Krankenhäuser sieht und erlebt man am besten „nur von außen“. An dieser Aussage ist durchaus etwas dran, denn wer möchte schon gerne in eine Klinik müssen. Manchmal lässt es sich nicht vermeiden. Dieser Bericht schildert meine Erfahrungen und Eindrücke im saarländischen Herzzentrum Völklingen von der Aufnahme über den Eingriff bis zur Entlassung nach Hause. Das Herzzentrum ist ein Teil der SHG Kliniken (Saarland Heilstätten).
In Kliniken bin ich schon so oft gewesen – wenn auch nicht immer als Patient – sodass ich durchaus Vergleiche ziehen und bestimmte Abläufe / Gegebenheiten gut beurteilen kann. Zum Beginn diesen Jahres war es erforderlich geworden für eine Katheterablation ins Krankenhaus zu gehen. Um diesen Eingriff durchführen zu lassen entschied ich mich für das naheliegende Herzzentrum Völklingen. Die Entfernung war weniger entscheidend sondern viel mehr die Erfahrung der Klinik zu dieser Behandlungsmethode. Informationen hierzu bezog ich über die Weiße Liste.
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Die Aufnahme
Die gesamte Klinik verfügt über rund 400 Betten und ist somit im Vergleich zu Uniklinken etc. noch als überschaubar einzustufen. Die Aufnahme ging recht flott, der morgendliche Andrang war nicht so groß dass es zu längeren Wartezeiten gekommen ist. Auffallend war, das „Nummernsystem“ nach dem der Aufruf erfolgt ist ungewohnt analog.
Während andernorts ein Automat auf Knopfdruck das Ticket mit der Wartenummer ausdruckt hing hier eine Rolle mit Papiertickets zum Selbstabreißen – das Aussehen ähnlich den früheren Kinokarten oder den Fahrkarten einer Geisterbahn auf dem Rummel. Ich musste in der Tat schmunzeln, kam mir sowas noch gar nie in die Finger.
Das Aufnahmeprozedere selbst ist dem aller Kliniken gleich, viel Verwaltungskram inklusive nerviger Datenschutzerklärungen usw. Und was mir schon so oft anderenorts passierte, das Aufnahmepersonal hört einfach nicht zu bzw. sieht nicht gründlich hin. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass – wieder einmal mehr – meine Zuzahlungsbefreiung übersehen wurde. Das zeigte sich allerdings erst bei der Entlassung, wie eben immer.
Als unglücklich gewählt sehe ich den Begriff Fallnummer auf dem kliniktypischen Armbändchen im Stil von „Ballermann-All-inklusive“ die man bis zur Entlassung tragen muss. Die ohnehin oft zutreffende Aussage „der Patient ist nur eine Nummer“, wird dadurch noch zusätzlich etwas befeuert.
Weitergeschickt auf die entsprechende Station der Kardiologie meldete ich mich dort und wurde zunächst im Wartebereich „geparkt“, da noch kein Zimmer frei gewesen ist. Das kennt man, ist auch nicht weiter schlimm wenn es so schnell weiter geht wie hier. Nach knapp 20 Minuten war „mein Bett“ frei und ich wurde aufgerufen. Alles gut bis hierhin.
Die Patientenzimmer
Ein wenig erschrocken habe ich mich, dass ich in ein Zimmer geführt wurde das mit 4 Betten ausgestattet gewesen ist. Ich dachte immer, dass „so große Patientenzimmer“ längst der Vergangenheit angehören. In Völklingen scheint das jedenfalls nicht so zu sein. Als weniger schlimm sehe ich die drei „Mitbewohner“ an als die Tatsache, dass jeder so seine Eigenarten haben kann (Stichwort: Fenster auf/zu). Und je mehr Zimmergenossen, desto mehr unterschiedliche Meinungen – man kennt das ja. Von weiteren Besonderheiten wie Schnarchen will ich gar nicht reden.
Nach der Zuweisung meines Bettes nebst Schrank ließ ich mich etwas häuslich nieder, sofern man hier von einem Zuhause reden mag. Meine „Mitbewohner“ schienen ganz in Ordnung zu sein, jedenfalls ergaben sich relativ schnell nette Gespräche. Na wenigstens das.
Nach meinem Eingriff, als ich von der Intensivstation zurück kam wurde aus dem 4-Bett-Zimmer zwischenzeitlich ein 6-Bett-Zimmer. Der Bettentransportdienst bereitete mich auf dem Weg von der Intensivstation „in mein Zimmer“ bereits darauf vor, damit ich nicht gleich zu sehr überrascht sei. Die auf dem Foto sichtbaren Nachtkästchen weg und zwischen die beiden Betten noch eines dazwischen. Jetzt wurde es im wahrsten Sinne des Wortes richtig“kuschelig“.
