Gelockt mit einer staatlichen Prämie von bis zu 5000 Euro sollen Senioren aus ihren vier Wänden regelrecht in kleinere Domizile „vertrieben“ werden. So jedenfalls ist der Vorschlag der Gewerkschaft IG Bau an die Bundesregierung. Die Begründung für diesen Vorschlag ist aber nur einseitig durchdacht. Die IG Bau argumentiert, dass viele Senioren in den für sie viel zu großen Wohnungen festsitzen, weil sie einen Umzug und alles was daran hängt scheuen.
Junge Familien dagegen suchen händeringend größeren Wohnraum. Mit der genannten Prämie sollen Umzug, Renovierungskosten und alles was so zum Wohnungswechsel gehört unterstützt werden. Grundsätzlich eine gute Idee, aber sie wurde eben nicht zu Ende gedacht. Sicherlich wagen viele Senioren einen Ortswechsel, nicht zuletzt auch wegen ihrer Gesundheit die derartige Aktivitäten ausbremst. Doch der „Wohnungstausch“ alleine ist nur ein Teil der gesamten Problematik.
Bei dieser ganzen Überlegung wurden einige Punkte vergessen, die nicht von der Hand zu weisen sind.
Am „grünen Tisch“ lässt sich gut planen
Der Satz „von bis zu 5000 Euro“ ist genauer zu betrachten weil er bedeutet, dass nicht alle die volle Summe erhalten. Und selbst wenn – was sind 5000 Euro für einen Wohnungswechsel und die Renovierung der alten Wohnung wenn fremde Hilfe in Anspruch genommen werden muss?
Als Gewerkschaftsfunktionär mit einem im Vergleich zu den meisten Durchschnittsrentnern fürstlichem Einkommen ist der Blick auf die Realität doch eher sehr getrübt. Ohne die vorherige Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sind derartige Pläne auf sozialverträglicher Ebene gar nicht umsetzbar.
Nicht selten kosten kleinere Wohnungen mehr als die bisherigen und größeren oder sie liegen „weit ab vom Schuss“. Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und öffentliche Verkehrsmittel sind ggf. nicht in dieser Form gegeben wie dies bei der bisherigen Wohnung der Fall war. Gesundheitlich eingeschränkte Menschen müssen auf wesentlich mehr achten als „nur“ auf die Größe der Wohnung. Für alte Menschen die nicht mehr so gut zu Fuß sind Punkte die jüngere Menschen eher außer Acht lassen können.
Auch sollte man nicht vergessen, dass das soziale Umfeld ein Stück weit verloren geht. Unter Umständen können Kontakte und gegenseitige Hilfeleistungen nicht mehr stattfinden wie bisher. Nicht ganz umsonst gibt es den Spruch, dass man einen alten Baum nicht verpflanzt.
Fazit
Nicht einfach ins Blaue hinein planen sondern lieber erst mal einen Blick in die Realität werfen. Dann bekommen viele Dinge eine komplett andere Gewichtung… sofern man diese auch sehen mag!