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Rudi Assauer

gesellschaft

Rudi Assauer – der Name zieht sich wie ein roter Faden durch die Bundesliga. Wer auch nur halbwegs etwas mit Fussball am Hut hat kann mit diesem Namen etwas anfangen. Den Mann mit Zigarre, ich kann mich nicht erinnern ihn jemals ohne gesehen zu haben. Assauer war irgendwie immer in Zigarrennebel eingehüllt und auch ein frisch gezapftes Pils gehörte zu ihm wie eine Eckfahne zum Spielfeld.

Und auch an den Tag, als er den DFB-Pokal mit Schalke gewann (2002) und hat fallen lassen werde ich nie vergessen. Den frisch gewonnenen Pott hatte es damals ganz schön verbogen gehabt, doch Hut ab… er hat die Reparaturkosten selbst getragen. Ich mach auch gar keinen Hehl daraus, dass ich mich seinerzeit köstlich amüsiert hatte als ich davon erfuhr. „Sowas kann nur den Schalkern passieren“ waren meine hämischen Worte, ich erinnere mich noch genau daran.

Mein „Freund“ war Assauer nie gewesen und wäre er auch niemals geworden. Das liegt schlicht und einfach daran, dass er mit den Königsblauen aus Gelsenkirchen fest verbandelt war. Und Freundschaften zwischen Königsblau und München sind nicht nur undenkbar, sie sind komplett ausgeschlossen.

Warum schreibe ich dann diesen Artikel wird sich jetzt mancher fragen. Klar, ich könnte einfach auch die Klappe halten und zur normalen Tagesordnung übergehen. Aber was Assauer nun widerfuhr als er an Alzheimer erkrankt ist hat er definitiv nicht verdient, auch nicht als von mir ungeliebter Schalker. Alzheimer ist eine fiese und schleichende Krankheit, vor der sich der Ex-Fussballmanager immer gefürchtet hat. Nicht zu Unrecht, denn Alzheimer verändert das komplette Leben, nichts ist mehr wie es einmal war. Und Assauer selbst wusste schon länger davon und schrieb auch darüber in seiner demnächst erscheinenden Autobiographie.

Durch meine Tätigkeit in der Altenpflege und auch persönliche Erfahrungen weiß ich was Alzheimer ist und was diese Krankheit insbesondere auch für das Umfeld des Erkrankten bedeutet. Manche machen sich lustig über die Vergesslichkeit die dieses Krankheitsbild mit sich bringt. All denen sei gesagt, „ihr wisst wirklich nicht wovon ihr sprecht“! An Alzheimer zu erkranken bedeutet langsam ein ganz anderer Mensch zu werden ohne dies selbst vollumfänglich mitzubekommen. Lustig ist etwas anderes…..

Ich persönlich finde es am schlimmsten, dass er von seiner Ehefrau wegen der fortschreitenden Erkrankung im Stich gelassen wurde. Die Ehe ist zerbrochen liest man in den Medien. Es ist ganz bestimmt kein leichtes Los, wenn der Ehe- oder Lebenspartner an Alzheimer erkrankt. Ohne Zweifel,  es bedeutet sehr viel Arbeit, raubt an manchen Tagen nahezu den letzten Nerv und erfordert jede Menge Verständnis einen an Alzheimer erkrankten zu versorgen.

Aber einen geliebten Menschen genau dann sitzen zu lassen, wenn er am meisten Zuwendung und Hilfe braucht kann ich nicht nachvollziehen. Toleranz kann man hier von mir nicht erwarten. Oder wie war der Satz auf dem Standesamt „in guten wie in schlechten Tagen….“!?  Es ist ein Krankheitsbild, dass sich Betroffene nicht selbst zuzuschreiben haben, sie deswegen zusätzlich zu „bestrafen“ finde ich geht gar nicht.

