Zum Inhalt springen

Was erlauben Westerwelle

Ich schreibe es mal der Karnevalszeit zu, dass unser Herr Vizekanzler derzeit als brandstiftender Keiler durch die Gegend posaunt. Nach seinen Vergleichen Deutschlands mit dem römischen Reich und schlägt er weiter unermüdlich auf die Sozialtrommel und fordert nun sogar eine Generaldebatte im Bundestag.

Dass Hartz IV Empfänger mehr in der Tasche haben als jemand der arbeiten geht zeigt doch nur, dass es genügend Unternehmen gibt die saumäßige Niedriglöhne zahlen. Und keiner unserer Regierung schreitet gegen diese Tatsache ein, unternimmt etwas und verhindert, dass die Großen immer fetter zu Lasten der Kleinen werden. Hier wird auch von Herrn Westerwelle brav zugeschaut.

In einem seiner Interviews plädierte er, dass die Bevölkerung die Wahrheit erfahren muss. Richtig, stimme ich vollkommen zu. Die Wahrheit ist, dass es in Deutschland nie wieder eine Anzahl von Arbeitsplätzen geben wird, dass alle in Lohn und Brot stehen werden. Gründe für den Arbeitsplatzschwund gibt es viele, nicht zuletzt auch der unaufhaltsame technische Fortschritt. Bloß diese Wahrheit gibt keiner dieser Volksvertreterbagage in Berlin zu und der Vize schon gar nicht.

Westerwelles Gehabe ist nur der klägliche Versuch einer Vorwärtsflucht, weil die Felle der FDP schneller davon schwimmen als Westerwelle überhaupt rudern kann. Den Abwärtstrend seiner Partei wird er so wohl nie aufhalten können und spätestens die Wahlen in NRW im Mai werden unter dem Strich das Ergebnis seiner Brandschatzerei an den Tag bringen. Westerwelle hätte seinen Höhenflug nutzen können, hätte er denn erkannt, dass die Wähler eine Trendwende herbeiführen wollten. Diese Chance hat er vergeigt, eine zweite gibt es nicht mehr!

Aber ein fader Beigeschmack bleibt selbst wenn Westerwelle weg ist. Die Vizekanzlerschaft hat ihn bei seinen Pensionsansprüchen sehr weit nach vorne katapultiert. Mit gesicherten und vollen Taschen lässt es sich leicht auf jene wettern, die in unserer Gesellschaft erst gar keine Chance mehr haben (werden).

Deppen der Nation, ja das sind wir wirklich. Das sind wir deswegen, weil wir diesem munteren Polittreiben einfach zuschauen, uns ein X für ein U vormachen lassen und auf geschickte Ablenkungsmanöver aus Berlin hereinfallen. Jeder Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht – die Risse sind längst vorhanden.

6 Gedanken zu „Was erlauben Westerwelle“

  1. Das mit den Niedriglöhnen fängt ja spätestens mit den schlecht bis gar nicht bezahlten Praktika an. Ich finde es schon ziemlich krass, dass es so unheimlich viele Firmen gibt, die lieber permanent neue Praktikanten einstellen und dafür feste Stellen abbauen, um kosten zu sparen, obwohl es das Unternehmen gar nicht nötig hätte. Das Problem ist dabei auch einfach, dass es u.a. so viele Studenten gibt, die da mit machen und das auch noch toll finden; da ist ein Umdenken nicht nur bei Politikern und Unternehmern notwendig, sondern bei wirklich allen „Schichten“.

  2. Er rüttelt nur sein Stammklientel zur NRW Wahl wach, das sollte für knapp 6% reichen, ob es allerdings für die erneute Regierungsbildun reicht, wage ich zu bezweifeln.

    Nur wer jetzt noch Leistungskürzung fordert, der sollte mal daran denken, das kurz nach der Einführung von ALG II die Billiglöhne erst möglich geworden sind. Was sich zur Zeit auf dem Arbeitsmarkt (so nennt sich das ja, es ist aber tatsächlich ein staatlich gewollter Niedriglohnsektor) abspielt ist mehr als brutal. Da sitzen bei den Zeitarbeitsfirmen Leute die Einstellungsgespräche führen und ohne Rot zu werden, 50% des Tarifgehaltes bieten, und keinerlei Möglichkeiten in Aussicht stellen, jemals in der vermittelten Firma übernommen zu werden. Das es dann Leute gibt, die sich versuchen so gut es geht auf dieser sozialen Niesche ALG II einzurichten, halte ich für nachvollziehbar.

