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Das Trauma und die immerwährende Wiederkehr

vergangenheit trauer gegenwart

Nach weit über einem Jahr meiner begonnenen Therapie ist es nun an der Zeit wieder ein kleines Fazit zu ziehen, auch wenn dies wie es mir scheint sehr ernüchtert ausgefallen ist. Die Kraft um den eingeschlagenen Weg der professionellen Hilfe fortzuführen konnte ich bislang aufbringen, Woche für Woche. Das Ende dieser Therapie naht nun und sie wird nicht verlängert. Da hat man mir gegenüber schon durchblicken lassen. Den wirklichen Gewinn, also den Schritt raus aus der Vergangenheit, weg vom erlebten Trauma und hin zur Zukunft kann ich bis heute nicht verzeichnen. „Gefordert“ wurde von mir immer wieder das unveränderbar Gewesene hinter mir zu lassen, es loszulassen. Doch Tatsachen kann nicht nicht einfach ausblenden als wären sie niemals geschehen!

So eine Therapie mit all ihren verschiedenen Ansatzpunkten klappt eben nicht bei jedem. Zumindest nicht bei denen, die eben nicht aus ihrer Haut raus können wie man so schön sagt. Das war mir auch zu Beginn dieser Therapie „im Hinterstübchen“ bewusst gewesen. Und „umzukrempeln“ war ich noch nie leicht gewesen bzw. es ist einfach nicht möglich. Mit „können und wollen“ hat das aus meiner Sicht so rein gar nichts zu tun. Therapeuten sehen das für gewöhnlich immer etwas differenzierter. Daran würde auch eine spätere Wiederaufnahme der Therapie, wie sie mir kürzlich nahegelegt wurde, nichts nachhaltig verändern. Ich selbst kenne mich schließlich um einiges besser als es das psychologische Fachpersonal* glaubt zu tun.

Eines ist mir aber aller spätestens durch meinen letzten Besuch im Sommer letzten Jahres in der alten Heimat definitiv klar und jäh vor Augen geführt geworden. Es war ein „Fehler“ von mir, diese meine mir über mehr als ein Jahrzehnt lieb gewonnene Heimat zu verlassen, auch wenn die damaligen Umstände keinen anderen Entschluss zugelassen haben und mir gar keine andere Wahl blieb. Und in diesem „Fehler“ liegen viele Ursachen einfach auch mit verankert, das lässt sich nicht mal eben so wegdiskutieren. Welcher höhere Sinn wie man so schön sagt hier dahinter stecken mag kann ich im Augenblick weder erkennen noch erklären. Ich muss wieder einmal mehr diese Geduld haben, von der ich noch nie mit großem Reichtum gesegnet gewesen bin.

Ja, der Blick auf das Geschehene, der persönliche Umgang damit hat sich verändert im Laufe der 2 ½ Jahre die ins Land zogen. Verändert ist aber hier nicht automatisch gleichzusetzen mit gebessert. Zu letzterem würde ich tendieren, würde der Blick auf die Vergangenheit an gewissen Punkten gedanklich verschwimmen. Nein, jede einzelne Minute von diesem Trauma ist so präsent als wäre sie eben gerade erst gewesen. Der Abstand zwischen damals und heute ist gerade mal so lang wie ein zehn Blatt Papier dick sind.

Bis zu einem gewissen Punkt ist mein Leben an dieser Stelle einfach stehengeblieben wie eine Uhr die vergessen wurde aufzuziehen. Die Feder dieser (Lebens-)Uhr wurde ausgebaut, ein „aufziehen“ ist somit nicht mehr möglich. Was meinen Alltag trotz fehlender Feder noch so einigermaßen umtreibt? Kann ich ehrlich gesagt nicht benennen. Es ist ein Stück weit so vergleichbar, als würde jemand einem Läufer ein Bein stellen und er schleppt sich dann mit den restlichen Kräften „so la-la“ ist Ziel ehe er dann tatsächlich stürzt. Wo auch immer dieses sein und wie weit es auch immer noch entfernt liegen mag. Komme mir nur keiner und predige voller Überzeugungswillen, dass alles wieder gut werde. Ich glaube dann raste ich echt aus, weil ich diesen doofen Spruch einfach nicht mehr ertragen kann und will!

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2 Gedanken zu „Das Trauma und die immerwährende Wiederkehr“

  1. Nein, ES wird nicht wieder gut.
    Aber vielleicht wird das Leben wieder gut (nicht hauen…bitte).
    Stell es dir wie Baumringe vor, jedes Jahr kommt ein Ring dazu, legt sich über den älteren. Und irgendwann sind mehrere neue Ringe über dem, der so schmerzt. Das dämpft. Und verändert den Schmerz. Manchmal bricht es auch wieder richtig durch (jetzt passt der Baum nicht mehr so, denk an Baumkuchen…). Es bleibt einfach grauenvoll schmerzhaft…und manchmal landet man wieder im Trauer-Keller (passiert mir manchmal im Auto, dann heule ich einfach ne Runde…das hilft und hört wieder auf). Aber die neuen Ringe, das Leben und der Wille und die Lust dazu machen viele, schöne, neue Ringe möglich. Und der Schmerz- Ring gehört zu dir, ist wichtige Erinnerung, die Ringe davor konserviert im Herzen, trägst du sie für immer mit dir. Es ist auch kein Verrat, wenn du wieder schöne Ringe lebst. Das Leben bestimmt, wie viele Ringe du bis dahin brauchst…
    Glaub daran!
    Ich hoffe, das gibt jetzt keinen Ausraster…
    Viele Grüße Miki

    1. Nein das gibt keinen Ausraster. Man kann alles sagen (schreiben) wenn man es in die passenden Wort verpackt. Das hast Du getan und deswegen ist auch hier keiner böse.

      Dass Du Recht hast mit dem Baum oder auch dem Baumkuchen, den Ringen die dazu kommen usw. usf. bezweifle ich nicht. Nur die Umsetzung, eben das mit der Lust „neue Ringe zu produzieren“, das steht wieder auf einem ganz anderen Blatt. Warum ist bei vielem ein schlechter Ansatz als Frage. Doch hier ist eben ein Warum oder viel mehr ein für wen. Und jetzt komm nicht und sag „ja für Dich“. Wenn das immer alles so einfach wäre, wenn man so einfach aus seiner Haut raus könnte…! Aber das ist es eben leider nicht. Nichts desto trotz weiß ich Deinen Rat, Deine Einschätzung zu würdigen. Wie gesagt, man kann alles schreiben wenn das wie stimmt. Und das ist Dir eben gelungen. Danke dafür.

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