Die in Ochsenzoll weiterhin entstehenden Seniorenwohungen werden sowohl für Vermietung als auch zur Kapitalanlage mit Beschreibungen angepriesen wie z.B.
In unmittelbarer Nähe befinden sich zahlreiche Geschäfte, Gastronomie- und Freizeitangebote sowie die U-Bahn-Station „Ochsenzoll“ über die Sie eine hervorragende Verkehrsanbindung in die Hamburger Innenstadt oder die umliegenden Gemeinden haben.
Dem ist zunächst nichts negatives abzugewinnen. Allerdings ist da das Problem, dass gerade viele Senioren mit Gehbehinderungen zu kämpfen haben und den U-Bahnhof Ochsenzoll gar nicht oder nur unter großen Anstrengungen nutzen können. Grund dafür sind fehlende Fahrtreppen bzw. Liftanlagen von der Oberfläche zum Bahnsteig. Für Rollstuhlfahrer gibt es gar keine Möglichkeit die U-Bahn zu nutzen – Barrierefreiheit ist hier ein Fremdwort und wird es wohl für noch längere Zeit bleiben wie meine Anfrage beim Hamburger Senat vor Kurzem zeigte.
Von dort wollte ich wissen wie es zusammenpassen kann, dass ein Stadtteil in dem bereits zahlreiche, barrierefreie Seniorenwohnungen entstanden sind die Voraussetzung fehlt auf die Prioritätenliste für eine behindertengerechte U-Bahnstation fehlt?
In einem Brief vom Amt für Verkehrs- und Straßenwesen, der nahezu ohne Punkt und Komma geschrieben ist werde ich auf den technischen Aufwand und die hohen Kosten für nachträglich eingebaute Fahrstühle oder Fahrtreppen hingewiesen. Ferner stützt man sich auf die Tatsache, dass bereits viele barrierefreie Haltestellen existieren würden und auch Haushaltsmittel für den Ausbau in absehbarer Zeit fehlen. Bevorzugt ausgebaut werden auch nur Haltestellen, die eine Umsteigefunktion zum ÖPNV und ein entsprechendes Fahrgastaufkommen haben.
Fehlende Geldmittel sind sicherlich ein Grund, den man auch ein Stück weit nachvollziehen kann. Für eine „faule Ausrede“ halte ich den Hinweis, bereits sehr viele Haltestellen mit Barrierefreiheit zu haben. Als ob das ein Grund wäre Notwendigkeiten außen vor zu lassen.
Das Thema komplett verfehlend ist auch der Hinweis auf die Umsteigefunktion die vorhanden sein muss. Die U-Bahnstation Ochsenzoll hat sehr wohl Umsteigefunktionen zum ÖPNV, u.a. auch ins angrenzende Umland von Hamburg. Bei dieser Begründung unterstelle ich der Behörde für Stadtentwicklung mangelnde Ortskenntnis. Über mangelndes Fahrgastaufkommen am U-Bahnhof „Ochsenzoll“ kann man streiten. Nicht vergessen sollte man aber auch den Umstand, dass diese Haltestelle der Zielbahnhof für Besucher des Klinikums Nord ist.
Alle hier eben aufgeführten „Gründe“ führen dazu, dass die U-Bahnstation „Ochsenzoll“ derzeit nicht auf der Prioritätenliste steht. In dem Schreiben wird auch in Frage gestellt, ob Ochsenzoll jemals barrierefrei wird. In das Fortschreiben der Prioritätenliste werden auch die Behindertenverbände mit einbezogen – wenn die bisherige Liste abgearbeitet ist.
Ich schätze hierzu mal vorsichtig einen Zeitrahmen von 10 Jahren aufwärts. Bis dahin wird Ochsenzoll hoffentlich ein ausreichendes Fahrgastaufkommen haben um Chancen für eine Listenaufnahme zu besitzen. Zwischenzeitlich werden seniorengerechte Wohnungen mit dem Zusatz „U-Bahn in unmittelbarer Nähe“ angepriesen. Dass diese U-Bahn nicht allen Senioren aus den o.g. Gründen zur Verfügung steht spielt ja keine Rolle.
Die größte Barriere an der ganzen Sache ist einerseits die Bürokratie und andererseits der Umstand, dass manchmal die linke Hand eben nicht weiß was die rechte tut.