    Weiterhin sollte bedacht werden, das Minister & Abgeordnete nebenbei noch stark von Leistungen der Lobbyisten profitieren und somit nicht in Ihren Entscheidungen frei sind, dann kommt eben soetwas heraus, wie bei Schlecker oder der reduzierte Mehrwertsteuersatz für das Hotelgewerbe.

  3. Zum einen finde ich es allein schon unverschämt, das ausgerechnet die Leute sich über angebliche Schmarotzer aufregen, die fetten Diäten einsacken, aber selbst keine Steuern davon bezahlen müssen. Zum anderen ist Wester-Willi in meinen Augen eh nur ein „armer Willi“, der Null Realitästsinn hat und (wie leider die meisten Politiker) keine Ahnung davon hat, wie das Leben am Existensminimum wirklich ist.

    Den Mist haben die uns doch eingebrockt! Mit ihren Niedriglöhnen und Mini-Jobs. Bei den Amis gesehen, das dort viele 2 Jobs haben und nachgemacht, ohne zu überlegen, dass das nicht unbedingt in diesem Land, mit diesen Unternehmern klappt. Denn hier kann man keine 2 Jobs annehmen, da jeder der Arbeitgeber erwartet, dass man auch noch „super“-flexibel ist und somit 2 Jobs gleichzeitig sich gegenseitig in die Quere kommen. :evil:

  4. @Patsy, @Gentle Rocker: Willkommen bei Nicht-spurlos.

    Mit Praktikanten und Leiharbeitern können viele Firmen gut leben. Die einen kosten gar nichts und die anderen nicht „die Welt“. Warum sollte man da noch „herkömmliche“ Arbeitskräfte mit einem guten Vertrag einstellen? Politisch wird es durch Duldung abgesegnet. So werden die Arbeitslosenzahlen jedenfalls nicht sinken, eher weiter steigen.

    Ein Umdenken wie Gentle Rocker es anschnitt ist sicherlich auf beiden Seiten notwendig. Die Grundvoraussetzungen müssen aber von der Politik geschaffen werden. Westerwelles Donnerwetter ändert da gar nichts.

    Deutschland hat schon viele amerikanische Modelle übernommen, funktionieren tut auf Dauer keines. Die USA ist ein ganz anderer Fall in vielerlei Hinsicht, dies auf die BRD übertragen zu wollen – absolut hirnrissig und weltfremd!

    Der Realitätssinn… oh weh. Die Made im Speck (Politiker) schert sich herzlich wenig darum was die faulenden Äpfel (Bürger) in Garten machen – sie hat ja alles mehr als satt. Ich hatte es schon mal erwähnt, Politiker sind vom Volk bezahlte Vertreter, also sogesehen unsere Angestellten. Und ihr Gehalt bestimmen sie selbst, da fragt uns keiner. Schon alles sehr deprimierend.

  5. Ich weiß gar nicht warum immer wieder auf die Politiker geschimpft wid. Die können am wenigstens für die Verhältnisse hier in der Bananenrepublik Deutschland. Verantwortlich sind Industrie, Banken, Versicherungen und die paar reichen Männeken, die lieber im Hintergrund bleiben.
    Politiker sind zwar die Vertreter des Volkes, werden aber nicht von eben diesem bezahlt, sondern von den vor genannten in Form von Parteispenden, Aufsichtsratsposten, Beraterverträgen usw. Klar werden sie auch vom Volk zu einem im Verhältnis gesehen kleinen Teil bezahlt. Doch dieser Teil ist wirklich gering. Wessen Interessen werden also die Politiker vertreten? Die des Volkes oder die der Großindustrie, der Banken usw.?
    Wir interessieren die einen Dreck!

    1. @Luigi: Bezahlt werden die Politiker vom Volk, das andere läuft für meinen Geschmack eher in Richtung schmieren. Du hast schon recht mit Deiner Darstellung, dass dem „gedient“ wird, der besser „zahlt“. Verurteilen tu ich trotzdem die Politiker, denn die setzen es ja auch so um. Deinen letzten Satz würde ich so jederzeit unterschreiben. Und wenn das Volk „aufmüpfig“ werden sollte, dann schafft man schnell irgendwelche Paragraphen (Stichwort Überwachung).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst Dich informieren lassen wenn es Folgekommentare gibt. Du kannst aber auch abonnieren ohne zu kommentieren.