Fünf, vier oder gar nur drei Euro Stundenlohn sind in Deutschland keine Seltenheit. Mit einem so zustande kommenden Monatseinkommen von 700 Euro netto und darunter ist ein „halbwegs normales Leben“ bei stetig steigenden Lebenshaltungskosten nicht zu finanzieren. Dies bedarf eigentlich keiner Diskussion. Und trotzdem dümpelt das Thema Mindestlohn in Deutschland seit Jahren ohne einen nennenswerten Fortschritt vor sich hin.
Nur die Neuerschaffung von meines Erachtens Unwörtern wie Mini- oder Midi-Jobber trägt zur Klärung dieser Situation nicht bei. Eine Statistik nach der anderen welche die Jahre miteinander vergleicht und uns Pseudoverbesserungen am deutschen Arbeitsmarkt suggeriert Es müssen endlich Nägeln mit Köpfen gemacht werden um hier mal in der Handwerkersprache zu bleiben.
60 Wochenstunden reichen nicht zum (über-)Leben
Nehmen wir das Beispiel von Olaf (47), verheiratet und zwei Kinder. Er arbeitet 6 Tage die Woche 10 Stunden als Kurierfahrer und muss wegen seines Dumpinglohns immer noch zu den Behörden gehen um aufzustocken weil das Gehalt hinten und vorne nicht reicht um seine Familie zu ernähren.
Angesichts seiner Arbeitszeiten stellt sich in erster Linie die Frage, „wann soll Olaf denn noch zur Behörde gehen, Wartezeit mitbringen und einen Antrag stellen“? Sein Arbeitstag ist lange und stressig genug und sollte dies nicht zur Voraussetzung machen.
Nimmt Olaf sich nicht die Zeit würde das im Umkehrschluss eine drohende Zahlungsunfähigkeit bedeuten, denn von seiner Arbeit können Olaf und hunderttausende andere in Deutschland mangels eines gesetzlichen Mindestlohnes nicht leben. Damit muss endlich Schluss sein. Ein gesetzlich festgelegter Mindestlohn der für alle zwingend gelten muss sorgt nicht nur dafür, dass durch Arbeit eine Familie ernährt werden kann. Ein gesetzlicher Mindestlohn sorgt auf lange Sicht auch für höhere Renten die ohnehin schon knapp genug sind und ein weiteres Problem darstellen.
Arbeit darf nicht arm machen
Für eine nicht geringe Anzahl an Arbeitnehmer(-innen) trifft aber genau dies augenblicklich zu.
All diese Leute brauchen eine starke Lobby um etwas zu bewegen. Einzelkämpfer haben hier generell schlechte Karten. Die Devise „gemeinsam sind wir stärker“ trifft nicht nur beim Thema Mindestlohn zu. Aber nirgends ist diese Stärke erforderlicher wenn es darum geht, dass sich Arbeit wieder lohnt.
Für einen geringen Beitrag, der vom jeweiligen Bruttoeinkommen abhängig ist kann jeder einzelne von uns dazu beitragen diese Lobby zu fördern und für alle das Ziel Mindestlohn zu erreichen.
Mit etwas Glück winken Dir Konzerttickets für Deep Purple, Arctic Monkeys oder Placebo wenn Du Dich jetzt für eine Mitgliedschaft entscheidest. Die „Initiative Mindestlohn jetzt“ kann aber auch mit einer einmaligen Spende unterstützt werden.
Mach es auch Du wie Micha – hau auf den Tisch und stoppe das Aufstockerdasein aller Betroffener.
Ein Land wie Deutschland kann es sich nicht leisten massenhaft Leute mit der Bezahlung von Hungerlöhnen zu beschäftigen.
Hmm… als Pirat müsste ich sagen: Mindestlohn ist nur eine Brückentechnologie auf dem Weg zum BGE.
Da ich zwar Pirat bin, aber trotzdem meine eigene Meinung haben darf, sehe ich das anders.
Ja, ein Mindestlohn muss her, keine Frage. Aber weder gesetzlich vorgeschrieben noch flächendeckend, denn jede Branche ist einzigartig. Wie teuer soll denn z.B. ein Haarschnitt werden? Oder wieviel willst Du den Gärtner bezahlen, der im Auftrag der Hausverwaltung die Grünanlagen in Schuss hält? Klar muss auch der von seinem Vollzeit-Job leben können, aber müssen das 8,50€ sein?
