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Geografische (Miss-)Bildung

So manchesmal schüttelt es mich förmlich, wenn ich u.a. in Bus und Bahn mitbekomme wie sich Jugendliche in ihrem Heimatland so meinen auszukennen – nämlich extrem mies. Zwei der besten erschreckendsten Kenntnisse in Sache Geografie die ich neulich hörte mal zum Mitlachen (sofern man denn kann):

  • Saarbrücken = Hauptstadt des Sauerlands
  • Die Rhön = Fluss im Elsass

Gut ich gebe zu, Geografie gehörte immer schon zu meinen Interessensgebieten. Deswegen bin ich natürlich nicht unbedingt eine Messlatte. Trotzdem bin ich der Meinung dass es zur Allgemeinbildung zählt und obige Beispiele nicht zwingend ein Fachabitur voraussetzen! Ein klein wenig mehr sollte man von seinem Heimatland schon wissen, als nur wo die nächste U-Bahn-Station liegt.

Aber wen interessiert Allgemeinbildung in Zeiten, in denen Videoplattformen als „Bildungskanal“ genutzt werden, ein geiles Fotohandy zum Muss gehört, Markenklamotten (weil sie der andere auch hat) wichtiger sind als ein paar Groschen auf der hohen Kante und „ey Digger was geht“ der allgemein herrschende Umgangston ist. Muss man nicht wirklich verstehen…..

Wenn mir als nächstes einer sagt, dass Mallorca das 17. deutsche Bundesland sei, dann weiß ich nicht ob er einfach scherzhaft dem Volksmund nachplappert oder wirklich diese Ansicht vertritt. Wundern würde mich das bei dem einen oder anderen garantiert nicht.

15 Gedanken zu „Geografische (Miss-)Bildung“

  1. Flocke von Kroetengruen

    Mich regt auf, was mit unserer Sprache geschieht. Einige Gedanken dazu hab ich hier und hier mal von mir gegeben. Wenns interessiert… ;-)

  2. Scherzkeks. Natürlich ist Malle das 17. Bundesland. Spätestens seit Ballermann.

    Allerdings waren auch Mailand und Pisa schon mal Bundesländer. Ist aber lange her, und da erinnert sich kaum noch Jemand dran. Heute ist Pisa keine Stadt, sondern ein Zustand. Und zwar der, den Du hier beschreibst.

    Als Ausgleich sind Kölln und Berlin heute Bestandteil der Türkei :)

  3. @Flocke: Der Niedergang unserer Sprache ist schon lange zu verzeichnen. Das zusammen gepaart mit absolutem Desinteresse… na ich weiß ja nicht. Deine Artikel dazu muss ich mir noch durchlesen :wink: .

    @Siegfried: Na wenn Du meinst… ich nimm mir dann eben den Keks und setz mich damit in die Ecke :lol: . Ich werde mir Deine geografischen Ausführungen nochmals auf der Zunge zergehen lassen und beim nächsten Mal in der Bahn einfach weghören… wenns geht :wink: .

  4. Beim um die Wette SMSen verlierst du auf jeden Fall. Du musst nur die Wichtigkeiten anders setzen, dann erkennst du auch die Talente der jungen Generation. ;)

    Nachdem ich mal 1 Jahr für 3 Auszubildende zuständig war, ist mir schlagartig klar geworden, wie wichtig private Rentenvorsorge ist. Auf den Generationsvertrag würde ich mich nicht mehr verlassen ;)

    1. Ich merke schon, ich werde alt. Kein Verständnis mehr für die Jugend und deren Talente verkenne ich auch noch. Es geht zu Ende mit mir. Zum Generationsvertrag… schön dass es den mal gegeben hat :wink: . Aber das Grab auch noch selber schaufeln geht dann doch zu weit.

      Mir hat er einfach gestunken, weil ich soviel Desinteresse und Desorientierung nicht verstehen bzw. akzeptieren kann. Wir hatten auch unsere Ecken und Kanten früher. Aber so planlos und uninteressiert… die hätten uns erschlagen! Verbessert mich, wenn ich mich da irre.

