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Zivildienst schadet keinem

Planungen unserer Zeichentrickregierung zufolge sollen Wehrdienst und Zivildienst auf ein halbes Jahr verkürzt werden. Was die Ableistung von Zivildienst betrifft treibt das die Hilfsorganisationen und andere soziale Einrichtungen einerseits in die Enge und andererseits Personalnöte bzw. Kostensteigerungen.

Diskussionen von Zivildienstgegnern werden laut, von billigen Arbeitskräften die Tätigkeiten ausüben die kaum ein anderer machen würde ist genauso die Rede wie von Nötigung zu Tätigkeiten gegen den Willen junger Männer. Eben die aktuellen Regierungspläne sind es, welche diese Diskussionen wieder hoch kochen lassen.

Mal ganz langsam Leute. Zum Zivildienst wird ja zunächst niemand gezwungen, so beschreibt es ja auch der auch noch verwendete Begriff Ersatzdienst. Ersatz für jene jungen Leute, die nicht den Dienst an der Waffe ableisten möchten. Im direkten Vergleich Bundeswehr und Zivildienst sehe ich den Zivildienst als eine mit Abstand sinnvollere Betätigung – vor allem zum Wohl an der Gesellschaft.

Den Zivildienst sehe ich gerade für die junge Generation auch als Chance für den Einblick ins Leben und was es alles so bereit hält oder bereithalten kann. Und wer aus welchen Gründen auch immer nicht dem Bund dienen möchte kann nicht einfach „leer ausgehen“.

Eine Verkürzung auf 6 Monate beider Dienste bringt keinem etwas wie es auch bei Hans zu lesen ist. Nicht immer liegt in der Kürze die Würze der Nutzen. Es entstünde eine noch größere Lücke beim Wechsel der Zivildienstleistenden von Jahrgang zu Jahrgang. Eine Zeitspanne welche die Anbieter von Zivildienststellen nicht mehr   schließen könnten. Nur zu verständlich, dass sich die Bereitschaft Stellen für Zivildienstleistende anzubieten damit drastisch nach unten schraubt.

Ich selbst habe auch Zivildienst geleistet, seinerzeit noch 20 Monate. Dabei fühlte ich mich weder ausgenutzt noch unter Zwangsarbeit gestellt, konnte aber einiges fürs Leben mitnehmen. Im Zivildienst sah ich eine nutzbringendere Beschäftigung als mit Platzpatronen auf Pappkameraden zu schießen.

Allen Kritikern in Sachen Zivildienst sollte bewusst sein, dass jeder von uns schneller in eine Situation kommen kann in der eine Hilfe und Pflege benötigt als er vielleicht denkt und dann sicherlich froh ist, wenn es einen Zivi gibt der mit ihm täglich spazieren geht oder ihm anderweitig zur Seite steht. Das Fachpersonal in Pflegeberufen hat dafür sehr oft keine Zeit. Die Denkweise „mir passiert das nicht“ ist hier garantiert völlig unangebracht.

6 Gedanken zu „Zivildienst schadet keinem“

  1. Zivildienst schadet keinem, ebenso wie die Bundeswehr nicht schadet, es ist aber trotzdem nicht fair das man ihn machen muss, finde ich.

    Ich war Zivi und habe es miterlebt. Die Zivistellen setzen fest auf Zivis um nicht richtiges Personal einstellen zu müssen und das ist doch der Fehler im System.

    Wenn dann auch noch lieber ausgebildete Pfleger als Zivi genommen werden die dann volle Arbeiten übernehmen müssen dann stimmt das System nicht mehr.

    Ebenfalls stört mich aber an diesem System das nicht jeder hin muss. Zum einen sind Frauen direkt ausgemustert, ergo Gleichberechtigung bei diesem Zwangsdienst nicht mehr gegeben.

    Aber am schlimmsten finde ich das alle die die ausgemustert werden, also zu doof sind für die Armee auch kein Essen mehr verteilen müssen im Altenheim.

    Ich wollte nicht zur Armee und musste den ganzen Verweigerungsmist durchlaufen, zum Glück nicht die mündliche Befragung und andere werden einfach vergessen oder als untauglich gemustert und das ist ebenfalls nicht mehr als fair anzusehen.

    Meine Idee wäre das System einfach umzukehren und zwar das alle mit 18 ein Jahr Sozialdienst machen müssen und den kann man dann verweigern und statt dessen freiwillig ein Jahr Wehrdienst leisten.

