Die Vorkommnisse in Japan bewegen uns alle. Seit Tagen gibt es Sondersendungen, Eilmeldungen, Warnungen und wieder Entwarnungen. In jedem Land hätte man so eine Katastrophe „erwartet“, in Japan sicherlich nicht. Und trotzdem ist das Unvorstellbare geschehen. Was alles noch kommt kann oder will wohl keiner genau sagen. Teils sehr widersprüchliche Meldungen sind an der Tagesordnung. Ob die Versuche das Allerschlimmste, den Super-GAU abzuwenden gelingen? Man kann es nur hoffen, nicht nur für die Japaner sondern für uns alle.
Dass es nun in Deutschland wieder massiv zu Diskussionen über die Kernenergie kommt war bestimmt nicht nur mir klar. Atomkraft zählt nicht zu den sichersten Energiequellen, darüber braucht man nicht weiter nachzudenken. Die Abschaltung von deutschen Atomkraftwerken ist jedoch speziell im Hinblick auf die Wahlen ein „listiger“ Schachzug der Bundesregierung, der nicht unbedingt den Anschein verbreitet als wäre er bereits in trockenen Tüchern. Lang lebe der Stimmenfang.
Nur mal angenommen, in Deutschland würden gemäß dem Willen der Atomgegner alle AKWs abgeschaltet, dann brechen etwa 20% des deutschen Energiebedarfs weg – einfach mal so. Oft lese ich so locker geschrieben, „das sind ja nur xxx%“. Das Wörtchen „nur“ ist doch sehr relativ. Ein Fünftel kann eine ganz schöne Menge sein, habe ich dafür keine Alternativen bereit. Und mit „bereit“ meine ich jetzt sofort und nicht als Pläne in den Schubladen von irgendwelchen Gremien. Ist tatsächlich für ausreichend Alternativen gesorgt dann kann man meinetwegen gerne die Reaktoren abschalten. Nur dauerhaft sollten die Alternativen schon sein…
Sind wirklich alle bereit sofort Verzicht beim Energiebedarf zu üben?
Unseren Energiebedarf haben wir uns alle selbst hochgezüchtet, was funktioniert denn heute noch ohne den Saft aus der Dose? Den geschaffenen Luxus einfach so beiseite zu legen fällt wohl niemandem so leicht – wenn er ehrlich zu sich selbst ist. Deutschland besteht nämlich nicht zu 90% aus Öff Öffs,die sich mit maximal Gaslaternen in den Wäldern herumtreiben. Ich selbst gebe freiweg zu, dass ich nicht einfach so auf vieles verzichten möchte, was mir die Energie so bietet.
Heute sind es die Atomkraftgegner, nach dem Ausstieg aus der Kernenergie dann die Windkraftgegner, die Gegner von Solarenergie oder Wasserkraft. Pro und Kontra wird es immer geben, egal um welche Energiegewinnung es sich handeln mag. Kernenergie richtet natürlich bei einem GAU die schlimmsten Schäden an. Dies will ich weder in Abrede stellen noch beschönigen. Aber sind wir doch mal ehrlich:
In Europa stehen knapp 200 Reaktorblöcke, 13 weitere sind in Planung. Deutschland ist also umzingelt von Atomkraftwerken. Die Wahrscheinlichkeit, dass es die EU schafft alle Länder von der Abschaltung zu überzeugen ist gleich Null. Frankreich gewinnt mit Kernenergie 78% seines Energiebedarfs, Schweden 48% und Tschechien 32%. Hierfür Alternativen zu schaffen ist somit noch schwieriger, eine Überzeugung zur Abschaltung nahezu ausgeschlossen.
Das sind alles unmittelbare Nachbarländer zu Deutschland. Nicht vorzustellen was hierzulande passiert wenn es dort zu ähnlichen Vorkommnissen wie in Japan kommt. Mit der Abschaltung von allen deutschen Kernkraftwerken ist also noch lange keine Entwarnung gegeben. Fliegt mir das südöstlich von Hamburg gelegene Krümmel (KKK) um die Ohren dauert es nur wenige Stunden bis zum absoluten Chaos, ist es beispielsweise Ringhals in Schweden dauert es eben ein wenig länger. Die Auswirkungen dürften stets die gleichen sein.
Wir haben die Kernenergie geschaffen, jetzt müssen wir damit leben. Blinder Aktionismus, wüste Demonstrationen und an den Haaren herbeigezogene Argumente gegen Kernenergie und für Alternativen nützen uns allen nicht – nicht heute und nicht in absehbarer Zeit. Man darf nur hoffen, dass es gut geht und nichts passiert. Wissen tut das sowieso keiner. Alles in Gottes Hand zu legen, wie es Herr Oettinger tut….. wer es braucht, bitteschön!
Bildquelle: AKW Grohnde von Heinz-Josef Lücking (Wikipedia)
Zu dem Thema hatte ich mir Anfang der Woche auf meinem Blog auch meine Gedanken gemacht. Klar wäre es toll, wenn man von heute auf morgen diesen Unsicherheitsfaktor Atomenergie beseitigen könnte, indem man die Kraftwerke einfach abschaltet. Aber wie du schon sagst, das muss dann auch erst mal aufgefangen werden. Denn ich glaube kaum, dass hierzulande jemand begeistert wäre, wenn er -platt ausgedrückt- plötzlich im Dunkeln sitzt. Zumal ich auch einen Aufschrei des Entsetzens vermuten würde, wenn dann die Strompreise entsprechend ansteigen würden.