  5. Lach, natürlich ist Malle das 17. Bundesland, was denkst du denn? Aber Recht hast du schon, werde mich dann auch nicht mehr auf die Jugend von heute verlassen sondern mir selber mein eigenes Grab schaufeln, ähh mich um meine Altersvorsorge kümmern.

    1. @Siegfried: Ja und Nein.

      Nein, denn die meiste Zeit sind Jugendliche unterwegs in Schule oder ggf. Ausbildung oder eben mit Freunden. In der relativ wenigen Zeit in der sie zuhause sind kannst Du als Elternteil das nicht gerade biegen, was „da draußen“ verbogen wird. Dazu müsstest Du Deine Kids „einsperren“, was dann allerdings andere Negativauswirkungen hätte.

      Ja, weil die Gesellschaft es den Jugendlichen ein Stück weit so vorlebt. Jetzt zwar nicht den Sprachschatz, aber das Ellenbogendenken, Mobbing und Ich-Denken – heutzutage in der freien Wirtschaft ganz normal weit verbreitet oder nicht?

  6. Zu Punkt 2: Absolut! Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Dazu kommt, dass der Wert eines Menschen nach seinem Durchsetzungsvermögen (Ellenbogen?) und/oder seinem Selbstvermarktungstalent bemessen wird. Andere Werte zählen nicht.

    Zu Punkt 1: Nur Teilweise richtig. Vor der Pupertät sind die Erwachsenen die Hauptorientierung für Kinder. Zwar nicht nur die Eltern, aber eben auch Erwachsene „da draussen“, wie z.B. Lehrer, Onkels, Tanten, Filmhelden, …

    In der Pupertät versuchen die Kinder dann zwar, sich von den Eltern (oder sonstigen Erwachsenen) abzugrenzen, aber das ist eigentlich nur oberflächlich. Die gelernten Grundwerte bestimmen das Verhalten weiter.

    Interessante Diskussion!

  7. Interessante Diskussion – stimmt. Zu Punkt eins darf man aber auch nicht vergessen, dass Eltern, Lehrer, Ausbilder damals noch etwas zu sagen hatten. Auch gab es einfach Regeln die zu befolgen waren, ohne Diskussion.

    Heute zeige ich meinen Vater an wenn er mir mal (berechtigt) eine langt, in der Schule wird der Lehrer einfach gemobbt oder gar bedroht ohne dass viel passiert und im Ausbildungsbetrieb sieht es nicht viel besser aus.

    Zu viele Rechte ohne Bindung an die PFLICHTEN haben aus den Jugendlichen das gemacht was sie heute sind – weil sie eben damit durchkommen! Ich bin nicht der Mensch, der immer die „alten Zeiten“ herbei zitiert. Aber 75% von dem was heute abläuft wäre früher erst gar nicht möglich gewesen wenn wir mal ehrlich sind.

  8. Stimmt! Ich bin auch nicht der Meinung, dass früher Alles besser war. Genau genommen habe ich die Schule gehasst, von Anfang an. Aber andererseits, das was Du hier aufführst, wie das heute abläuft, das ist genau so falsch. Da haben unsere Politiker mal wieder das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

    Das Problem beginnt allerdings noch früher. Irgendeine Politikerin (weiss jetzt nicht mehr, wer) hatte sich kürzlich mal darüber ausgelassen, dass sie es nicht gut fände, dass die mit den guten Schulnoten in die Industrie gingen, und die mit den mittelmäßigen Noten als Lehrer in die Schule. Der Grundgedanke dahinter war wohl: Mehr Qualität in die Schule. So weit nicht verkehrt. Aber das Qualität mit Schulnoten gleich gesetzt wird, ist Blödsinn. Eigentlich dürften gerade die mit schlechteren Noten die besseren Lehrer abgeben. Die kennen Lernprobleme nämlich aus eigener Erfahrung.

    Der Große Irtum bezüglich Schulbildung liegt darin, dass man glaubt, Schulbildung wäre Wissensvermittlung. Wenn das so wäre, dann wäre ein möglichst perfektes Beherrschen des Wissens durch die Lehrer tatsächlich erforderlich und wünschenswert. Aber darum geht es bei Bildung eher am Rande. Bildung sollte vor Allem Ausbildung von Persönlichkeiten sein. Dazu gehört Ausbildung zum eigenständigen Denken. Und eigenständig bedeutet oft genug auch abweichend. Aber wer als Schüler abweicht, bekommt eben schlechte Noten.

