Mit seinen Enthüllungen hat Edward Snowden ein Fass von ganz besonderer Güte aufgemacht und bringt unsere Politik – in erster Linie Frau Merkel – in große Erklärungsnöte. Alleine vor diesem Hintergrund ist es schon klar, warum Snowden in Deutschland kein Asyl bekommen hat obwohl ich persönlich es nicht für richtig erachte. Doch das steht auf einem anderen Blatt. Nicht die Voraussetzungen für ein Asyl sind es die fehlen, es ist vielmehr die „Angst“ es sich mit den USA zu verscherzen. Wenigstens ehrlich hätte Frau Merkel sein können.
Viel schlimmer ist es jedoch, dass Frau Merkel von allen Machenschaften der Spionage und Datenweitergabe des BND an die NSA nichts gewusst haben will.
Wahrscheinlich kommt es jetzt ganz gelegen, dass die Sommerpause kurz bevor steht die Hoffnung nach den Ferien ist alles wieder „verraucht“ oder ein anderer Skandal löst diesen ab. Doch ganz so einfach kommt die Regierung diesmal nicht aus der Sache raus, dessen bin ich mir sicher, zuviel Staub wurde inzwischen aufgewirbelt.
Dieser Skandal in Verbindung mit den Lügen und der Bedecktheit der Verantwortlichen lässt auch bei anderen Dingen des Lebens den einen oder anderen Zweifel aufkommen.
- Werden die Fingerabdrücke auf dem neuen Personalausweis tatsächlich nur zur einwandfreien Identifizierung verwendet?
- Die Knochenmarkspenderdatei hat die DNA der möglichen Spender gespeichert? Bedienen sich dort BND & Co. ggf. auch zur „profilaktischen Fahndung“?
Unwissende Kanzler sind nicht tragbar
Es gibt nur zwei Möglichkeiten in dieser Sache.
- Entweder Frau Merkel weiß wirklich nichts, das würde dann aber auch bedeuten, dass der ihr direkt unterstellte Geheimdienst einfach eigene Wege geht.
- Frau Merkel weiß sehr wohl Bescheid und will nun einfach nicht dazu stehen.
Eine Kanzlerin die auf Nachfragen von Journalisten nur ausweicht und schon fast zornig wird wenn nachgehakt wird ist untragbar für unser Land – nein, sie ist auch angesichts der bevorstehenden Wahl unwählbar! Beide aufgezeigten Varianten sind Grund genug im Herbst die Quittung dafür zu erteilen und das Kreuz definitiv an einer anderen Stelle zu setzen – an welcher auch immer. Die Politik als solches verkohlt das Volk schon in so vielen Bereichen, dazu muss sich jetzt nicht auch noch völlige Zügellosigkeit untergeordneter Abteilungen hinzu gesellen.
Allerdings muss man auch erkennen, dass es unter einer anderen Regierung ggf. auch nicht besser gelaufen wäre. Dass andere Parteien nun das strikte Gegenteil behaupten ist ja klar, hinterher kann man immer leicht philosophieren.
Fühle ich mich ausgespäht?
Das ist eine Frage welche sich diese Woche wohl nicht nur der Webmasterfriday stellt. Dass diese Frage auftaucht ist natürlich verständlich, zumal keiner wirklich genau weiß wie weit und tief diese Spionage geht. Ich habe mir diese Frage nach Bekanntwerden des Skandals auch gestellt und bin zu diesem Ergebnis gekommen.
Ja und nein. Ja, weil ich die Ansicht vertrete, dass eine derartig pauschale Überwachung jeglicher Kommunikation etwas sehr weit geht. Nein, weil ich im Netz nichts veröffentliche was derartige „geheim“ ist, dass niemand etwas davon wissen darf. Als Internetuser habe ich es schließlich selbst in der Hand was ich preisgebe und was eben nicht. Zum Thema „Daten ausspähen“ hatte ich mich kürzlich schon mal ausgelassen. Ich heiße es auch heute noch nicht für gut habe aber für mich erkannt, dass „wir kleinen Bürger“ daran wohl nichts ändern werden. Keiner wüsste überhaupt davon, hätte Snowden nicht die Karten auf den Tisch gelegt.
Das eigene Leben nicht aufgeben
Ich werde mein Surf- bzw. Netzverhalten als solches nicht grundlegend verändern, dann könnte ich gleich den Router über den Balkon werfen und den PC komplett abschaffen. Man darf sich auch nicht gänzlich verrückt machen lassen. Denn das Netz alleine ist nicht alles. Wer gibt uns die Sicherheit, dass Post und DHL nicht auch Adressen scannen wie es in den USA in großer Zahl der Fall ist?
