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Praxistest: Deutsche Bahn (DB) vs. Österreichische Bundesbahnen (ÖBB)

Praxistest

Die Reiseauskunft der Deutschen Bahn AG  bietet grundsätzlich betrachtet (fast) alles was man für eine Reiseplanung benötigt. „Fast“ deswegen, weil es sowohl an der Übersichtlichkeit als auch an der Bedienerfreundlichkeit etwas mangelt.

Die Österreichischen Bundesbahnen bieten hier mit Scotty, dem Routenplander für Öffis  den besseren Onlineservice an. Die ÖBB-Seite erscheint mir alleine das Design betreffend trotz animierter Werbung übersichtlicher als das deutsche Angebot auch wenn sich beide etwas ähneln.

Fahrpreisauskunft / Onlineticket

Bei der Reiseplanung spielt neben der zeitlichen Frage insbesondere auch die Frage nach den Kosten eine entscheidende Rolle. Hier haben sowohl DB als auch die ÖBB ihre Schwächen. Ein Beispiel:

Während die ÖBB den Fahrpreis von Wien nach Roma Termini benennen kann ist es der Deutschen Bahn AG nicht möglich bei einer Vielzahl von Verbindungen die Kosten von Hamburg nach Roma Termini zu ermitteln – „Fahrpreisauskunft nicht möglich“. Da sowohl bei der Fahrt ab Wien als auch von Hamburg Züge gewählt wurden die über Globalpreise verfügen (ICN, CNL, ES etc.) kann dies nicht als Begründung angegeben werden.

Reiseauskunft Deutsche Bahn AG

Besonders merkwürdig halte ich es, wenn die DB auch für die in Deutschland startenden Züge mit Globalpreisen (aus dem eigenen Stall wenn man so will) keine Fahrpreise nennen kann. Im Gegensatz dazu kann bspw.die ÖBB mit Scotty den Fahrpreis von Klagenfurt nach Flensburg nicht errechnen während beim deutschen Konkurrenten für die gleiche Strecke Fahrpreise ermittelt wurden. Nachbesserungen haben hier beide Unternehmen nötig.

Gerade was auch die Fahrpreisauskunft  anbelangt wirkt die Zwischenabfrage der DB nach dem Alter des Fahrgastes etwas nervig, weil sie den Eindruck einer Fehlermeldung vermittelt.

Es erschließt sich mir der Sinn nach der Eingabe des „korrekten Alters“  absolut nicht. Die Lösung mit einem Pull-Down-Menü und Altersgruppen (z.B. 4 bis 6 Jahre usw.) der ÖBB ist nicht nur bedienfreundlicher sondern wirkt für meinen Geschmack auch seriöser. Man könnte hier ja auch noch Größe und Gewicht des Passagiers abfragen… für welchen Zweck auch immer.

Ein weiterer Vorteil für das Onlineticket aus Österreich stellt der wegfallende Registrierzwang. So ist auch kurzfristiger und schneller als bei der DB ein Fahrscheinkauf möglich. Allerdings ist speziell im Lastschriftverfahren (ÖBB) beim ersten Buchungsvorgang nur ein Ticket im Wert von 30 Euro möglich – mit Vorteilskarte (ähnlich Bahncard der DB) 100 Euro. Danach sind Buchungen 100 Euro bzw. mit Vorteilskarte 400 Euro möglich.

Das Fahrplanheft – eine nützliche Funktion

Sehr gut gefällt mir bei Scotty (ÖBB) die Möglichkeit sich einen  Fahrplan im pdf-Format erstellen zu lassen – mehr oder weniger der persönliche Zugbegleiter für die Jackentasche. Das Fahrplanheft gibt es entweder zum Direktdownload oder man lässt es sich per E-Mail zustellen.

Ausschnitt eines Fahrplanhefts der ÖBB

Aufgeführt werden alle Verbindungen die im ausgewählten Zeitraum zur Verfügung stehen. Eine entsprechende Legende zum Fahrplan ist selbstverständlich am Fuße mit angegeben. In der Übersicht der Verbindungen kann man zwischen der allgemeinen Druckansicht oder dem Fahrplanheft wählen.

Wobei Scotty in der lapidaren Druckansicht noch zusätzliche „Zuckerl“ bietet wie einen Kartenauschnitt und die Prognose zur Pünktlichkeit, die mit ausgedruckt werden können.  Die Deutsche Bahn AG bietet dies in ähnlicher aber nicht so ansprechender Form (nur  simple Druckansicht der Verbindungen).

Streckeninformationen / Störungen im Bahnverkehr

Streckeninformationen ÖBB „Scotty“

Baustellen, wetterbedingte Zugausfälle oder sonstige Beeinträchtigungen gibt es im Bahnverkehr aller Länder.

Für Bahnreisende sind deswegen Informationen dazu sehr wichtig, vorallem wenn die betroffenen Streckenabschnitte im Reiseverlauf befahren werden.

Die Deutsche Bahn AG verliert auf ihrer Webseite dazu nicht besonders viel Worte. Es gibt zwar eine Subdomain bauarbeiten.bahn.de, auf der aber aus benutzerfreundlicher Sicht erst ein wahres Klickfestival zu den gesuchten Informationen führt.

Der „Auf einen Blick“ fehlt komplett. Außerdem wird auf diese Seite nicht besonders hingewiesen.

