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DSGVO – Deutschlands zweiter D-Day nach 74 Jahren

Datenschutz im Internet

Nun ist es also soweit, die DSGVO ist zum Faktum geworden. Was hat man in die letzten Monaten alles lesen können über diese Art von „Umgestaltung des Datenschutzes“. Und je näher der heutige Tag kam, desto hektischer wurde es damit die geforderten Anpassungen alle bis gestern umgesetzt werden konnten. Zeitgleich greift seit 25.05.2018 auch das neue Bundesdatenschutzgesetz (BDSG). Das BDSG ist auch mit der DSGVO nicht außer Kraft selbst wenn das einige Meinung im Internet halbwegs so darstellten bzw. vermuten ließen.

Haben wir nun ein anderes oder besseres Internet?

Es ist heute immer noch das gleiche Netz wie gestern, wie vor zehn oder zwanzig Jahren. Am Netz hat sich nichts verändert, nur für diejenigen die sich in diesem Netz bewegen wurden die gesetzlichen Daumenschrauben wieder angezogen. In wie weit sich wirklich Veränderungen in der Netzwelt ergeben werden kann man gegenwärtig noch nicht aussagekräftig mit Zahlen belegen. Es wird Veränderungen geben dessen kann man sich sicher sein. Insbesondere für die vielen kleineren Unternehmen welche der zu betreibende Aufwand bisher und zukünftig meines Erachtens unsinnig Geld kostet.

Doch was will man erwarten von Leuten für die das Internet selbst im 21. Jahrhundert immer noch Neuland ist.

Datenschutzgrundverordnung steigert die Bürokratie

Akten, Aktenberg, OrganisationDatenschutz ist wichtig, gar keine Frage. Doch man kann alles auch etwas übertreiben – wie eben nun mit der DSGVO geschehen. Die Bürokratie wurde wieder ein Stück gesteigert. Ganz besonders im Hinblick auf die jetzt geltende Dokumentationspflicht. Es muss schriftlich nachgewiesen werden können, dass der Datenschutz eingehalten worden ist.

Und jetzt kommt’s, bereits das Fehlen dieser Dokumentation zieht Bußgelder nach sich, auch dann wenn alles DSGVO-konform abgewickelt wird. Ein wie ich meine schon hanebüchenes Vorgehen, eben auch im Bezug auf die angesprochenen Kleinunternehmen. Ein kleines und aktuelles Beispiel. Gestern kam der Hundefrisör zu mir nach Hause. Noch bevor es mit der Arbeit los ging wurde mir ein (DSGVO-)Formular in die Hand gedrückt auf dem ich meine Einverständnis per Unterschrift erklären musste, dass meine Kontaktdaten gespeichert werden dürfen.

Welch ein Unfug – soll der Hundefrisör meine Kontaktdaten nach jedem Besuch diese Daten durch den Schredder jagen (natürlich schriftlich dokumentiert)? Andere Frage, was mach ich denn jetzt mit den Kontaktdaten auf meinem Smartphone? Muss ich diese ebenfalls löschen weil mir von den jeweiligen Leuten bisher keine Einverständniserklärung vorliegt?

Übertrieben war in den letzten Monaten auch und vor allem die geschürte Angst vor dieser Datenschutzgrundverordnung, Angst genährt durch Falschinformationen sowie Halbwissen einiger vermeintlicher „Rechtsexperten“. Dem allem voran die Angelegenheit mit den Checkboxen unter dem Kommentarfeld. Braucht man eine Checkbox oder nicht? Diese Frage fand man u.a. sehr oft. Manch einer trug sich sogar mit dem Gedanken das Bloggen aufzugeben wegen der DSGVO.

Datenschutz wird weiterhin mit Füßen getreten

Was ist eigentlich mit dem DVD’s die ich wöchentlich mehrfach angeboten bekommen, so auf der Basis von „wolle Adresse kaufen“? Für relativ wenige Euros bekommen ich zehntausende von Namen, Anschriften, Telefonnummern, E-Mailadressen. Diese wurden wohl kaum unter DSGVO-konformen Wegen erlangt. Was ist mit den Gaunern am Telefon die Strom, Gas, Zeitungen und Lotterien etc. verhökern möchten? Woher beziehen diese Herrschaften die Daten und wer hat zugestimmt dass dies rechtmäßig ist?

Na dieser Stelle, dort wäre Datenschutz noch viel wichtiger als wegen meiner IP-Adresse die auf irgendeinem Server im Logfile auftaucht.

Die DSGVO auch als Gewinnoptimierer

Geld Münze 2 EuroFür alle diejenigen die im Rahmen der DSGVO „etwas erfunden haben“ wie Plugins, Onlinechecks ob Webseiten DSGVO-konform sind, Infomaterial zu dem was bis zum 25.05.2018 zu tun ist und und und – für diejenigen ist die DSGVO quasi zu einem Gewinnoptimierer geworden. Es wurden zum Ende hin immer mehr die „irgendwas“ kostenpflichtig angeboten haben um auch vom Kuchen ein Stück abzubekommen.