  2. Hi Thomas,

    eine Verkürzung bringt nichts – meine Rede. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Zivi ersetzt werden muss, weil es
    1.) überholt ist, dass dieser Dienst an den Wehrdienst gekoppelt ist. In den letzten Tagen kamen ja schon Anklängen, dass das freiwillige soziale Jahr erweitert werden soll und das unabhängig vom Wehrdienst
    2.) Die Einberufungspraxis einfach nur ungerecht ist, weil nicht jeder junge Mann den Dienst ableisten muss. Es kann nicht sein, dass ich einberufen wurde, andere aber nicht, weil sie in einer Ausbildung waren – ich jedoch frischer Abiturient
    3.) Schon 9 Monate fast zu wenig sind, um sich gut einzuarbeiten. Ich habe noch 10 gemacht, und nach etwa einem halben Jahr ist man meiner Meinung nach erst „so richtig drin“ – zumindest in der ISB und im MSHD; irgendwelche random Büroarbeiten, die auch ein Affe machen könnte meine ich hier nicht.
    4.) Warum werden Mädels nicht herangezogen? In anderen Ländern müssen diese auch „an die Waffe“; ein allgemeines soziales Jahr für Jungs und Mädels wäre meiner Meinung nach angemessen.

    lg

    John

  3. Also ich war auch Zivi gewesen und noch zu der Zeit von 13 Monaten und ja ich wurde auch als volle Arbeitskraft „genutzt“. Ein Dorf sauber halten zählt für mich auch nicht grad zu den Dingen die man mal für später braucht. Aber naja man hats überlebt. Ob nun 3, 6 oder 12 Monate ist schon entscheident!

  4. @Sebastian: Das man den Zivildienst machen muss resultiert aus der Wehrpflicht. Wer diese verweigt muss eben beim Zivildienst ran, der nicht umsonst Ersatzdienst betitelt wird. Sogesehen kann man Verweigerer nicht Drückberger nennen, sie müssen eben „anderes“ tun. Dass Zivis als Personal gesehen werden… warum denn nicht, als was denn sonst :cool: .

    Was die Ausmusterung betrifft… klar dass die Ausgemusterten auch keinen Zivildienst leisten müssen. Hier geht es schlichtweg darum, dass der Staat ggf. für gesundheitliche Beeinträchtigungen hinterher bezahlen darf und die Gefahr geht der Staat nicht ein – nur deswegen auch Ausmusterung. Diesen Status erreicht man ja nicht wegen eines kariösen Zahns :wink: .

    @John: Willkommen bei Nicht spurlos.
    Zu Nr. 1: Das FsJ möchte ich jetzt hier nicht heranziehen, denn wie der Name schon sagt freiwillig soziales Jahr, Wehrpflicht (od. ggf. Zivildienst) pass da nicht unbedingt zu, auch wenn die Betätigungsfelder ähnlich sind.
    Zu Nr. 2: Das mit der Einberufung / Pflicht ist zwar richtig, aber solange die Wehrpflicht nicht abgeschafft wird gibt es auch den Zivil-(Ersatz-)dienst.
    Zu Nr. 3: Die Tätigkeiten können sicherlich auch nervend sein, klar. Dafür kann man sich eine Stelle suchen… wenn man rechtzeitig damit anfängt. Über Sinn und Zweck von einigen Bundeswehraktionen möchte ich mich jetzt nicht auslassen.
    Zu Nr. 4: Stimmt auch, Thema Gleichberechtigung. Aber es mit anderen Ländern zu vergleichen geht auch nicht, andere Länder andere Gesetze :wink: .

    @Marcel: Willkommen bei Nicht spurlos. Klar gibt es Schöneres als Säuberungsaktionen. Vielleicht hättest Du einen anderen Platz vorher suchen sollen, kurzfristig ist das oft schwierig und gar unmöglich. Die „guten“ Plätzen sind schnell vergriffen. „Das was man später braucht“ war natürlich nicht für Reinigungsdienste gemeint sondern für den weitverbreiteten pflegerischen Bereich – und hier ist immer Bedarf.

  5. @Thomas : Ich stelle auch nicht in Frage das man einen Ersatzdienst leisten muss anstelle des Wehrdienstes, wenn es denn die Möglichkeit eines echten Ersatzes geben würde.

    Da ist die Verweigerungsmöglichkeit in anderen Staaten schon besser gelöst, unkomplizierter als hier mit den Gewissensblödsinn.

    Ja, Zivis sind irgendwie Personal, sie sollten aber echte Arbeitsplätze nicht vernichten sondern nur, wie Eurojobber als Bonus anwesend sein.

    Klar ist aber auch das es spannend war im Altenheim. Da lernt man schon einiges und seien es nur die Geschichten aus der Wehrmacht. :mrgreen:

    Fair wäre es einfach das man nicht direkt so schnell ausgemustert wird sondern das die Ausgemusterten dann wenigstens einen Ersatzdienst leisten können,dürfen, müssen.

  6. meine einstellung dazu ist ja bekannt. zivildienst hat mit sicherheit einen nutzen für die allgemeinheit, auch wenn die zivis zu meiner zeit eher seltener waren und auch mal schief angeguckt wurden.

    aber eine wehrzeitverkürzung auf 6 monate bringt in meinen augen nur chaos in das ganze system. sowohl soldaten, die in dieser kurzen zeit niemals „vernünftig“ ausgebildet (man stelle sich mal den ernstfall vor) werden können als auch die organisationen, die auf zivis angewiesen sind, sind da irgendwie in den hintern gekniffen.

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