Worüber ich in jedem Fall nachdenken werde ist die Verlegung diverser Mailkonten weg von Anbietern wie Yahoo, Google und Co. Von dort geht ja nach dieser Grafik die größte Gefahr aus dass Daten bereitwillig weitergegeben, abgeglichen und sonst was werden.
Mehr kann man eigentlich nicht wirklich tun – außer das Land bzw. Europa gleich komplett verlassen.
Auf dem NG-Channel gibt es jeden Donnerstag eine Serie namens ‚Flughafen New York – Kampf den Schmugglern‘ – also der JFK-Airport.
Dort wurde auch der Postverkehr gezeigt. Und wenn ich mich recht entsinne, hieß es in der Folge dieser Woche, das dort über 100.000 Sendungen pro Tag gescannt werden.
Also, es ist unwahrscheinlich, das unsere Briefsendung nicht auch gescannt werden.
@Marcus: Dieser Spionagesumpf ist so tief, dass das normale Volk hier gar nicht wissen kann was alles läuft.
Zu deinem „Entweder Frau Merkel weiß wirklich nichts, das würde dann aber auch bedeuten, dass der ihr direkt unterstellte Geheimdienst einfach eigene Wege geht.“ Nichts kann man nicht wissen. Aber ich denke, so wie in vielen anderen Länder auch, dass die Geheimdienste solch monströse Apparate sind, dass der, der an sich oben an der Spitze des Staates steht, tatsächlich nicht in alles eingeweiht wird. Das ist heutzutage alles so komplex und seit dem 11. September auch so übergroß geworden, wer will/kann da noch durchschauen?
Und zum Zitat aus deinem Kommentar „dass das normale Volk hier gar nicht wissen kann was alles läuft.“, da denke ich, dass es manchmal leider sogar besser ist, wenn man nicht alles weiß. Oder das normale Volk es auch gar nicht erst wissen will.
Man kann sicherlich vieles machen, aber die, die die Daten kriegen wollen, finden auch immer einen Weg. Da ist es so wie bei Einbrechern. Wer irgendwo eindringen will, kommt auch rein – mit dem richtigen Material und der benötigten Zeit.
Und Einbrecher und Geheimdienst, wo ich so gerade an einen Vergleich denke… ;)
Trotz allem ein angenehmes Wochenende!
@Alex: Der Vergleich ist durchaus angebracht, „sie“ brechen in unsere Privatsphäre ein. Von daher…. ;-) . Das mit den monströsen Apparaten mag durchaus sein, trotzdem ist es zumindest peinlich wenn der „Boss“ nicht weiß was in seiner Firma läuft – gerade bei derartigen Vorkommnissen. Wie dem auch sei – „glauben heißt nichts wissen“ – ich weiß schon warum das meine Devise ist und immer schon war.
Rein theoretisch besteht dann ja auch noch die Möglichkeit, das man Sie nicht informiert hat, um Sie zu schützen.
Es ist halt leichter, jemanden im Amt zu halten, respektive wieder ins Amt zu heben, der (wirklich) nichts gewusst hat, als jemanden der vollkommen im Bilde war.
@Marcus: Wäre auch denkbar. Doch dann würde ich mir Gedanken machen wie es sein kann, dass ich als Kanzler(in) über solche grundlegenden Dinge nicht informiert werde. Dass auf der Pressekonferenz solche Fragen auftauchen konnte man sich doch an 5 Fingern abzählen.
Ich bin jeden Tag etwas mehr schockiert und entsetzt was da noch so alles herauskommt. Auch glaube ich, das es erst die Spitze des Eisberges ist, was bislang bekannt ist. Das Dilemma in unserem Land, ist die viel zu stille und zaghafte Opposition, wahrscheinlich trauen sie sich nicht, weil selbst genug „Dreck“ am Fuß. In den letzten, entscheidenden 10 Jahren saß ja jeder mal in der Regierung.
@Aquii: Mich kann schon bald gar nichts mehr schocken. Deine Begründung bezüglich der Zurückhaltung würde passen, vielleicht fürchtet der eine oder andere Politiker, dass sich Abgründe im Zusammenhang mit seiner eigenen Person öffnen von denen bislang noch keiner wusste. Die Hand ins Feuer legen würde ich jedenfalls nicht.
@Thomas: Ich denke, es kommt öfter vor als wir denken, das das Staatsoberhaupt über eine Sache nicht informiert wird. Wie gesagt, ganz einfach aus Schutzgründen.