Nun will ich es dennoch nicht in erster Linie am Geld festmachen, sondern hauptsächlich an der praktischen Durchführbarkeit. Heute lief im Fernsehen ein Bericht, in dem gezeigt wurde, wie angeblich in ganz Europa flächendeckend auf Kernkraftwerke verzichtet werden könne. Alternativen gibt es ja bereits, wie die „Windräder“ oder auch Solaranlagen, deren Strom in speziellen Salzwerken gespeichert werden kann. Oder Wasserkraftwerke in der Nordsee. Ginge es in Nordafrika friedlicher zur Sache, könnten die mit Solarenergie große Teile des europäischen Bedarfs decken. Nur fehlt denen -neben stabiler politischer Lage- wohl auch das Geld zur Errichtung solcher Anlagen… wäre vielleicht eine Geschäftsidee, da Flächen zu mieten und solche Anlagen zu errichten, um dann den Strom nach Europa für gutes Geld zu exportieren. Aber wie gesagt, dafür ist es dort leider noch zu unruhig.
Aber Alternativen scheinen dem Bericht nach durchaus zu existieren. Studien sollen wohl auch belegen, dass ein Komplettverzicht auf Atomenergie mit diesen Alternativen möglich ist, WENN ganz Europa flächendeckend mitmachen und den Strom teilen würde. Und spätestens daran dürfte es scheitern, sei es nun wegen Lobby oder Staaten, die schlichtweg „Fans“ von Atomenergie sind, weil sie selbst gut daran verdienen.
Doch selbst, wenn man all das irgendwie hinbekäme, kurzfristig können wir dennoch nicht alle Atommeiler abschalten. Denn NOCH sind viele der angesprochenen Alternativen nur Prototypen oder zu wenig verbreitet. Eigentlich merkwürdig, dass da wissenschaftlich so wenig gefördert wird, dabei könnte man -neben dem Gedanken, etwas Gutes zu tun- mit den Ergebnissen sicherlich auch noch so manchen Euro verdienen.
@Sascha: Dein Projekt „Afrika“ ist prinzipiell sehr gut. Die unsichere Lage dort ist das eine – Du hattest es angesprochen – das andere ist der Umstand, dass wir dann in ein Abhängigkeitsverhältnis fallen würden. So nach dem Motto gib mir…. dann kriegst Du Strom. Gerade in solchen Ländern ein ganz gefährliches Spiel. Das würde sich ganz negativ auf die Strompreise auswirken, ich sag da mal nur Ölförderung….
An Alternativen wird es noch lange mangeln. Die notwendige Einigkeit in Europa wird so leicht und schnell sicherlich nicht erzielt. Das sind Fakten die man leider nicht wegdiskutieren kann.
Nun, dass Problem ist doch aber, das es doch mehr ungeklärte Fragen gibt als geklärte. Was passiert denn nun mit dem Atommüll? Einfach in den Boden versenken und hoffen, dass er uns dort nie Probleme machen wird, dass ist doch auch nur ein Wunschglauben. Der Müll strahlt mehrere tausend Jahre, wenn nicht noch viel länger und wer weiß denn, welche Naturkatastrophen uns denn in den nächsten Jahrzehnten heimsuchen werden. Und dieser Müll wird ja nicht weniger, umso länger die Kernkraftwerke laufen, sondern es wird immer mehr. Der Ausstieg muss schon her und zwar so schnell wie möglich.
Sicher hast du recht, dass erst einmal alternativen geschaffen werden müssen, aber solange die Gesetze immer wieder verändert werden und es keine Planungssicherheit gibt, solange werden die wenigsten Unternehmen in erneuerbare Energien investieren. Hier muss also ein Atomausstieg beschlossen werden, der dann auch endgültig ist und nicht in 10 Jahren wieder verschoben wird. Kernenergie ist eben nicht sicher und zu hoffen, dass nichts passiert, das ist eben zu wenig.
@Sven: Generell nicht gegen Deine Meinung einzuwenden. Auch nach der Abschaltung wird es keine 100%ige Sicherheit geben, der Müll bleibt. Knackpunkt an Deiner Sichtweise sind die Worte „Planungssicherheit“ und „Atomausstiegsbeschluss“. Von heute auf morgen geht gar nicht, soweit sind wir schon mal. Aber welcher Regierung willst Du soviel Rückgrat zuschreiben, dass im Fall der Fälle in einigen Jahren nicht wieder vor dem Bundesverfassungsgericht ein beschlossenes Gesetz umgestoßen wird? Ich wenn ich ehrlich bin – keiner! Die Energielobby hat letztlich alle Parteien im Griff die nennenswert sind und „gefährlich“ werden könnten.
Und dann bleibt da immer noch der Umstand, dass so ein Gesetz zum Ausstieg europaweit nicht umsetzbar ist. Es würden Ausschüsse gebildet die sich zunächst jahrelang darum streiten wie das Gesetz lauten soll um dann festzustellen – „nix gibts“ ! Europa nennt sich zwar Gemeinschaft, ist aber unter dem Strich keine. Das war noch nie anders und das wird auch nicht anders werden! Wer das anders sehen will verschließt bewusst die Augen vor Tatsachen.