Aus dem hessischen Gießen erreichte mich kürzlich eine Frage von Basti und er wollte von mir wissen wie lange ich schon Fan des FC Bayern München bin, ob ich auch mal ins Stadion gehe oder die Spiele nur von zuhause aus verfolge. Er selbst, so schrieb er mir, ist ein feuriger Anhänger von Eintracht Frankfurt. Gefragt – gebloggt. Hier meine Antwort Basti und auf diesem Wege schöne Grüße nach Gießen.
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FCB – Du bist meine zweite Religion
Der FC Bayern München (Mia san mia) – dieser Verein begleitet mich schon fast mein ganzes Leben lang. Einen anderen Verein habe ich nie favorisiert und werde ich auch niemals tun. Bayern München ist für mich eine Lebenseinstellung, eine zweite Religion. Ich stehe hinter „meinem Verein“ ohne Wenn und Aber selbst dann wenn mal etwas nicht so gerade läuft wie es laufen sollte. Meine Loyalität gehört uneingeschränkt dem FC Bayern. Meine über 30-jährige Mitgliedschaft unterstreicht dies zudem.
Dies alles mag sich jetzt für „Außenstehende“, also sogenannte „Nicht-Fans“ etwas befremdlich anhören. Und dennoch, alleine bin ich mit dieser Haltung ganz sicher nicht. Eine solche Haltung ist bei allen Vereinen zu finden, beim einen mehr beim anderen weniger. Diese meine Einstellung ist jedoch nicht erfolgsgesteuert. Was ist das jetzt wieder, erfolgsgesteuert? Nun, ich will es mal so zusammen lassen. Ein vom Mannschaftserfolg gesteuerter Fan ist man ist man in diesem Moment, wenn die vorgegebene Vereinstreue dem Erfolg entsprechend wechselt. Ich hatte einige Bekannte die mal Anhänger von Mönchengladbach waren, dann von Dortmund und plötzlich wieder von Köln. Immer daran ausgerichtet wie sich der Erfolg der jeweiligen Mannschaft eben gerade zeigte.
So etwas ist absolut nicht mein Ding und ich kann es auch in keiner Form nachvollziehen. Doch jedem das seine.
Dem FC Bayern quer durch Europa gefolgt – Mia san Mia
Mit dem FC Bayern habe ich sehr viele Städte bereist, innerhalb Deutschlands und auch in Europa. In Deutschland gibt es keine Bundesligastadt die ich noch nicht gesehen habe, das jeweilige Stadion natürlich eingeschlossen. Und das nicht nur einmalig. Viele Städte standen öfter auf dem Reiseplan. Einige Städte gehörten in einer Regelmäßigkeit und wie selbstverständlich in jeder Saison zum Reiseziel – Hamburg, Berlin, Köln (Düsseldorf) oder Gelsenkirchen. Die Frage war immer nur „wann“ und gar niemals „ob“. Berlin gehörte deswegen pauschal zu den Plänen, weil stets ein Besuch in der damals noch existierenden DDR mit zum Tagesgeschehen gehörte (Stichwort: Devisenvorteil).
Wir waren seinerzeit eine Reisegruppe zwischen 4 und 7 Mann stark. Ein gewisser „harter Kern“ von 4 Personen und dann 3 weitere die nicht regelmäßig mit von der Partie gewesen sind. Der Zweck unserer Reise war nie nur das anstehende Spiel alleine, auch die jeweilige Stadt wurde „bereist“ und erkundet. Nicht zuletzt deswegen kenne ich viele Städte „recht gut“ und nicht nur vom Atlas her.
Außerhalb Deutschlands war unsere Truppe natürlich auch aktiv. Die direkt angrenzenden Länder sowieso aber auch Länder wie u.a. Italien, Russland, die Ukraine, Spanien und England (Schottland) gehörten mit zu unseren Reisezielen. Und stets unter der Flagge des FC Bayern reisend. Sehr oft per Bahn, mal per Auto und natürlich auch per Flugzeug wenn es eben nicht anders ging. Die größte Aktion an der ich auch organisatorisch beteiligt gewesen bin war der Sonderzug nach Barcelona zum Champions-League-Finale gegen Manchester United im Jahr 1999.
