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ÖPNV: Schwarzfahren mit Facebook und Twitter

Die jährliche Gesamtzahl derer, die der Ansicht sind öffentliche Verkehrsmittel ohne Bezahlung nutzen zu müssen ist nur schätzbar. Wen es dann doch erwischt wenn es heißt „Fahrscheinkontrolle“, der muss eben das erhöhte Beförderungsentgelt bezahlen – eigentlich ganz einfach und nachvollziehbar.

Für Geschwindigkeitsübertretungen im Straßenverkehr gibt es sog. Radarwarner die, sofern auf aktuellem Stand, vor einem positionierten Blitzer warnen und somit den flotten Fahrer ausbremsen. Irgenwie war es nur eine Frage der Zeit bis es ähnliche Warnsysteme auch für notorische Schwarzfahrer gibt. Die sozialen Netzwerke machen es möglich…..

In dem Zusammenhang bin ich auf einen Artikel bei Web-Newspaper gestoßen, der sich mit einem „Warnsystem für Schwarzfahrer“ in München namens MVV-Blitzer beschäftigt. Via Facebook und Twitter werden dort Warnungen vor Fahrscheinprüfern und deren Einsatzorte weitergegeben. Bis hier hin könnte man ja noch sagen….. was es doch alles gibt. Wer sich darauf verlassen und bei Fehlinformationen doch in die Falle tappen will soll dies eben tun. Besonders lesenswert halte ich aber die Begründungen in o.g. Artikel, mit denen das Schwarzfahren mehr oder weniger als gerechtfertigt dargestellt werden soll.

Verspätungen z.B. von S-Bahnen wegen Signalstörungen und Notarzteinsätzen erzürnt jene Fahrgäste wohl in ganz besonderem Maße. Und dies gleich so sehr, dass es als Rechtfertigung fürs Schwarzfahren hergenommen wird. Verspätungen liebt keiner, egal aus welchen Gründen diese auch immer zustande kommen.

Hier allerdings Notarzteinsätze anzuführen ist schon sehr merkwürdig. Sind es denn nicht genau die Fahrgäste selbst welche solche Einsätze hervorrufen – durch Leichtsinn, Unachtsamkeit oder gar Selbstmordgedanken? Und dafür soll dann der Verkehrsverbund verantwortlich sein?  :denk:

Einer Bewertung dieser Ansicht enthielt sich der Autor des verlinkten Beitrages natürlich. Folge ich dieser Logik der so denkenden Fahrgäste, dann sollte also aus Gründen der Pünktlichkeit die Bahn trotz eines im Gleisbett liegenden Verletzten weiterfahren? Lassen wir ihn einfach liegen oder wie? Hauptsache ich gelange rechtzeitig an mein Ziel. In München gilt wohl die Devise „liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ mehr denn je.

Der MVV ist ganz bestimmt nicht Deutschlands günstigster Verkehrsverbund, was wiederum auf einem ganz anderen Blatt geschrieben steht. Bus, Bahn & Co. ohne einen Fahrschein zu benutzen ist auch hier eine Erschleichung von Leistungen die unter Strafe steht. Verspätungen oder die Meinung, der Fahrpreis sei nicht gerechtfertigt finden da keinerlei Gehör.

Die Tatsache, dass sich nicht alle ein Ticket leisten können ist mir bewusst. Was aber ist am ÖPNV anders als beim Einkaufen? Wenn ich mir die Hose bei XYZ nicht leisten kann berechtigt es mich noch lange nicht diese einfach mitzunehmen nur weil ich die Ansicht vertrete, der Preis ist nicht angemessen.

In wie weit sich das Warnsystem durchsetzen wird, für das in absehbarer Zeit noch ein Smartphone-App dazukommen soll wird sich zeigen. Noch schweigen sich offizielle Stellen dazu aus – Betonung auf noch!

 

8 Gedanken zu „ÖPNV: Schwarzfahren mit Facebook und Twitter“

  1. Also ich finde, Verspätungen rechtfertigen schon mal gar nicht das Schwarzfahren, denn wenn ich schwarzfahre, tue ich dies auch, heißt, ich befinde mich in einem Fahrzeug des ÖPNV, nutze also diese Dienstleistung – egal ob pünktlich oder nicht. Sicher gibt es Menschen, für die so ein Ticket unerschwinglich ist und sicher gibt es vereinzelt Situationen, wo es mehr oder weniger unbeabsischtigt zu Schwarzfahrten kommt. Da ist es mit Alternativen natürlich schwierig, wenn man nicht zu Fuß gehen will oder zu Hause bleiben. Wer dabei aber noch die Freiheit hat, seine Fahrtroute nach dem „Kontrolleursalarm“ richten zu können, der muss meiner Meinung nach auch nicht wirklich irgendwo hin.