Ich halte es jedenfalls für sehr gut dass Rudi Assauer sein Leben gelebt und genossen hat solange es eben ging! Jede Party, jede Zigarre, jedes Bierchen und jeder Sieg mit seinen Mannschaften sei ihm gegönnt. Der vor ihm liegende Weg ist alles andere als einfach, doch dafür wünsche ich ihm und seiner Familie alles Gute – vor allem jede Menge Kraft. Solche Schicksale sollten uns alle zu denken geben. Das Leben kann schneller eine Wendung nehmen als man denkt…. und dann nichts ist mehr so wie es mal war.

Ein sentimentaler Beitrag? Ne, nicht wirklich. Aber ich hatte das Bedürfnis auch hierzu mal meine Meinung zu sagen!

10 Gedanken zu „Rudi Assauer“

  1. Ich selbst habe eigentlich gar keine Meinung zu Assauer, weder früher noch heute, teile aber deine Auffassung, dass man aus seinem Lebenslauf Dinge lernen kann wie „Genieße dein Leben, solange du noch kannst“ oder „Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter“ usw. Das finde ich richtig, solange es nicht zu Lasten anderer geht. Ob das bei ihm der Fall war, kann und will ich gar nicht beurteilen.

    Was die zerbrochene Ehe und damit deine Kritik an der Ehefrau angeht, kann ich deine Meinung nicht so ganz teilen. Sicher ist die Rede von „guten und schlechten Tagen“, je nach Institution auch „bis dass der Tob euch scheidet“. Und es ist bestimmt auch keine charakterliche Glanzleistung, einen Partner ausgerechnet in dieser schlimmen Situation zu verlassen. Ich denke aber, dass man einen Partner überhaupt verlässt, ist seltenst eine Entscheidung von heute auf morgen, sondern liegt in einer sich stetig verschlechternden Qualität der Partnerschaftf und des Zusammenlebens. Wenn sich also jemand dann in dieser Extremsituation der Krankheit dafür ebtscheidet, dann ist das zwar auf den ersten Blick unfair, letztentdlich aber vermutlich nur der letzte Anstoß eine Situation zu beenden, die schon vorher aus anderen Gründen auf der Kippe stand. Eine Ehe, in der vorher alles ok war, beendet man nicht wegen Krankheit, wenn es vorher allerdings sowieso schon problematisch war, kann das der letzte Auslöser sein. Und insofern: Gute Zeiten sind prima. Man muss sie aber auch dafür nutzen, Stabilität für schlechte Zeiten aufzubauen. Und das hat jetzt gar nichts mehr mit Assauer zu tun.

    Das war jetzt mal ein bisschen unpopulär, aber ist nach meiner Erfahrung ein sehr wichtiger Gedanke, bevor man zu Pauschalverurteilungen greift. Mal sehen, wie andere das Thema kommentieren und ob sie mich als Vertreter einer gewissenlosen Einstellung angreifen werden.

    1. @HansdasJo: Ich verstehe Deine „Bedenken“ hinsichtlich meiner Kritik an der Ehefrau schon, ich sage auch nicht dass Du so ganz daneben liegst. Allerdings ist es eben auch nachgewiesen, dass für Erkrankte gerade das familiäre Umfeld enorm wichtig ist. Es bleibt halt immer eine Wanderung auf des Messers Schneide.

      @Carsten: Von Prominenten erfährt man, vom Nachbarn 3 Häuser weiter zu 95% nicht. Da liegt der Unterschied. Fakt ist auch, dass Alzheimer so ein bisschen ein Tabuthema ist, man spricht nicht „gerne“ darüber. Von geheucheltem Mitglied möchte ich da nicht sprechen, genauso wenig wie Iris das tut. Gut dass bei „Promis“ darüber berichtet wird. Somit wird jedem von uns wieder vor Augen geführt was alles sein kann, schneller als man dies denkt.

      @Iris: Willkommen bei Nicht spurlos. Deine Schilderung der Sensibilisierung trifft es glaube ich ziemlich genau. In unserer Gesellschaft gibt es noch jede Menge Leute, die mit derartigen Erkrankungen nicht umgehen können. Ich mache es keinem zum Vorwurf, nicht jeder ist dafür „gebaut“ sage ich mal.