Bei der Diskussion wird auch gerne übersehen, dass die Lebenshaltungskosten je nach Region unterschiedlich sind. In Düsseldorf, Köln, München oder Hamburg z.B. sind sie deutlich höher als beispielsweise in ländlichen Gegenden. Damit meine ich nicht die nur Lebensmittelpreise, sondern vor allem Mieten. Die höheren Aufwendungen, die auf dem Land für den Weg zur Arbeit anfallen, sind vernachlässigbar. Die lassen sich schließlich von der Steuer absetzen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mindestlohn ja, aber bitte regional und für jede Branche angepasst.
Sicher ist jede Branche einzigartig und muss angepasst sein, da gebe ich Dir durchaus recht. Ich denke aber, dass die gesetzliche Regelung zumindest soweit gehen muss, dass eben ein Stundenlohn von 4,50 € gar nicht mehr zugelassen ist. Das wäre ja schon mal ein großer Schritt weg von Sklaverei, welche von gewissen Firmen bisher ganz klar durchgezogen wird. Die Anpassung für Branchen und Regionen ist eine Forderung die das Ganze nochmals 10 Jahre hinauszögert bis sich alle einig sind. Man kennt doch unsere Politik. Die haben ja die Taschen randvoll.
Vom Grundsatz her hast Du schon recht, aber wie gesagt, denke an die Zeit die noch zusätzlich verstreicht ohne das was passiert.
Deswegen schreibe ich ja, der Mensch muss von einem Vollzeitjob leben können, auch eine Familie ernähren. Dass das mit 4,50€ nicht geht, da sind wir uns einig. Es sollte jeder Arbeitgeber, dessen Angestellte sich am Sozialamt blicken lassen müssen, mit entsprechenden Strafzahlungen belegt werden. Das sollte eigentlich genügend abschrecken, sittenwidrige Löhne zu zahlen.
Richtig. Wenn wie im Video jemand 6 Tage 10 Stunden arbeitet und dann für´s Überleben zum Sozialamt muss, das kann es nicht sein. Hier müssen mehrere Regelung her die das verhindern und diese müssen konsequent umgesetzt werden.
@Markus ein Flächenland wie die USA leistet sich einen Mindestlohn 7,25$, obwohl in NY der Haarschnitt teurer sein dürfte als in Süd-Texas. Dies ist überhaupt kein Argument sondern eher ein weiteres Problem. Dadurch das kein Mindestlohn besteht gibt es drastische Unterschiede was das Lohnniveau in der BRD betrifft.
Wenn jeder mindestens 8,50 Euro verdient, gibt es keinen dritten und zweiten Arbeitsmarkt mehr, denn das verdient dann auch der Landschaftsgärtner. Dementsprechend werden Fachkräfte auch wieder als solche bezahlt.
Das Modell der Gewerkschaften ist gescheitert, denn diese haben keine Lobby mehr. Die SPD = die CDU im Schafspelz und Gewerkschaftsvorstände werden gekauft (Siemens). Selbst in Branchen wo es noch eine starke Gewerkschaft gibt, haben die keine Verhandlungspartner mehr, weil die Firmen dann einfach aus den Arbeitgeberverbänden austreten und die Tarifverträge unterwandern.
Es muss ein gesetzlicher flächendeckender branchenunabhängier Mindestlohn her. Es ist der Oberwitz das es in fast ganz Europa einen Mindestlohn gibt nur nicht in der BRD.
Mutti rückt vom FDP-Modell (Hauptsache Arbeit) nicht ab, warum auch hat ja 40%, deshalb wird sich in Sachen Mindestlohn wahrscheinlich die nächsten vier Jahre nichts tun.
Ich denke, das Problem, das sich in diese Richtungen nichts tut, hängt einfach damit zusammen, das sich die Leute – so wie es jetzt ist – besser unter der Fuchtel halten lassen!
Um das zu ändern müssten wir aber in Massen auf die Straßen gehen – nur: wer macht das schon?
@Marcus: Das ist mit Sicherheit auch einer der Gründe.
Dort wo ich lebe gibt es Mindestlohn und wir fahren gut damit. Ich hoffe, dass auch Deutschland bald einen flächendeckenden Mindestlohn hat. Klar, es gibt Vor- wie auch Nachteile. Aber für die Menschen und Arbeiter ist es nur zu hoffen. Ich drücke Euch feste die Daumen! :)
@Alex: Danke, wollen wir es hoffen dass sich hier bald was tut. Deutschland will immer vorne mitspielen, aber in manchen Dingen sind sie eher zu den Schlusslichtern zu rechnen.