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Katastrophen stimulieren den Journalismus

Sondermeldung

Politik hier, ein bisschen Sport da und der Wetterbericht – für die Massenmedien ist dies das tägliche Brot gleichzeitig aber auch eine Art von Tristesse. So richtig wach werden die Sensationsjournalisten erst dann wenn anderen Menschen ein Unglück widerfährt, wenn andere Menschen außergewöhnlichen Leiden ausgesetzt sind. Der Flugzeugabsturz von Germanwings in Südfrankreich vom heutigen Tag hat dies wieder einmal mehr verdeutlicht.

Eine Sondersendung im TV jagt die andere. Viel schlimmer ist es aber, dass regelrecht ein Gegeifer rund um die Meldungen gibt. Jeder möchte als erster die neueste Meldung raushauen, selbst wenn diese nur auf Vermutungen basieren. Sofort wird der Verdacht auf einen möglichen Terroranschlag gelenkt, ohne dass es hierfür auch nur ansatzweise Fakten gäbe die eine solche Vermutung nähren geschweige denn bestätigen würden.

Ohne dass es zum Zeitpunkt der Meldung bestätigte Hinweise dafür gab wurde sogar von einer Schulklasse gesprochen die an Bord der Maschine gewesen sein soll. So etwas halte ich doch für sehr bedenklich und zudem ist es ein Beweis dafür, dass die Gier nach Horrormeldungen nahezu ungebremst ist. Mit derartigen Aussagen sollte man sich doch sehr zurückhalten ehe sie nicht zum traurigen Fakt werden. Nicht wer zuerst etwas meldet ist der Beste, unbestätigte Sachverhalte sind zunächst etwas für die Redaktion, nicht aber für die Öffentlichkeit.

Der angeblich abgesetzte Notruf „Mayday“ von Flug U49525 den die Medien auch gleich zu Anfang der Meldungsserie als Faktum verbreitet hatten gab es auch nicht wie die französische Flugsicherung nun mitteilte. Sensationsgier gepaart mit ggf. Verschwörungstheorien, das ist die Presse 2015.

Solche Spekulationen gehören meines Erachtens nicht zu einer guten und umfassenden Berichterstattung. Eine umfassende Berichterstattung wird aber wohl zwingend erwartet, von wem auch immer. Ja, sie gehört dazu, das möchte ich gar nicht wegdiskutieren. Eine Katastrophe wo immer diese auch geschehen mag sollte auf gar keinen Fall zur Auflagensteigerung bzw. zur Erhöhung der Klick- oder Einschaltquoten dienen.

Besonders verwerflich und beschämend wird dies dann, wenn während dieser Berichte „so zwischendrin“ auch mal von den Angehörigen gesprochen und denen eine Anteilnahme ausgesprochen wird. Ich möchte niemanden etwas unterstellen, aber diese Anteilnahme wird dann eher zur Floskel welche in die Berichterstattung einfach so mit einfließt – oder einfließen muss. Wirklich ernst nehmen kann ich diese Aussagen nicht und bin damit sicher nicht alleine.

Allen betroffenen Angehörigen kann man an dieser Stelle nur jede Menge Kraft wünschen um all dies zu verarbeiten sofern man diese für solche Geschehnisse überhaupt aufbringen kann.

Update: 25.03.2015: Wie abscheulich und gefühlskalt Journalismus ist beweist auch eine Schlagzeile noch am selben Abend in der Bildzeitung – http://goo.gl/icbzPW . Solche Jounalisten sollten sich schämen.

Ein Gedanke zu „Katastrophen stimulieren den Journalismus“

  1. Ich finde es einfach nur abscheulich, das es unter den Journalisten und Fotografen nicht die geringste Pietät und absolut kein Mitgefühl gegenüber den Angehörigen der Verstorbenen gibt.
    Hauptsache das erste Bild das sich für teures Geld verkaufen lässt. Einfach nur Geschmacklos aber so sind sie, sowas müsste verboten werden.
    Gott sei Dank gibt es mittlerweile ein Überflug Verbot.

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