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Verbrauchertäuschung bei Lebensmitteln

Mehr Klarheit und Wahrheit bei der Kennzeichnung und Aufmachung von Lebensmitteln, so lautet die Prämisse einiger Institutionen, die Bundesregierung mit eingeschlossen. Gleichzeitig wird in regelmäßigen Abständen seitens Foodwatch e.V. die Auszeichnung Goldener Windbeutel an Lebensmittelhersteller verliehen, die sich quasi „in besonderer Art und Weise“ mit einer vermeintlichen Verbrauchertäuschung bei Lebensmitteln ins Rampenlicht geschoben haben. Aktuell der Werbelüge bezichtigt wird ein bekannter Käsehersteller aus dem Allgäu und erhielt deswegen diese in Herstellerkreisen sicher nicht begehrte Trophäe. Manchmal bewegt sich dadurch was, nicht ganz so selten ist die Rückantwort der Ausgezeichneten aber auch schlichtes Schweigen.

Generell finde ich es gut, wenn den Herstellern ein bisschen auf die Finger geschaut und wenn nötig auch geklopft wird. Eine bewusste Täuschung der Verbraucher sehe ich keineswegs als Kavaliersdelikt an. Die Lebensmittel sollten ganz klar der aufgedruckten Beschreibung entsprechen. Bewusst massiv kleingedruckte Hinweise auf den Verpackungen sollten generell verboten sein, weil letztlich niemand mit einer Leselupe zum Wocheneinkauf geht. Mit einem kleinen Sternchen kennzeichnen und damit auf „unleserlichen Text“ verweisen entspricht nicht dem was ich als fair bezeichnen würde.

Verbrauchertäuschungen werden gerne und oft eingesetzt um den wahren Sachverhalt rund um das betreffende Lebensmitteln zu verschleiern. Absehen davon sollte hier auch an Menschen mit einer Sehschwäche gedacht und deswegen auf derartige Mikroschriften verzichtet werden.

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Bildquelle: unsplash.com

Verbrauchertäuschung durch gezielt falsche Begriffe

Noch erheblich dreister finde ich jedoch „die Masche“, Lebensmittel mit einem Namen zu versehen der nicht einmal ansatzweise zum Inhalt der Packung passt. Ich kann ja nicht hergehen und Schreiben für Nägeln zu verkaufen, nur weil sie in ihrer Form einander ähneln. Es sind und bleiben zwei verschiedene Produkte. Ich ziele hier konkret auf ein vermeintliches Fleischprodukt an, das sich ganz offiziell Schinken nennen darf obwohl die Inhaltsstoffe mit „Soja & Co.“ davon extrem weit entfernt sind. Der Schinken ist und bleibt nicht nur innerhalb eines Wörterbuches der Teil eines Schlachttieres.

Eine geschickte Vermengung von diversen Gewürzen, Aroma- und auch Farbstoffen mit noch weiteren – von einem Schlachttier meilenweit entfernten – Zutaten mag zwar dazu führen dass das Produkt rein optisch dem Begriff Schinken näher kommt, dennoch halte ich es für eine meines Erachtens schon fast böswillige Verbrauchertäuschung auf Lebensmittelverpackungen. Vielleicht braucht es der eine oder andere Vegetarier „für sein Ego“, dass die Packung die Vorspiegelung falscher Tatsachen beinhaltet, das sein hier einmal dahingestellt. An dieser Stelle sein an den Aufschrei vor vielen Jahren im Zusammenhang mit dem sogenannten Analogkäse erinnert.

Merkwürdigerweise darf bei Produkten welche diesen Fakekäse enthalten das Wort Käse nicht mehr verwendet werden weil es eben eine Verbrauchertäuschung darstellt. „Soja & Co.“ ist doch auch kein Schlachttier, oder? Weshalb dann der Unterschied in der Bewertung von Lebensmittelbezeichnungen? Doch die Messung mit zweierlei Maß ist in unseren Breitengraden ja nicht gänzlich unbekannt.

Die Liste von Lebensmitteln mit irreführender Bezeichnung könnte an dieser Stelle noch fortgeführt werden. Schnitzel die keine sind, Steaks die ihren Namen eigentlich nicht tragen dürften weil ihr Hauptbestandteil Seitan „noch nie grasend auf einer Weide stand“ oder Speck, der vordergründig aus fermentierten Sojabohnen besteht und eigentlich Tempeh heißen müsste. Auch Seelachs, der anstelle eines richtigen Gewässers maximal den Regen bei der Verladung in den LKW gesehen hat und gesundheitlich betrachtet alles andere als unbedenklich einzustufen sein dürfte.

Ob es bei all diesen bewussten und vor allem langlebigen Lebensmittellügen dann noch wirklich eine entscheidende Rolle spielt, dass der eingangs erwähnter Käseproduzent auf seinen Verpackungen bildlich den Einsatz von Milch suggeriert welche von Freilaufkühen stammt? Das darf der liebe Verbraucher dann genauso selbst entscheiden wie auch das, ob er solche Fakelebensmittel in seinen Einkaufswagen legt oder nicht. Die staatlich zuständigen Gremien gründen stattdessen lieber einen Ausschuss nach dem anderen der dahingehend nichts zustande bringt, weil Lobbyismus eben ein sehr einträgliches Geschäftsmodell ist. Und „mit dem Finger wedelnde Windbeutel“ tun niemandem weh, den Herstellern dieser Verbrauchertäuschung schon mal gar nicht.

2 Gedanken zu „Verbrauchertäuschung bei Lebensmitteln“

  1. Ich denke, dass die Bewertungen von Foodwatch und Öko-Test mittlerweile eine gute Reichweite haben und auch beim Normalverbraucher entsprechend aufschlagen und wahrgenommen werden. Ein „Goldener Windbeutel“ spricht sich auch in konservativen Kreisen ‚rum und sorgt für einen Image-Schaden.

    Die Erzeuger versuchen halt immer mal wieder, die Kunden zu täuschen. Gut, dass es Foodwatch & Co. gibt, um diesen Blödsinn aufzudecken.

    Was die veganen Sachen angeht: einfach „xxx nach Art eines XXX“ nennen, z.B. „Sojazeugs nach Art eines Schnitzels“ nennen – feddisch! Geht beim „Schnitzel Wiener Art“, das aus Schweine- statt aus Kalbfleisch hergestellt wurde, ja seit urdenklichen Zeiten auch.

    1. Du stellst es richtig dar, der Umgang mit den korrekten Bezeichnungen wäre total einfach. Warum das nicht so praktiziert wird wissen nur die betreffenden Hersteller (oder auch nicht). Meine Deutung: Der Begriff „Schnitzel“ liest sich einfach appetitlicher als wie z.B. Dein Beispiel mit „… nach Art eines Schnitzels“.

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