Das Spiel ging damals quasi in den „letzten Sekunden“ verloren – es war die mit größtem Aufwand betriebene und zeitgleich schwärzeste Stunde meines Fan-Daseins. Auch so etwas gehört eben zu einem Fanleben mit dazu. Aufstehen, schütteln und weiter ging’s wieder.
Gefahren durch „Idioten“ gehörten mit zum „Fan-Alltag“
Ein Überfall im kurz vor der Abfahrt stehenden Zug in Mönchengladbach, Pflastersteinwürfe auf unseren Bus in Madrid auf dem Weg vom Stadion zum Flughafen, massiver Beschuss durch Pyrotechnik in Wien und auch der Überfall in der Jugendherberge in Eindhoven um nur einen kleineren Auszug zu erwähnen. Ja, es ging auch manchmal wirklich „heiß her“ auf unseren Auswärtsfahrten. Ernsthaft verletzt wurde ich und meine Kumpels dabei zum Glück nie. Die Borussen-Front, die Gelsen-Szene und Adler-Front – all das waren damals Begriffe die für alles andere als Behaglichkeit sorgten. Abgehalten hatte mich das nie – meine Eltern wussten ja auch nicht immer alles. Zum Glück.
Welcher Fan bin ich heute
Heute gehört das (leider) alles der Vergangenheit an. Doch eines ist sicher – diese Erlebnisse kann mir niemand mehr nehmen und ich möchte kein einziges davon vermissen. Auch nicht diese bei denen es tatsächlich „eng hergegangen“ ist. Ich erinnere mich immer wieder gerne an diese Zeiten zurück. Aus gesundheitlichen und auch finanziellen Gründen ist es mir heute nicht mehr möglich meine Bayern stets so zu begleiten wie einst. Und hier dahinter möchte ich gerne ein völlig ernst gemeintes „leider“ setzen. Heute bleiben mir „nur“ die sozialen Medien, diverse Apps & Co. um einem Spieltag „nahe“ sein zu können wenn man hier auch nur ansatzweise von Nähe sprechen kann.
Ein Stadion muss man von innen erleben, man muss eintauchen. Am Radio-(stream) oder im TV ist das nicht annähernd vergleichbar was die ganze Atmosphäre eines Spiels ausmacht. Insider wissen wovon ich hier spreche.
Und weil sich manch einer hier vielleicht die Frage stellen mag – das hat doch alles auch viel Geld gekostet!? Das ist richtig, umsonst war das alles nicht wenn auch um einiges günstiger als das heute der Fall ist. Ich beschreibe es mal so, es gab die Fraktion die im Jahr zweimal nach Mallorca jettete und eben „uns“. Jeder hatte sein Hobby und kein Hobby ist „umsonst“. Unter dem Strich sage ich immer, würde ich heute für jeden gelaufenen, gefahrenen und geflogenen Kilometer den ich im Rahmen der Spiele hinter mich gebracht habe nur 1 € bekommen wäre ich heute das, was man landläufig auch einen „gemachten Mann“ nennt.
In jedem Fall ist es so, dass mich auch heute noch eine Deutsche Meisterschaft wie auch jeder andere Wettbewerb emotional ganz genauso bewegt wie das einst gewesen ist. Ein echter Roter bleibt ein echter Roter!
So lieber Basti – ich hoffe ich konnte Dir einen Einblick verschaffen wie mein Fan-Dasein einst aussah und wie es sich heute zeigt. Ich kenne zwar Dein Alter und Deine Lebensumstände nicht. Doch wenn Du interessiert bist ähnliches zu erleben dann tu`es heute. Es kommt der Tag an dem es nicht mehr möglich ist aus welchen Gründen auch immer. Und wie schon erwähnt, das Erlebte kann Dir niemals wieder jemand wegnehmen. Davon kann man ein Leben lang zehren. Auch mit Eintracht Frankfurt – da bin ich mir absolut sicher – kann man eine ganze Menge Spaß haben so wie ich ihn mit Bayern hatte (habe). Grüße nochmals nach Gießen und danke für die Einreichung Deiner Frage.