Ärzte und Pflegepersonal
Von Beginn an positiv aufgefallen ist mir, dass im sich Herzzentrum Völklingen jede(r) Arzt/Ärztin und jeder Pfleger/Schwester namentlich vorstellen. Das kenne ich auch vielen anderen Klinken auch anders. Und – generell wird vor jeder Handlung dem Patienten mitgeteilt was nun geschieht. Ggf. folgt die Erklärung dazu, warum das nötig ist, welches Ergebnis man erwartet. Unter Umständen erfolgt auch der Hinweis auf Schmerzen etc. die verursacht werden könnten. Mit anderen Worten, ich bin immer vor einer Behandlungsmaßnahme im Bilde was mit mir geschieht. Diese beiden Punkte geben dem Patienten zum einen Sicherheit, zum anderen aber auch das Gefühl nicht“nur eine Nummer“ zu sein wie das in unserem Gesundheitssystem leider sehr häufig der Fall ist!
Auch Grund zur Kritik
Bei all dem Lob will ich aber auch nicht verschweigen, dass es Gründe gibt Kritik zu üben. Der erste Kritikpunkt: Der Aufklärungsbogen bzw. die Einverständniserklärung für den Eingriff. Hätte der Pfleger bei meiner Aufnahme nicht schon so manches wirklich gut erklärt, seitens meiner behandelnden Ärztin wäre dies nicht wirklich erfolgt. Der Grund hierfür ist Zeitmangel, alles muss „schnell-schnell“ gehen. Dies konnte ich auch bei einem „Zimmergenossen“ – einem älteren Herrn – deutlich beobachten, dem dieselbe Prozedur bevorstand als wie ich sie hatte.
Aufklärungsbogen ins Zimmer bringen, den Pfleger beauftragen schnell zu erklären und die Unterschrift abzunehmen. Nach ganz kurzer Zeit – es waren keine 2 Minuten – kam die Ärztin zurück und sah, dass noch keine Unterschrift geleistet wurde. Dies quittierte Sie mit den Wort (in Richtung des Pflegers):
Das muss schneller gehen, dazu haben wir keine Zeit!
Ein Eingriff am Herzen, ein Dokument mit etlichen Seiten an Aufklärung, Hinweisen zu Komplikationen und dazu ein Patient jenseits der 70 Jahre – und dann „keine Zeit haben“. Es geht hier um mehr als den Kaufvertrag einer Waschmaschine zu unterschreiben. Diese Verhaltensweise geht jedenfalls gar nicht, deckt sich aber mit den Erlebnissen bei meiner Aufklärung.
Der zweite Kritikpunkt: Bei der Aufnahme werden alle relevanten Gesundheitsdaten erfasst. Dazu gehört unter anderem auch die aktuelle Medikation des jeweiligen Patienten. Idealerweise bringt man diese zur Aufnahme als Liste mit, sodass wirklich nichts vergessen werden kann. Eine Kopie meiner Medikamentenliste habe ich zusammen mit der Patientenverfügung zur Krankenakte gegeben.
Nach dem Eingriff wurde mir ein zusätzliches Medikament verordnet und auch sofort verabreicht. Ein entsprechende Rezept wurde mir bei der Entlassung ausgehändigt. Erst nach rund 6 Wochen und mehr oder weniger durch Zufall ist aufgefallen, dass dieses „neue“ Medikament auf keinen Fall mit einem bereits bestehenden Medikament kombiniert werden darf! Das geht auch aus dem Beipackzettel hervor. Unruhe, Bluthochdruck und eine teils massive Abgeschlagenheit waren die Folge der Medikamenten-Kombi.
Und an dieser Stelle stellt sich mir nun schon ernsthaft die Frage, wo wenn nicht in einer Klinik sollte sorgsam darauf geachtet werden, dass sich Medikamente nicht gegenseitig beeinflussen? Spielt auch hier der Spruch „dafür haben wir keine Zeit“ wieder eine entscheidende Rolle? Die vielen verschieden farbigen Pillen (anderer Hersteller als jene von zuhause) sorgen ohnehin schon für Unsicherheit was man da alles einnimmt. Wenn dazu noch die Unzuverlässigkeit kommt, dass auf die Gefahr von Wechsel- und/oder Nebenwirkungen bei der Verordnung „neuer Medikamente“ keine Rücksicht genommen wird – dann wird es echt kritisch.
Mein Fazit zum Herzzentrum Völklingen
Lässt man die beiden Kritikpunkte einmal kurz außer Acht ist das Herzzentrum Völklingen sicher eine gute Adresse für Eingriffe am Herzen. Nur bei einer Ärztin hatte ich den Eindruck, dass sie nicht „richtig bei der Sache“ bzw. situativ eindeutig überlastet war. Selbst wenn es eine Ausnahme darstellt was mir bezüglich der Medikamente widerfuhr so ist es dennoch ein ernst zu nehmender Punkt. Daher kann ich nur jedem Patienten empfehlen – und nicht nur in diesem Herzzentrum – generell und in jeder Klinik alles zu hinterfragen im Bezug auf Medikamente.
Auch auf die Gefahr hin, dass man vielleicht als „neunmalkluger Patient“ gelten mag. Niemand hat das dringende Verlangen nach unter Umständen gefährlichen Wechsel- bzw. Nebenwirkungen bei seinen Medikamenten. Und höchst bedenklich wird es spätestens dann, wenn das Herz- Kreislaufsystem mit in die Angelegenheit involviert ist.