    In diesem Punkt war es früher genauso schlecht wie heute. Während man früher gehorsame dumme Untertanen gezüchtet hat, züchtet man heute aufsässige dumme Schmarotzer.

    Einstein sagte mal: „Es gibt zwei Dinge, die unendlich sind: Das Weltall und die menschliche Dummheit. Und beim Weltall bin ich mir nicht sicher“.

    1. @Siegfried: Mit Deiner Gegenüberstellung von Wissensvermittlung und Schulbildung liegst Du garantiert nicht falsch. Dabei wäre es relativ einfach Wissensvermittlung zu betreiben, würde man mit der Zeit gehen und vorallem mal die lieben Lehrpläne überdenken. Stattdessen widmet man sich unsinnigen Notensystemen die mehr verwirren als Aufschluss geben. Man benotet Sport und Religion… zwei Fächer die nun wirklich außen vor sind. Mit einem Weitsprung über 5 Meter oder dem „Freihandzeichnen der Arche Noah“ wird man nicht schlauer was das Leben betrifft.

      Das Abgeben der Schulbücher 14 Tage vor Ferienbeginn, Stundenausfälle in rauhen Mengen und völlig sinnlose Workshops (aktuell: Wie gesund leben Hamburger…) runden das Ganze dann ab. Wundern muss man sich da wirklich über nichts.

  9. Naja, da bin ich jetzt nicht so _ganz_ einverstanden. Zum Teil hast Du natürlich Recht. Aber in anderen Teilen eher nicht.

    Wie gesagt, die reine Wissensvermittlung sollte bei der Schulbildung nicht die wichtigste Rolle spielen. Sondern die Persönlichkeitsbildung. Und da dürften Sport und Religion (oder Ethik oder Sozialkunde oder von mir aus auch Philosophie) dazu gehören. Inwieweit in diesen Fächern die Leistungen, Ziele und Benotungen sinnvoll sind, steht auf einem anderen Blatt.

    Und was die Wissensvermittlung angeht, so ist heute eigentlich eher sogenanntes Metawissen wichtig. Also nicht etwa das _Wissen_, wie viele Hamburger leben gesund, sondern das _Metawissen_: Wie finde ich das raus. Letzteres beinhaltet dann auch die Fähigkeit, Informationen zu beurteilen. Denn bei Weitem nicht Alles, was irgendwo steht, entspricht auch der Wahrheit. Auch diese Fähigkeit müsste trainiert werden. Das sollte eine der wichtigsten Aufgaben der Schule sein. Doch genau hier liegt das zentrale Problem für jede Regierung: Wenn die Bürger den Schwachsinn, den die meisten Politiker insbesondere vor Wahlen absondern, als solchen erkennen würden, würde sie ja Niemand mehr wählen. Das geht natürlich nicht.

    Es gibt in einzelnen Schulen gewisse Ansätze in die richtige Richtung. Aber die sind weder von den Kultusministerien abgesegnet, noch respektiert, noch besonders verbreitet. Solche Ansätze sind immer Eigeninitiative einiger weniger noch existierender Lehrer mit Idealen. Und diese kannst Du mit der Lupe suchen.

  10. Ach übrigens, was das Notensystem angeht (ich hab’s mir grade durchgelesen), das ist sicher richtig. So einen Blödsinn können sich auch nur Sesselfurzer ausdenken.

    Aber es ist noch schlimmer. Noten gehen von einer objektiven Bewertung aus. Diese gibt es aber nicht. Nicht mal in Mathematik (ich habe das selbst erlebt). Wenn schon Benotung, wäre daher allenfalls eine Note in drei Stufen angebracht: Saugut – In Ordnung – Scheisse. Aber selbst dann ist das immer eine total subjetive Bewertung. Des einen Müll ist des Anderen Schatz.

    Ich glaube, dass wir in unserem ureigensten Kontrollwahn uns selbst überreguliert haben.

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