Scotty von der ÖBB macht keinen Hehl daraus, dass es auch zu Störungen kommt und verweist mehrfach und deutlich auf aktuelle Streckeninformationen. Das gesamte Land mit entsprechender Symbolik ausgestattet ist hier der Standard. Ein Klick darauf bringt dann Detailinformationen für die Reisenden.

Die Fahrplan Apps – DB Navigator und Scotty mobil

Würden die beiden Apps nicht unterschiedliche Namen tragen, von Aufmachung und Funktionsumfang her wäre die Verwechslungsgefahr sehr groß. Die App der ÖBB existiert erst seit einigen Monaten und trotzdem bietet sie mehr als der DB Navigator.

Via RSS-Feed liefert die App wichtige Informationen rund um den Bahnverkehr in Österreich.

Fazit

DB und ÖBB ähneln sich in ihrem Onlineangebot in weiten Teilen. Geht es um die Benutzerfreundlichkeit haben die Österreichischen Bundesbahnen für mich deutliche Vorteile. Auch die bereitgestellten Informationen offenbaren sich etwas kundenorientierter als bei der DB.

In Sachen Navigation auf den jeweiligen Webseiten ist der „ÖBB-Scotty“ erheblich übersichtlicher und somit einfacher aufgemacht.

Ich habe mich natürlich gefragt, woher kommt der „ungewöhnliche“ Name für das Auskunftssystem? Vielleicht beruht der Name schlichtweg darauf, dass die Seite „sparsam“ gestaltet ist – also schottisch. Geizig an Service und Information ist das System jedoch ganz und gar nicht!

Die österreichischen Bundesbahnen glänzen zwar nicht auf der gesamten Linie, auch dort gibt es insgesamt betrachtet  stark verbesserungswürdige Gegebenheiten wie ich beim Andersreisenden lesen konnte. Was allerdings das Onlineangebot betrifft – vor allem dessen Bedienerfreundlichkeit – haben die Österreicher die Nase vorne.

5 Gedanken zu „Praxistest: Deutsche Bahn (DB) vs. Österreichische Bundesbahnen (ÖBB)“

  1. Eine interessante Gegenüberstellung der Serviceleistungen von ÖBB und DB vor allem bei Fahrplan und Fahrkarten. Ich nutze, da ich sowohl mit ÖBB als auch mit DB unterwegs bin, beide Systeme und finde die Homepage der ÖBB ebenfalls übersichtlicher. Der Registrierungs- und Abfragen-Marathon beim Fahrkarten-Kauf in Deutschland nervt doch etwas.

    Beim Fahrkarten-Kauf „über die Grenze“ scheint es scheinbar nur mit bestimmten Bahnen gegenseitige Abkommen zu geben, was übers Internet funktioniert und was nicht. ZB. habe ich im Internet vor etwa 2 Jahren einen normalen Fahrschein von Salzburg nach Prag gekauft. Funktionierte einwandfrei.

    Übrigens: Das von mir beschriebene Chaos im Blog war eine Österreichisch-Deutsche Kooperation, wo der Fehler dann jeweils auf den anderen Kooperationspartner geschoben wurde. :roll:

    1. @Andersreisender:

      Beim Fahrkarten-Kauf “über die Grenze” scheint es scheinbar nur mit bestimmten Bahnen gegenseitige Abkommen zu geben

      Soviel dann zum Thema „vereintes Europa“. Service sieht eben anders aus, doch wahrscheinlich verstehen wir Kunden das nur nicht und alles ist gut so. Oder ist es etwa so, dass man den Fahrschein am Schalter kaufen soll und dann den Zuschlag „für persönliche Beratung“ bezahlen soll? Man weiß es nicht.

      Bei der von Dir beschriebenen DB-ÖBB-Kooperation kommt es typisch zum Vorschein… keiner hat Schuld. Nur der Fahrgast ist dann halt der Dumme. Wie ich immer sage, „Deutsche Bahn… wenig Leistung für einen hohen Preis“. Das war auch mal anders gewesen…

  2. Ich meine mich erinnern zu können, dass eine PDF-Ansicht wie die von dir gezeigte auch bei der DB möglich war. Andererseits ist es ein paar Jahre zurück, dass ich das genutzt habe, vielleicht hat man das mittlerweile durch die interaktive Auskunft ersetzt.

    Dennoch ein interessanter Vergleich, auch wenn ich grundsätzlich mit der Webseite der Bahn zufrieden bin. Die Preisauskunft bzw. der Mangel derer in der Übersicht ist allerdings wirklich nervig, da müsste sich etwas tun, denn das ist schon seit vielen Jahren so.

  3. Was die Tickets „über die Grenze“ betrifft ist es wirklich interessant, warum das für Standard-Tickets für nur wenige Staaten funktioniert. Die Globalpreis-Tickets (Sparschiene und wie sie alle heißen) klappt das ja gut. Die gibt es außerdem zT. nur im Internet zu kaufen.

    In Punkto Service zeigen Privatbahnen ja mittlerweile vor, dass es auch anders geht. Aber da sind die veralteten Strukturen (Beamte, verkrustete Hierarchien) bei den ehemaligen Staatsbahnen ein großer Hemmschuh.

  4. Pingback: Scotty öbb | www.oebb.at - Einloggen AT

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