  2. Da hat ein Prominenter mal was schlimmes, wird auf allen Kanälen darüber berichtet, als würde es nichts schlimmeres auf der Welt geben. Sicherlich ist Alzheimer schlimm, aber wenn ein Prommi sich auch nur beim Nase bohren verrenkt, wird sofort Mitleid geheuchelt von der ganzen Welt…

  3. Ich glaube nicht, dass es hier um Heuchelei und Mitleid geht. Menschen wie Herr Assauer stehen nun mal im Licht der Öffentlichkeit und ziehen mehr Interesse an ihrem Schicksal auf sich, als Lieschen Müller von nebenan. Eine Krankengeschichte wie die seine sensibilisiert viele Leute, die sich ansonsten eher nicht damit beschäftigt hätten, für Dinge wie Alzheimer. Und das kommt glaube ich allen Betroffenen zu Gute – ob prominent oder nicht. Ich kann mich z.B. erinnern, dass ich erst durch den Fall Hannelore Kohl, der ja auch durch die Presse ging, das erste Mal von ihrer Erkrankung (hab den Namen vergessen, aber ich meine die übermäßige Lichtempfindlichkeit) erfahren habe und seitdem zumindest etwas damit anfangen konnte, wenn ich in meinem Umfeld damit konfrontiert wurde.

  4. Sehr geehrte Herren, Ich kann Herrn Rudi Assauer einige Hinweise zu seiner Krankheit geben,denn ich bin auch krank (Demens,Depression,Parkinson,Schlaganfall,Prostata,Schilddrüsenerkrank) Bitte geben Sie mir seine Kontaktadresse.Hinweise:Neurologen sagen wir nutzen nur etwa fünf Prozent unserer Gehirnkapazität,und hier muß man ansetzen!Das Denken ändern,ZB.Gedanken sind lebendige Wesen im Gehirn,die man füttern und bewegen muß,Gehirn-Doping(Jonglieren)Alle KörperTeile regelmäßig trainieren(Fitness-Studieo)Leben heißt lernen (kein Fernsehen regelmäßig lesen abends ein Spaziergang)

    Der Beitrag wurde um Teile gekürzt die hier nicht veröffentlicht werden sollten.
  5. @Georg Romich: Zunächst mal willkommen bei Nicht spurlos. Über eine Kontaktadresse verfüge ich natürlich nicht und selbst wenn ich diese hätte würde ich diese nicht „einfach mal so“ herausgeben.

    Ich bin überzeugt, dass Herr Assauer die notwendige Therapie erhält die er benötigt.

    Für Ihren ganz persönlichen Weg natürlich auch alles Gute!

  6. Pingback: Celeb Watch

  7. Ja, auch mir tut der gute Rudi Leid. Auch ich denke, dass eine solche Krankheit (wie auch viele anderen) kein Mensch verdient hat. Und ja, es ist sogar gut damit offensiv umzugehen nur nervt mich hier eines die Tage… Assauer überall, Assauer gibt Interviews, er bringt ein Buch raus, wurde begleitet und und und… ja, so macht man in seinen schweren Zeiten sogar noch Profit damit, mit seiner eigenen Krankheit! :-/
    Ich finde es jedenfalls etwas befremdlich, tut mir Leid!

    1. @Alex: Die Vermarktung seiner Krankheit finde ich auch für befremdlich. Ob er das alles aus eigenen Stücken heraus macht lassen wir am besten mal dahin gestellt. Unschön auch die Schlammschlacht um Assauers Ehe etc. die nun losgetreten wird. Aber so ist eben die Gesellschaft…

      Wenn ich allerdings lese was unser Gesundheitsminister so vor hat, dann würde ich ihm den Ausbruch der Krankheit gerne an den Hals wünschen. Herr Bahr weiß offenbar nicht wovon er spricht und trifft Entscheidungen am grünen Tisch.

  8. Hi Thomas
    Japp, da sind wir wohl mal wieder einer Meinung, was Vermarktung, Ehe-Schlammschacht und Co angeht.
    Leid tut es mir aufjedenfall für den Rudi und wünsche soweit noch möglich, eine stabile Gesundheit!
    Beste Grüße in den Norden, Alex

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