    Hier in Berlin, wo ich viel mit Jugendlichen zu tun hab, ist Schwarzfahren in dieser Altersgruppe aber ein ganz anderes Problem. Es ist eine Art Mutprobe unter Gleichaltrigen, man gibt damit an, ist cool usw. So ähnlich wie beim kleineren Ladendiebstahl, bei dem es auch nur ums Prinzip und Coolnesspunkte geht. Das Attraktive daran ist, dass man sich ohne viel Stress „freikaufen“ kann, wenns dann mal schief geht, was beim Klauen natürlich wesentlich riskanter ist. Da man ja nichts wirklich wegnimmt in der Bahn, der Zug auch ohne einen fährt, ist die Hemmschwelle und das Unrechtsbewusstsein weit unten. Das erklärt zwar manches, ist aber in meinen Augen keine Rechtfertigung.

    1. @HansdasJo: Großstädte haben sicherlich eine gewisse Vorreiterrolle in Sachen „Mutproben“. Das wohl geringste Unrechtsbewusstsein dürfte es tatsächlich beim Schwarzfahren geben, man steigt einfach ein und gut ist, sieht ja niemand. „Unbeabsichtigtest“ Schwarzfahren kann es genaugenommen nicht geben obwohl ich weiß was Du damit zum Ausdruck bringen möchtest.

      @Manox: Willkommen bei Nicht spurlos. „Anstiftung“ könnte man es durchaus nennen. Wobei, ich würde mich auf Twitter und Facebook nicht zwangsläufig verlassen. Nicht immer und überall steht jemand mit dem Smartphone und gibt Meldungen ab. Es bleibt dennoch ein Risiko. Angesichts Deiner Aussage, dass es sogar Fahrpreiserstattungen gibt kann ich den Hype über Verspätungen erst recht nicht verstehen.

  2. Also da ich ja fast Täglich den MVV nutze und mit diesen zufrieden bin kann ich einfach dieses verhalten in sachen „Warnungen vor Fahrscheinprüfern“ nicht verstehen. Auch wenn einige dies nur aus Spaß betreiben ist dies eigentlich schon eine halbe Anstiftung zum Schwarzfahren in meinen Augen.

    Klar ist eine Verspätung nichts schönes aber da gibt es beim MVG (Beförderer in München der U-Bahn, Strassbahn & Bus) eine Garantie wenn man länger als 20 Minuten auf seinen Verbindung warten muß wird der Fahrpreis erstattet.

    Das der öffentliche Verkehr in München mit der beste ist in Deutschland kann ich das garnicht so ganz verstehen das man über die Preise sich so beschweren kann 2.50€ finde ich angemessen dafür was man da geboten bekommt.

  3. Bei uns in Berlin wurden die Verspätungen und andere Ärgernisse von den Betreibern meiner Meinung nach ganz geschickt ausgeglichen. Es gab Ermäßigungen auf Zeitkarten und Wochenenden, an denen das einfache Ticket als Tageskarte galt oder 2 Leute auf einen Fahrschein fahren konnten. Obwohl immer wieder Leute was zu meckern hatten, kam die Sache doch recht gut an, hat aber sicher nichts gegen die Zahl der Schwarzfahrer ausrichten können.

  4. Klar, München ist größer als Leipzig und sicher nutzen dort auch mehr Menschen Twitter oder Facebook oder was auch immer.
    Hier in Leipzig fahren viele Twitterer Strassenbahn und Bus, auf den Hauptlinien mehr auf den Nebenlinien weniger. Die Kontrolleure sind ständig und überall unterwegs. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß flächendeckend Twitterer vor Ort in Bahn oder Bus sind und halbwegs zuverlässig warnen könnten.

    Lieber ein Ticket kaufen (geht auch per APP) und man fährt viel ruhiger.
    Abgesehen davon schaden Schwarzfahrer den Kunden die ihr Ticket bezahlen.

    1. @Daniel Bäzol:

      Abgesehen davon schaden Schwarzfahrer den Kunden die ihr Ticket bezahlen

      Dies scheint bei einigen Münchnern gar nicht zur Debatte zu stehen. Zumindest nicht bei denen, die sich über Notarzteinsätze aufregen. Genau dieser Satz nervt mich immens. Unter dem Strich gehe ich nicht davon aus, dass sich dieses System durchsetzen wird. Nicht in München und nicht anderswo.

  5. Na ich glaube ja nicht das dies so erfolgreich werden wird, denn Fahrkartenkontrolleure fahren meistens nur 3-7 Stationen und wechseln dann auf die nächste Bus- oder Zuglinie, sind also sehr flexibel.

    Ich selber wurde in diesem Jahr auch schon 6 mal kontrolliert, wobei ich bei einem Mal mein Ticket garnicht vorzeugen musste (die Kontrolleure standen im Bus und ich bin zugestiegen, als dann irgendeiner mit Fahrkarten bitte anfing hab ich nicht angefangen zu kramen und die dachten dann wohl, die hätten mich schon kontrolliert :D)

    Vor einiger Zeit habe ich auch mal gelesen, das jemand anhand von BlueTooth Schaffner in Ubahnen erkennen können will, jedoch konnte ich das nie bestätigen (Geräte werden auch von Stadt zu Stadt unterschiedlich sein) und wer schon in dem Bereich das BlueTooth Netzes ist, der kommt auch nichtmehr so leicht davon.

    => Also lieber Ticket kaufen und Nerven sparen :)

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