unseres „Kleinen“. Ich persönlich hatte diese Eltern-Lehrer-Austausch-Tage früher überhaupt nicht gemocht. Immerhin bestand da stets die „Gefahr“, dass die eine oder andere Lumperei an Licht bzw. zur Debatte kam. Heute kann ich das erheblich entspannter angehen, ich sitze ja auf der anderen Seite.

Diese Art von Schüler-TÜV halte ich neben den Zeugnissen für eine ganz wichtige Bestandsaufnahme um im Falle eines Falles noch rechtzeitig gegensteuern und die „Kameraden“ wieder auf Kurs bringen zu können. Für eine Kursänderung gab es bei unserem Filius keinen Anlass und somit war das Gespräch in diese Richtung schnell beendet und wir konnten noch ein wenig Smalltalk über die allgemeinen Probleme an den Schulen betreiben.

Die Zeiten von wahren Musterklassen auf Dauer sind heute längst vorbei, stören im Unterricht an der Tagesordnung. Zu meiner Zeit hatten die Lehrkräfte noch die Möglichkeit entsprechend dazwischen zu hauen, Strafarbeiten zu verhängen und wenn es ganz schlimm wurde einen Verweis auszugeben. Nach dem 3. blauen Brief war dann Schluss mit lustig – Schulverweis.

Heute dagegen sind die Hände der Lehrer von Gesetzes wegen gebunden. Damals hatte es keinem geschadet wenn der Lehrer einem mal am Ohr gezupft hat, hatte man es wieder mal etwas zu bunt getrieben. In unseren Zeiten ist sowas schon ein Grund zur Suspendierung. Verweise können noch ausgegeben werden und schlechte Noten kann es auch hageln. Das aber beides ohne Erfolg.

Sitzenbleiben und das Drehen einer Ehrenrunde ist fast ausgeschlossen, zu teuer sagen die einen, wirkungslos die anderen. Schlechte Schulnoten verlieren da schon etwas von ihrem Schrecken. Und die ganz massiven Schlitzohren von der Schule zu verweisen muss erst bei der Schulbehörde beantragt werden – Ablehnung so gut wie sicher – ein Freibrief für Störenfriede sozusagen.

Heute wird jeder Schüler irgendwie durch einen Schulabschluss durchgeschleust, so die Lehrkraft weiter. Und sie muss es wissen, sie sitzt an der „Front“.

Ob dieser Zug mit so einem Kurs in die richtige Richtung fährt wage ich mal schwer zu bezweifeln. Eines steht für mich aber fest, Lehrer möchte ich keiner sein!

2 Gedanken zu „Freibrief“

  1. Ich selbst habe Lehrer als Eltern, von daher verstehe ich sehr genau was du da beschreibst an Problemen mit den Schülern ansich und deren Verhaltensformen.

    Auf der anderen Seite gibt es aber da auch noch die „Engagierten Lehrer“ welche mit 55 Lebensjahren spätestens ausgebrannt sind, Burn-Out-Syndrom, Tinitus um nur mal ein paar nervliche Folgeschäden zu nennen.

  2. Ob es das dann wirklich wert sich sich so zu engagieren und hinterher krank zu sein? Bei Schüler mit derartigem Fehlverhalten wird auch der doppelte Einsatz eines Lehrers nichts nutzen. Davon mal ganz absehen, dass diese Störenfriede lernwillige Schüler auch davon abhalten, vernünftig unterrichtet zu werden, weil sich die Lehrkraft ständig um Störer „kümmern“ muss.

    Ich gehöre nicht zu denen die behaupten früher sei alles besser gewesen – so manches war jedoch definitiv besser.

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