In wie weit das alles tatsächlich Hand und Fuß hatte lasse ich mal dahingestellt, nicht zuletzt wegen des meist eingesetzten Disclaimers „dies ist keine Rechtsberatung bla, kein Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit bla bla“. Klar kann und darf ein Laie keine Rechtsberatung geben, aber Geld verdienen mit seinen Aussagen die keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit haben, das kann er dann doch.

Es waren und sind in jedem Fall einige darunter, die wirklich etwas nützliches wenn auch kostenpflichtiges angeboten haben. Das Cookie-Plugin von Borlabs zum Beispiel. Nicht zu vergessen sind auch die Anbieter von umfangreichen Informationen zur DSGVO zum Nulltarif. Allerdings sind auch etliche Anbieter darunter, denen man schon mit der Moralkeule winken müsste angesichts ihrer dargebotenen Verkaufsstrategien und E-Mail-Terror um möglichst schnell Kasse zu machen.

Die DSGVO wird noch lange ein Thema sein, jetzt nach dem sie seit gestern greift erst recht. Langweilig wird es rund um dieses Thema nicht…. ist wieder mal ein Neuland.

10 Gedanken zu „DSGVO – Deutschlands zweiter D-Day nach 74 Jahren“

  1. Du sprichst da einige wunde Punkte an.

    Viele Blogger haben wegen der DSVGO ihren Blog geschlossen, bzw. das zum Anlass genommen, ihren Blog zu schließen, weil sie eh keine Lust mehr hatten.

    Dann kommt noch hinzu, das z. B. Ärzte ihre Seiten geschlossen haben, weil sie den Aufwand nicht schaffen.

    Und das mit der IP ist der allergrößte Witz. Kein Kommunikationsunternehmen speichert die IP länger als 7 Tage, und – ich meine das zu erinnern, kann man noch vor Ablauf der Frist diese nicht mehr nachvollziehen.

    Man hat damit der Meinungsfreiheit durch die Hintertür einen Bärendienst erwiesen – aber das hatte man sicher nicht im Sinn ;)

  2. Traurig wenn jemand sein Hobby aufgibt weil Leute etwas entscheiden welche die Materie „Internet“ weitestgehend nur vom Namen her kennen. Für etliche ist ein Blog auch eine Aufgabe, diese fällt dann einfach weg. Muss man nicht verstehen warum seitens der Politiker immer so übers Ziel hinausgeschossen wird. Dort wo es viel nötiger wäre passiert dann wieder nichts.
    IP
    IPs sagen doch relativ wenig aus. Vodafone, Deutschland…. ok, und was willst Du nun damit anfangen? Das kann jeder in der BRD sein. Bei einer Geo-Abfrage kommt oft ein Ort raus, der mit Deinem Wohnort gar nichts zu tun hat. Alles ein riesen großer Mist. Ich sag ja, wenn Leute über etwas entscheiden von dem sie nur ein bisschen Ahnung haben wenn überhaupt…..

    Vom „kleinen Mann“ fordern, im Strafen androhen und und und – aber selbst dann aktuell heute so etwas abliefern. Ist schon ein bisschen primitiv meinst nicht?
    Bundestag Webseite Verschlüsselung
    „Einen Bärendienst erwiesen“ – dem ist von meiner Seite aus nichts hinzuzufügen.

  3. Ich sag nur #Neuland :D.

    Das wird sich auch frühestens in 5 bis 10 Jahren ändern, weil dann sind diejenigen Politiker, die sich mit der Materie auskennen könnten, in dem / einen Alter, das sie in der Regierung was zu sagen haben könnten bzw. dürften: 50+

    1. Der Screenshot ist auch von Google Chrome. Ähm, wie kann eine normale http-Seite sicher sein? Kanzler-Bonus? :-) Ist sowieso egal, bei den „Oberen“ ist das wie immer etwas ganz anderes, kennt man doch.

    1. Das ist schon richtig. Was bei denen aber falsch läuft ist die Einstellung, dass beim Aufruf von http automatisch auf https umgeleitet wird. Diese Einstellung ist quasi ein Muss, sonst ist das ganze SSl nix wert wenn jemand nicht direkt https aufruft. Von daher…. 6 setzen.

  4. Ich habe auch erst einmal all meine Blogs in den Wartungsmodus geschickt, da ich keine Zeit hatte mich mit der Materie am Ende auseinanderzusetzen und auch kein Können um all dies umzusetzen.
    Wie ich aber las, sind reine Privatblogs davon ausgenommen?
    Da ich Blogs an Bord habe, die weder Werbung schalten, noch Google Analytics verwenden, frage ich mich, ob ich bei diesen nicht einfach die Kommentarfunktion/Kontakt Formular deaktiviere und gut ist? Denn die Datenschutzerklärungen habe ich bereits überall angepasst.
    Kommt Zeit, kommt Rat. Notfalls bleibt halt alles aus – leider.

    1. Die Materie ist sehr trocken und für Laien nicht gerade einfach. Wenn schon Rechtsexperten teilweise unterschiedlicher Meinung sind dann sagt das im Prinzip schon alles.

      Notfalls bleibt halt alles aus – leider.

      Von dem gehe ich jetzt mal nicht aus. Das wäre nicht nur schade, das wäre insbesondere im Blick auf den bereits geleisteten Aufwand bis hierher absolut kontraproduktiv.

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